Austellung: Bauen in Flandern und den Niederlanden
15. Oktober 2016
"Maatwerk/Maßarbeit" nennt das Deutsche Architekturmuseum (DAM) eine Ausstellung zur Architektur aus Flandern und den Niederlanden. Was unterscheidet und verbindet die Baumeister beider Landstriche?
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"Maatwerk/Maßarbeit" im Frankfurter Architekturmuseum
Architektur aus Flandern und den Niederlanden ist derzeit im Frankfurter Architekturmuseum zu sehen. Fazit: Die Baumeister beider Landstriche trennt zwar einiges - doch die Traditionen wachsen immer mehr zusammen.
Bild: K. Borghours
Ein Baum, der durch die Küche wächst...
"Boxy Kitchen" hat der Architekt Maarten Van Severen sein Gestaltungsprojekt im belgischen Deurle genannt. Natur und Wohnen rücken zusammen. Ideenreich und verspielt präsentiert sich die flämische Baukunst.
Bild: Maarten Van Severen Foundation, Ghent/S. Bollaert
Das Haus am Haus
Im belgischen Mortsel steht dieses Wohnhaus, das durch geschickte Anbauten platzsparend erweitert wurde. Bevorzugtes Spielfeld flämischer Architekten war und ist der Wohnungsbau - ganz im Gegensatz zu niederländischen Großbauten.
Bild: K. Borghouts
Architektonischer Meilenstein
Zwischen zwei Hafenbecken der Schelde zwängt sich das Antwerpener MAS, das Museum am Strom. Unter seinem Dach versammelt es die Sammlungen von vier Museen. Die flandrische Metropole hat mit dem Entwurf der belgischen Architekten Neutelings-Rieijk einen Publikumsmagneten geschaffen, der Besucher aus aller Welt anzieht.
Bild: Museum aan de Stroom, Antwerpen/K. Borghouts
Anlehnung an Mondrian
Streng geometrisch und unaufgeregt abstrakt: An die Bildgestaltung eines Piet Mondrian erinnert die Beton-Fassade dieses Wohnhauses im belgischen Ketelvest bei Gent. Der Entwurf steht für die künstlerisch-spielerische Tradition flämischer Baumeister.
Bild: M. De Cleene
Mischung aus alt und neu
Das ist das frühere Hafengebiet von Amsterdam: Die "Oostelijke Handelskade" wurde seit den 1990er Jahren zum modernen Wohn- und Geschäftszentrum ausgebaut. An die früheren Pioniere der Meere erinnert das Schifffahrtsmuseum - das Konzerthaus Muziekgebouw bietet zeitgenössische und klassische Musik. In den ehemaligen Lagerräumen sind heute Büros, Werkstätten und Bars untergebracht.
Bild: M. De Cleene
Wärme aus dem Uithof
Im niederländischen Utrecht steht dieses ungewöhnliche Konstrukt - und zwar im Stadtteil "Uithof", der für seine ungewöhnlichen Architekturbauten bekannt ist. Dazu gehört auch dieses Wärmekraftwerk, das von Liesbeth van der Po designt wurde und nicht nur durch seine orange-rote Farbe hervorsticht. Mit seinen kompakt aufragenden Säulen wirkt es wie ein umgedrehter Tisch.
Bild: M. De Cleene
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Als Ehrengäste der Frankfurter Buchmesse präsentieren sich Flandern und die Niederlande in diesem Jahr als grenzübergreifender Kulturraum - zum zweiten Mal nach 1993. "Wir haben vieles gemeinsam", sagt Ausstellungsmacherin Sofie de Caigny, "natürlich die Sprache, aber auch bei Literatur, Theater oder Film gibt es große Schnittmengen." Das Begleitprogramm der Frankfurter Buchmesse, die in Kürze beginnt, richtet den Blick deshalb auch auf die flämisch-niederländische Baukunst.
Planen und bauen die Architekten in Flandern, dem nordbelgischen Landstrich, anders als in den angrenzenden Niederlanden? Oder gibt es Parallelen? Das herauszufinden, bleibt den Besuchern im Frankfurter DAM überlassen. Die Schau "Maatwerk/Maßarbeit" (ab 8.10.2016) gibt - mit Hilfe von Architekturmodellen und Fotos - Einblicke in die Architekturszenen beider Regionen.
Streng geometrisch und unaufgeregt abstrakt wirkt etwa dieses Wohnhaus im belgischen Ketelvest, dessen Fassade an die Bildgestaltung eines Piet Mondrian erinnert. Oder das Projekt einer offenen Küche in dem belgische Deurle: Architekt Maarten Van Severen lässt einen leibhaftigen Baum mitten durch den Raum wachsen. Natur und Wohnen rücken zusammen.
Architektonische Kulturen wachsen zusammen
Die Schau soll zeigen: Blühte die flämische Architektur eher im Verborgenen und außerhalb des Rampenlichts, so wirken die Entwürfe nicht weniger witzig und einfallsreich als die spektakulären Großbauten niederländischer Machart. Unter dem Label "Superdutch" erregten sie internationale Aufmerksamkeit, was der Politik entgegenkam. "In den letzten 30 Jahren waren die Baukulturen beider Regionen sehr unterschiedlich", sagt Kuratorin de Caigny. In Flandern habe sich, frei von staatlichem Druck, eine junge Architektengeneration mit einer eigenen, eher künstlerischen Handschrift etabliert.
"Erst die Finanzkrise 2008 brachte die Wende", so de Caigny. Seither hätten sich beide Szenen einander stark angenähert. Die Bedingungen für Planen und Bauen seien ähnlicher geworden. Die Architekten gründeten einen gemeinsamen Verband, die gegenseitigen Einflüsse hätten sich verstärkt. "Heute ergänzen sich beide architektonischen Kulturen", sagt de Caigny, "das wollten wir zeigen." Die Ausstellung "Maatwerk/Maßarbeit" verspricht also so manche Entdeckung.