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Wiederentdeckt

Jochen Kürten28. August 2008

Es hat gedauert, bis die Deutschen einen ihrer besten Regisseure wiederentdeckt haben. Als sich der Neue Deutsche Film in den 60er Jahren von Opas Kino verabschiedete wurde Helmut Käutner als Routinier abgestempelt.

Helmut Käutner (Quelle: DPA)
Helmut Käutner (1978)Bild: picture-alliance/ dpa
Originalplakat "Unter den Brücken"

Die Erlebnisse der beiden Fluss-Schiffer Willy und Hendrik in dem Film "Unter den Brücken" gehören zum poetischsten und besten, was das deutsche Kino im vergangenen Jahrhundert zustande gebracht hat.

Dabei war Helmut Käutners Film unter schwierigen Bedingungen entstanden. Gedreht im Jahre 1944, uraufgeführt erst nach dem Krieg, gehört "Unter den Brücken" zu den raren künstlerischen Werken der Zeit, die weder im Dienste der Nazionalsozialisten standen noch belanglose Unterhaltung boten. Käutner verstand es, das Politische im Privaten zu spiegeln. Seine Filmkunst erinnerte an die großen Meister des poetischen Realismus in Frankreich.

Arbeiten im Krieg

1980 starb Deutschlands bekanntester Nachkriegsregisseur in Italien. Damals waren vor allem sein im Krieg entstandenes Frühwerk sowie seine Erfolgsfilme aus den 1950er-Jahren im Gedächtnis. Während die Nazis noch am Ruder waren, gelang Käutner mit den Filmen "Unter den Brücken", "Romanze in Moll" und "Große Freiheit Nr. 7" ein kleines Filmwunder-Werk. Weder hatte er sich den Propagandavorgaben untergeordnet, noch war er in belanglose Unterhaltung abgedriftet. Und viele seiner Arbeiten sind noch heute sehenswert.

Erfolge auch im Ausland

Filmszene aus "Des Teufels General" mit Curd JürgensBild: dpa

Für seinen in Jugoslawien gedrehten Antikriegsfilm "Die letzte Brücke" erhielt er Preise unter anderem bei den Filmfestspielen in Cannes. In seinem Drama "Ludwig II." beeindruckte Deutschlands Nachkriegsstar O. W. Fischer als zwischen Genie und Wahnsinn zerissener bayerischer König.

Heinz Rühmann als "Hauptmann von Köpenick"Bild: AP

"Des Teufels General" war eine, wenn auch nicht immer konsequente Auseinandersetzung mit deutscher Autoritätsgläubigkeit und dem Kriegsgeschehen. Die Zuckmeyer-Verfilmung "Der Hauptmann von Köpenick" mit Heinz Rühmann in der Titelrolle entwickelte sich früh zum Evergreen deutscher Unterhaltungskunst.

Kein Freund der jungen Wilden

Doch auch 28 Jahre nach dem Tod Käutners warten einige Filme des Meisters noch auf ihre Wiederentdeckung. In der Alfred-Andersch-Verfilmung "Die Rote" nahm er zum Beispiel stilistische Merkmale des Neuen Deutschen Films vorweg.

Doch die Regisseure der damaligen Neuen Deutschen Welle wollten mit Käutner nicht viel zu tun haben. Er galt als Vertreter von Opas Kino, als konventionell und wenig inspiriert. Kaum ein Produzent wagte die Zusammenarbeit mit dem Regisseur. Käutner wechselte das Medium und arbeitete überwiegend fürs Fernsehen, das ihm sicherere Arbeitsbedingungen bot.

Käutner zu Ehren

So kann man auch heute noch - im Jahr seines 100. Geburtstages - einige Wiederentdeckungen machen. In seiner Geburtsstadt Düsseldorf, wo er am 25. März 1908 geboren wurde, zeigt das Filmmuseum derzeit eine kleine Helmut-Käutner-Ausstellung. Plakate, Briefe und andere Dokumente werden präsentiert.

In mehreren deutschen Städten werden außerdem Käutner-Werkschauen gezeigt, und das Goethe-Institut sorgt dafür, dass der Regisseur auch einem Publikum im Ausland nahe gebracht wird.