Eigentlich ist das britische Königshaus deutsch. Doch im Ersten Weltkrieg wollte sich König George V. von seinen Vorfahren distanzieren, legte seinen deutschen Namen ab und gründete kurzerhand das Haus Windsor.
Bild: picture-alliance/dpa/PA Wire/Yui Mok
Anzeige
100 Jahre Windsors
Die Erfolgsgeschichte der Windsors beginnt 1917 mit einer Namensänderung, die vor allem eins bedeutete: Abgrenzung von Deutschland. Aus dem Haus Sachsen-Coburg-Gotha wurde das Haus Windsor. Eine Erfolgsgeschichte.
Bild: AFP/Getty Images/C. de Souza
Eine schrecklich nette Familie
Das Konzept der "royal family" entstand Mitte des 19. Jahrhunderts - mit Prinz Albert, Königin Victoria und ihren neun Kindern. Seitdem ist nicht mehr nur eine Königin oder ein König für das britische Empire zuständig, sondern eine ganze Familie. Die Windsors haben dieses Konzept modernisiert und perfektioniert. Heute akzeptiert die Queen sogar die zweite Frau ihres Sohn Charles in der Familie.
Bild: picture-alliance/dpa/PA Wire/Yui Mok
Monarchie in Gefahr
George V. (1865-1936, rechts) sah seinem Cousin Zar Nikolaus II. von Russland zwar zum Verwechseln ähnlich - als dieser jedoch nach der Februarrevolution 1917 abdanken musste, distanzierte sich George V. Das Angebot für politisches Asyl zog er kurzerhand zurück - zu groß war die Gefahr, dass es auch im eigenen Königreich zu Unruhen kommen könnte. Kurz darauf wurde Nikolaus II. ermordet.
Bild: picture-alliance/Heritage Images
Erfolg als Windsor: George V.
Im Ersten Weltkrieg noch umstritten, stabilisierte sich die Regentschaft George V. nach der Namensänderung in Windsor zusehends. Während anderswo die Monarchien bröckelten, führte George V. das Königreich durch die Wirtschaftskrise und gewährte den britischen Kolonien die Unabhängigkeit innerhalb des Commonwealths.
Bild: picture-alliance/akg-images
Der Sündenfall: Edward VIII.
Nach dem Tod von George V. folgte ihm 1936 sein Sohn Edward VIII. auf dem Thron. Seine Regentschaft dauerte nur 326 Tage, Edward war der am kürzesten amtierende König der britischen Geschichte. Die Beziehung des Lebemanns zur US-Amerikanerin Wallis Simpson führte zum Eklat und einer handfesten Verfassungskrise - die konservative Regierung zwang ihn schließlich zur Abdankung.
Bild: picture-alliance/Photoshot
Bewahrte Haltung in der Krise: George VI.
Sein jüngerer Bruder Albert sprang in die Bresche und wurde 1937 als George VI. gekrönt. Mit seiner Frau Elizabeth und den beiden Töchtern Elizabeth und Margaret Rose brachte er wieder eine heile Familie mit. Er führte das Land durch den Zweiten Weltkrieg, bezahlte die Belastungen aber mit seiner Gesundheit: 1952 starb er an arterieller Thrombose.
Bild: picture-alliance/IMAGNO/Austrian Archives
Schloss Windsor als Rückzugsort
Eines der Erfolgsrezepte der Windsors ist ihre Kontinuität in Krisenzeiten: Während des Zweiten Weltkriegs teilte die Königsfamilie die Entbehrungen der einfachen Bevölkerung und lebte beispielsweise selbst nur von Lebensmittelrationen. George blieb trotz deutscher Bombenangriffe und der Beschädigung des Buckingham Palace in London. Nur die Wochenenden verbrachte er mit der Familie in Windsor.
Bild: picture-alliance/IMAGNO/Austrian Archives
"We want the king!"
Mit ihrem Einsatz und ihrer Entschlossenheit waren die Mitglieder der königlichen Familie zu Symbolfiguren des britischen Widerstands gegen den Faschismus geworden. Nach der Kapitulation der deutschen Wehrmacht am 8. Mai 1945 skandierte eine jubelnde Menschenmenge vor dem Buckingham Palace: "We want the King!" George VI. war auf dem Höhepunkt seiner Popularität.
Bild: picture-alliance/akg-images
Royale Hochzeiten als Massenevent
Schon 1947 kamen die Menschen scharenweise zur Vermählung der Kronprinzessin Elizabeth mit Philip Mountbatten. Die Königstochter erwies sich als Glücksfall für die britische Krone: Seit 1952 steht sie für Kontinuität. Eine weitgehend skandalfreie Ehe und vier Kinder sicherten den Fortbestand der Windsors in Zeiten, in denen sich viele Monarchien auflösten.
Bild: picture-alliance/akg-images
Der unglückliche Thronfolger: Prinz Charles
Die Ehe zwischen Prinz Charles und Lady Diana soll nie glücklich gewesen sein. Sie endete 1992 in einem unschönen Medienspektakel, die dem Ansehen der königlichen Familie schadete. Die beiden Söhne mussten nicht nur die Scheidung 1996, sondern auch den plötzlichen Unfalltod der Mutter 1997 verkraften. Erst mit viel Abstand wurde Prinz Charles wieder ein respektiertes royales Familienmitglied.
Bild: picture-alliance/dpa
Ein Königreich feiert Geburtstag
2016 wurde Elizabeth' 90. Geburtstag (Bild), 2012 ihr diamantenes Thronjubiläum gefeiert. Sie hat den Thron länger inne als jeder britische Monarch vor ihr. Derzeit ist sie das am längsten amtierende Staatsoberhaupt der Welt. Trotz zunehmender Kritik der Medien an der Königsfamilie scheint die Unterstützung der Monarchie unter Königin Elizabeth II. ungebrochen.
Bild: imago/i Images
Das royale Traumpaar: William & Kate
Nach der unrühmlichen Scheidung seines Vaters und dem tragischen Tod seiner Mutter war das Privatleben des Queen-Enkels William von besonders hohem Medieninteresse. In Kate Middleton hat er eine Partnerin gewählt, die in der "royal family" ihre Rolle ausfüllen kann und will. Zwei kleine Thronfolger inklusive.
Bild: AFP/Getty Images/C. de Souza
Die nächste Generation: Charlotte & George
Die jüngsten Sprosse der Windsors sind schon in jungen Jahren Medienphänomene. Als "Prince George effect" wird der Einfluss bezeichnet, den Prinz George auf die Wirtschaft und die Pop-Kultur hat. Kurz gesagt: Was George trägt oder nutzt, wird besser verkauft. Im zarten Alter von zwei Jahren gehörte der Prinz laut des Männermagazins "GQ" schon zu den 50 bestangezogensten Männern Großbritanniens.
Bild: imago/i Images
12 Bilder1 | 12
Die Geschichte des britischen Königshauses Windsor beginnt mit antideutschem Ressentiment. Tatsächlich gaben antideutsche Gefühle den eigentlichen Gründungsimpuls für die Dynastie der Windsors. Denn während das Schloss Windsor auf eine tausendjährige Tradition zurückblicken kann, gibt es das Haus Windsor erst seit 1917. Am 17. Juli benannte George V. die königliche Familie einfach um. Der angestammte Name des britischen Königs war Sachsen-Coburg und Gotha - für Kriegszeiten einfach zu deutsch!
Bedrohte Monarchien in Europa
Während an der Westfront Millionen britische, französische und deutsche Soldaten starben, verschärfte sich in London der Ton gegenüber dem König. Im März 1917 wurde London angegriffen - auch vom Langstreckenbomber "Gotha G.IV." Dass nun der amtierende König den gleichen Namen trug wie ein Bomber, der im so genannten "Englandgeschwader" Angriffe auf London flog, sorgte für Irritationen.
Deutscher Bomber "Gotha G.IV" im Ersten WeltkriegBild: picture-alliance/Mary Evans Picture Library
Außerdem endete im März 1917 die russische Zarenzeit mit einem Knall: Nach der Februarrevolution sah sich Zar Nikolaus II., ein Cousin von George V., zur Abdankung gezwungen. George V. zog das britische Asylangebot aus Angst vor Aufständen im eigenen Lande schnell wieder zurück. Die Romanows wurden nach Sibirien geschickt und umgebracht.
Deutsches Erbe in Großbritannien
Vor diesem Hintergrund entschloss sich George V. alle deutschen Verbindungen zu kappen. Es war der königliche Privatsekretär Lord Stamfordham, der die Umbenennung vorgeschlagen haben soll - ein Clou. Nicht nur George V. selbst, auch all seine britischen Verwandten legten ihre deutschen Adelstitel ab und nahmen britische Nachnamen an. Damit wurde er Angreifern Herr, wie dem Premierminister David Lloyd George, der König George V. als "meinen kleinen deutschen Freund" betitelt haben soll.
Namensgeber der Windsors: Das königliche Schloss WindsorBild: picture alliance/empics/S. Parsons
Die deutschen Wurzeln der britischen Thronfolger gehen auf Queen Victoria zurück, die zwischen 1837 und 1901 Herrscherin über das Weltreich war. Sie selbst war eine direkte Nachfahrin von Georg I., der 1714 als Kurfürst von Hannover in Personalunion auch den Königsthron in London bestieg und so die Regentschaft des Welfenhauses auf der Insel begründete. Durch ihre Heirat mit Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha legte Victoria den Grundstein für dessen Geschlecht auf den britischen Inseln.
Glücksgriff Windsor
George V. konnte seine Regentschaft festigen, er überdauerte auch die Weltwirtschaftskrise. Sein silbernes Thronjubiläum wurde 1935 groß gefeiert, auch in den Überseegebieten. Als sein Sohn Edward VIII. die Thronfolge antrat, war es jedoch erstmal aus mit der Stabilität: Der Lebemann hatte mehr Playboy-Charme als royalen Gestus, und so hielt er auch die Regentschaft nicht lange durch. Aus Liebe zu seiner US-amerikanischen Freundin Wallis Simpson dankte er ab - nach nicht mal einem Jahr als König. Eine echte Krise für die Windsors.
Familienausflug an die Heimatfront: Elizabeth, George VI. und ihre Töchter 1942 Bild: picture-alliance/dpa/empics
Der kleine Bruder sprang in die Bresche und steuerte das Königreich als George VI. durch den Zweiten Weltkrieg. Er und seine Frau Queen Elizabeth (später als "Queen Mum" bekannt) setzten ein Beispiel an Pflichtbewusstsein, Durchhaltewillen und Selbstlosigkeit. Außerdem entsprachen sie mit ihren zwei Töchtern wieder dem Bild einer royalen Familie, die zueinander stand. Eines der Erfolgsrezepte, die die Windsors bis heute perfektioniert haben.
Königliche Hochzeit: Elizabeth II. mit ihrem Ehemann Philip Mountbattan auf dem Balkon des Buckingham PalaceBild: picture-alliance/akg-images
Die Queen und ihre Sorgenkinder
Elizabeth II. folgte ihrem Vater 1952 auf dem Thron. Seit mittlerweile 65 Jahren steht sie nun für Stabilität und Unerschütterlichkeit im britischen Königshaus. Dabei setzt sie noch mehr als zuvor auf das Konzept der "royal family". Entsprechend ungelegen kamen die Eheprobleme ihres Sohnes Charles mit Diana, der Prinzessin von Wales. 1992 war ein schlimmes Jahr für die Queen: Prinzessin Anne und Mark Phillips ließen sich scheiden, Prinz Charles und Diana trennten sich offiziell, Prinz Andrew verließ seine Ehefrau Sarah ("Fergie") Ferguson und dann kamen auch noch Interna aus der zerrütteten Ehe von Charles und Diana an die Öffentlichkeit.
Kate und William sorgen für royalen Nachwuchs
Prinz George und Prinzessin CharlotteBild: imago/Starface
1997 starb Diana, die "Königin der Herzen", nach einem Autounfall. Seitdem richteten sich die Augen der Öffentlichkeit vor allem auf ihre Söhne, die Prinzen Harry und William. Letzterer ist die Nummer Zwei in der Thronfolge. Als junger Erwachsener wurde er zu einem begehrten royalen Junggesellen. Während seines Studiums der Kunstgeschichte an der St. Andrews Universität lernte er Kate Middleton kennen und lieben. Fortan verfolgten die Medien ihre Beziehung auf Schritt und Tritt.
Endlich boten sie im Jahr 2011 dem Vereinigten Königreich die lang ersehnte königliche Hochzeit. Etwa zwei Milliarden Menschen sahen sich das Ereignis im Fernsehen oder per Live-Stream an.
Kate brachte mit ihrer Affinität zu Mode eine zeitgemäße Eleganz in die veraltete monarchische Institution. Und auch die beiden Kinder von Kate und William, Prinz George und Prinzessin Charlotte, begeistern heute die Fans der Royals.