Was zählt? Verkaufserfolge oder künstlerische Qualität? Um die begehrte ECHO-Trophäe zu gewinnen, muss man beides vorweisen. Bei der Preisverleihungsgala gibt es viel Glanz und Glamour - aber keine Überraschungen.
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Von Sol Gabetta bis Alfred Brendel: Der ECHO Klassik ehrt die Stars der Szene
Die ECHO KLASSIK-Preisverleihung ist alle Jahre wieder ein Stelldichein der großen Namen. Auch 2016 stehen bekannte Künstler auf der Bühne, um die begehrte Trophäe in den unterschiedlichsten Kategorien entgegenzunehmen.
Jonas Kaufmann - Bestseller des Jahres
Wie viele ECHOs stehen inzwischen bei dem deutschen Tenor im Regal? Nach eigenem Bekunden zählt er sie nicht mehr. Diesmal erhält Jonas Kaufmann den Preis in Verbindung mit "Nessun Dorma - The Puccini Album", das bei Sony Classical erschienen ist. Der Mär, dass die großen Sänger alle ausgestorben sind, straft er Lügen.
Bild: picture-alliance/dpa/C. Bilan
Teodor Currentzis - Sinfonische Einspielung
Jung, frech, exaltiert: Das Image des griechisch geborenen Wahlrussen ist bekannt - und seine Interpretationen sind es auch. Was er in Perm am östlichsten Rand Europas macht, wird auf dem ganzen Kontinent registriert - zum Beispiel die Aufnahme von Strawinskys "Sacre du Printemps" mit Currentzis und dem von ihm gegründeten Originalklang-Orchester MusicAeterna.
Bild: picture-alliance/Javier Del Real/Teatro Real
Berliner Philharmoniker - Ensemble/Orchester
Auf "Berliner Philharmoniker Recordings" erschienen die sieben Symphonien von Jean Sibelius: ein Meilenstein in der Ära Simon Rattles, der sich oft mit diesem prominentesten aller deutscher Orchester in Bereichen jenseits des Kernrepertoires vertieft. "Wir alle hoffen, dass dies möglichst viele Menschen dazu anregt, diese außerordentliche Musik kennenzulernen", sagt er in Bezug auf Sibelius.
Bild: picture-allianceBerliner Philharmoniker via AP/R. Davidson
Philippe Jaroussky - Sänger des Jahres
Auf "Green: Mélodies françaises sur des poèmes de Verlaine" sind 20 Komponisten vertreten, die im 19. und 20. Jahrhundert Gedichte von Paul Verlaine vertonten. Der Dichter gilt in Frankreich als eine Art nationaler Held, und die Stimme des Franzosen Philippe Jaroussky passt dazu. "Über allem schwebt Jarousskys schwerelos-packender, süchtig machender Countertenor. Formidable", schrieb FonoForum.
Bild: Virgin Classics/Marc Ribes
Anna Netrebko - Sängerin des Jahres
Ein "großartiges Team", eine "spannende Inszenierung", und "ein ganz besonderer Moment mit einer meiner Lieblingspartien": Die russische Diva ist voll des Lobes für die Produktion von Verdis "Macbeth" von der Metropolitan Opera. Hier sehen wir sie in einer Produktion von "Il Trovatore" in Salzburg. Egal wo: Bei Netrebko sind Erscheinung und Stimme immer beeindruckend.
Bild: Imago/Manfred Siebinger
Andreas Staier - Konzerteinspielung
Er galt früher als "Horowitz des Hammerklaviers", aber Andreas Staier ist ebenso auf dem modernen Konzertflügel wie auf dem Cembalo zu Hause - und nicht nur als Solokünstler. "Nichts ist schöner, als solche Musik mit Euch zu erarbeiten", sagte Staier der Dirigentin Petra Müllejans und dem Freiburger Barockorchester. Sie waren seine Mitstreiter auf einer Neuerscheinung von Bachs Cembalo-Konzerten.
Bild: presse
Sol Gabetta - Instrumentalistin/ Cello
Sie ist Cellistin, Ensemble-Gründerin, Dirigentin und Fernsehmoderatorin. Ihre Fanzahl sprengt die Grenzen des engeren Klassik-Fankreises. Dadurch verhalf sie der Musik des zeitgenössischen lettischen Komponisten Peteris Vasks zusammen mit dem Amsterdam Sinfonietta Musik zu einer weiten Verbreitung. Die Aufnahme heißt "Presence".
Bild: AP
Campino - Klassik für Kinder
ECHOs im Popbereich hat er mehrfach, aber: "Dass ich einmal einen ECHO KLASSIK erhalten würde, hätte sich meine Mutter nicht in ihren kühnsten Träumen ausgemalt." Campino, Leadsänger der deutschen Punk-Band "Die Toten Hosen", verlieh seine Sprechstimme einer Neuproduktion von Sergej Prokofjews "Peter und der Wolf". Für die musikalische Untermalung sorgte das Bundesjugendorchester.
Bild: picture-alliance/dpa
Alfred Brendel - Lebenswerk
Er war der erste, der sämtliche Klavierwerke Beethovens aufnahm. Sein Stil hat Generationen von Pianisten beeinflusst. 114 CDs mit Alfred Brendel sind im Frühjahr zu seinem 85. Geburtstag erschienen. Am 9. Oktober nimmt er den ECHO KLASSIK für sein Lebenswerk entgegen - sicher auch anschließend mit einem launischen Kommentar dazu. Der nicht mehr aktive Pianist ist auch für seinen Humor bekannt.
Bild: picture-alliance/dpa
Nikolaus Harnoncourt - Sinfonische Einspielung
Im März starb der berühmte österreichische Dirigent, Cellist und Pionier der historischen Aufführungspraxis. In Verbindung mit einer Aufnahme von Beethovens Sinfonien Nr. 4 und 5 auf Sony Classics wird der stilprägende Maestro posthum mit einem ECHO Klassik geehrt.
Bild: imago/SKATA
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Zum 23. Mal verleiht die Deutsche Phono-Akademie, das Kulturinstitut des Bundesverbandes Musikindustrie (BVMI), den ECHO KLASSIK. Allein daran kann man erkennen, nach welchen Kriterien die Entscheidungen der Jury fallen: Es sind größtenteils Veröffentlichungen der Plattenindustrie - ob auf CD oder als Download - und nicht Liveauftritte.
Dennoch gewinnt man einen guten Überblick über die Klassik-Szene, denn Deutschland gehört zu den größten Klassik-Märkten und der ECHO KLASSIK folglich zu den wichtigsten Musikpreisen der Welt. Der Preis ist das Klassik-Pendant zum ECHO, der alljährlich im März die Erfolge der Musikbranche insgesamt anerkennt.
Keine Überraschungen bei der Gala
Bereits im August wurden die Preisträger bekanntgegeben. Eine Jury aus Branchenexperten ermittelt dabei "die besten und erfolgreichsten Interpreten des Jahres", aber die Newcomer-Kategorien zeichnen auch junge Talente aus.
Bei der Gala im Konzerthaus am Gendarmenmarkt in Berlin am Sonntag (09.10.2016) werden 57 Künstler in insgesamt 23 Kategorien geehrt. Dazu gehören Sänger und Sängerin des Jahres, Musikeinspielungen aus diversen Epochen, audiophile Qualität auf CD oder DVD oder auch die Arbeit mit dem musikalischen Nachwuchs.
Der deutsche Fernsehsender ZDF überträgt die Preisverleihung mit Liveauftritten, unter anderen von der Pianistin Khatia Buniatishvili, vom Bläserensemble German Brass und von den Sängern Jonas Kaufmann, Philippe Jaroussky und Andrea Bocelli. Ebenfalls auf der Bühne stehen wird die russische Star-Sopranistin Anna Netrebko, die die Show maßgeblich mitgestaltet. Der deutsche Fernsehmoderator Thomas Gottschalk führt durch den Abend.