Er war ein Jahrhundertregisseur. Und seine Werke faszinieren noch heute: Fritz Lang drehte visionäre Stummfilme, schuf ein breites Œuvre und setzte sich auch in Hollywood durch.
Anzeige
Fritz Lang - Seine wichtigsten Kinofilme
Er schuf wegweisende Filmklassiker wie "Metropolis". Im Exil in Hollywood drehte er mit großen Stars. Und kehrte 1956 als Regisseur nach Deutschland zurück.
Bild: Flash-Galerie
Der Mann mit der Augenklappe
Fritz Lang öffnete den Deutschen den Blick auf die Möglichkeiten des Films. Für viele Experten ist der 1890 in Wien geborene Filmemacher der wichtigsten Regisseure des deutschsprachigen Kinos. Einer der einflussreichsten war er ohne Frage.
Bild: Flash-Galerie
"Dr. Mabuse" (1922)
Fritz Lang drehte seine ersten Filme, als es noch Stummfilme gab. Er lernte schnell, seine Geschichten nur über die Kraft der Bilder zu erzählen. In den beiden Filmen mit dem dämonischen Verbrecher Dr. Mabuse nahm er - nach Meinung vieler Experten - die späteren Geschehnisse des Nationalsozialismus vorweg.
Bild: picture-alliance/dpa/IFTN
"Die Nibelungen" (1924)
In dem Monumentalfilm "Die Nibelungen", aufgeteilt in die beiden Folgen "Siegfried" und "Krimhilds Rache", erzählte Fritz Lang seinem Publikum den nationalen Mythos der Deutschen auf der Leinwand nach. Heute würde man sagen: Das war der erste große Fantasyfilm der Kinogeschichte.
Bild: picture alliance/United Archives
"Metropolis" (1927)
Zum folgenreichsten Werk des Regisseurs wurde "Metropolis". Das frühe Science-Fiction-Epos wurde zum Vorbild für viele spätere Filme - vor allem Hollywood ließ sich von "Metropolis" oft inspirieren. Das Original wurde später mehrfach aufwendig restauriert und in Berlin vor dem Brandenburger Tor wieder aufgeführt.
Bild: picture-alliance/ dpa
"Frau im Mond" (1929)
Fritz Lang war ein sehr einfallsreicher und fantasievoller Regisseur. Am Set seiner Filme - hier bei den Dreharbeiten für die "Frau im Mond" - experimentierten er und sein Team mit unterschiedlichen Kameraperspektiven, mit Licht und Schatten - und später natürlich auch mit dem Ton.
Bild: picture-alliance/dpa/kpa
"M - Eine Stadt sucht einen Mörder" (1931)
Auch "M" wurde zu einem Meisterstück des Regisseurs. Unvergessen und vielfach von der Kritik gelobt: der Schauspieler Peter Lorre in der Rolle eines krankhaften Kindermörders. Die Szenen, in denen der gehetzte Verbrecher auf der Flucht ist, gehören zu den eindrucksvollsten Sequenzen im Gesamt-Werk von Fritz Lang.
Bild: picture alliance / United Archiv
"Blinde Wut" (1936)
Nachdem Fritz Lang Deutschland 1933 nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten verlassen hatte, drehte er im Exil einen Film in Frankreich. In Hollywood sollte Fritz Lang dann später schnell Fuß fassen. "Blinde Wut" mit Spencer Tracy (l.) und Silvia Sidney war sein erster Film in den Vereinigten Staaten.
Bild: picture-alliance/dpa/B.Reisfeld
"Gehetzt" (1937)
Die tragische und schier ausweglose Geschichte eines Paares erzählte Lang in seinem zweiten Hollywood-Film "Gehetzt" auf eindrucksvolle Art und Weise. Hierfür entwarfen der Regisseur und sein Kameramann Leon Shamroy faszinierende Schwarz-Weiß-Bilder und eine innovative Szenenbilder.
Bild: picture-alliance/dpa/akg-images
"Rache für Jesse James" (1940)
Fritz Lang passte sich den Gegebenheiten im amerikanischen Studiosystem an und konnte ab Mitte der 1930er Jahre kontinuierlich arbeiten. Mit Erfolg versuchte er sich in verschiedenen Genres - wie hier im Western "Rache für Jesse James" mit Henry Fonda (r.).
Bild: picture-alliance/dpa/akg-images
"Auch Henker sterben" (1943)
Der Regisseur, der vor den Nationalsozialisten geflohen war, beschäftigte sich auch in seinen Filmen in der neuen Heimat USA mit der prekären Situation in Deutschland. "Auch Henker sterben" erzählt die Geschehnisse um das Attentat auf den NS-Statthalter in Prag Reinhard Heydrich.
Bild: picture-alliance/dpa/United Archives/IFTN
"Gefährliche Begegnung" (1944)
Fritz Lang drehte einige der beeindruckendsten Werke des Film Noir, jener ästhetischen Filmsprache, die viel mit Licht und Schatten, mit den verschiedensten Schwarz-Weiß-Nuancen und abenteuerlichen Kameraperspektiven arbeitete. Oft waren es Kriminalfilme mit verzweifelten, getriebenen Charakteren - hier eine Szene aus "Gefährliche Begegnung".
Bild: picture-alliance/dpa
"Geheimnis hinter der Tür" (1947)
Während vieler seiner berühmten Stummfilme in Deutschland heute zumindest bei Cineasten bekannt sind, gibt es bei den Filmen aus der amerikanischen Phase des Regisseurs immer noch Entdeckungen zu machen. So ist der 1948 entstandene Film "Geheimnis hinter der Tür" eines der "unbekanntesten" Werke des Meisters.
Bild: picture-alliance/dpa/akg-images
"Gardenia" (1953)
Andere hingegen, wie der Kriminalfilm "Gardenia" (1953) mit Anne Baxter und Richard Conte sind zumindest in den deutschen Fernsehprogrammen immer wieder zu sehen. Der Titel bezieht sich auf den Song "Blue Gardenia" und wird im Film von Nat King Cole gesungen.
Bild: picture-alliance/dpa/United Archives/IFTN
"Heisses Eisen" (1953)
Auch "Heisses Eisen" gilt als unterschätzes, gleichwohl sehr wichtiges Film- Noir-Werk, das andere Regisseure späterer Generationen beeinflusste. In dem harten Polizei-Thriller spielen unter anderem die Hollywood-Stars Glenn Ford (l.) und Lee Marvin (M.) mit.
Bild: picture-alliance/dpa/Röhnert
"Der Tiger von Eschnapur"
Fritz Lang kehrte 1956 nach Europa zurück. In Deutschland konnte er noch drei Filme realisieren. Sie waren eher Unterhaltungsfilme und gelten als nicht mehr so stark wie sein früheres Werk. Weltweit werden sie weiter im Kino aufgeführt - in einer Retrospektive 2014 in Brasilien z.B., wo auch der Filmklassiker "Der Tiger von Eschnapur" lief.
Bild: Deutsche Kinemathek
15 Bilder1 | 15
Man kann nun wirklich nicht sagen, dass Fritz Lang in den vergangenen Jahren in Deutschland nicht oft genug gewürdigt worden wäre. Seine berühmten Stummfilme wurden in aufwendig restaurierten Fassungen in festlichem Rahmen wiederaufgeführt. Festivals und Filmmuseen veranstalteten Retrospektiven und Werkschauen seines Œuvres. Das alles wurde auch publizistisch begleitet. So gibt es international wohl nur wenige andere Filme, über die so viele Bücher geschrieben worden sind wie über Langs Zukunftsvision "Metropolis".
Ein kultureller Exportschlager - die Filme Fritz Langs
Und doch kann man sich natürlich auch im 125. Geburtsjahr des berühmten Regisseurs - Fritz Lang erblickte am 5. Dezember 1890 in Wien das Licht der Welt - wieder am so überaus reichen Œuvre erfreuen. Auch im Ausland, wo vom Goethe-Institut und anderen Einrichtungen die Filme des Regisseurs immer wieder gern gezeigt werden.
Fritz Lang ist sicher einer der kulturellen Exportschlager Deutschlands - wenn man den in Österreich geborenen Regisseur, der lange in den USA gearbeitet hat, denn als Deutschen definiert. Er verfügte im Übrigen über drei Staatsbürgerschaften, die seines Geburtslandes, die deutsche und die US-amerikanische.
Insofern ist es kein Fehler, wenn man sich nun auch im 125. Jahr seiner Geburt wieder einmal zurückerinnert an diesen visionären Filmemacher. Mit "Der müde Tod" hatte Lang 1921 einen ersten großen Erfolg gefeiert, dem er dann monumentale Filme folgen ließ. Die sollten ihn weltweit bekannt machen: "Die Nibelungen", "Metropolis", die "Mabuse"-Filme sowie das bis heute einflussreiche Werk "M - Eine Stadt sucht einen Mörder".
Karriere in Deutschland und in den USA
1933 folgte der Bruch mit der deutschen Filmindustrie, nachdem Joseph Goebbels noch versucht hatte, den Regisseur für Propagandazwecke der NSDAP einzuspannen. Interessant ist in diesem Zusammenhang zu erfahren, dass Fritz Lang nicht unmittelbar nach dem vielzitierten Gespräch mit Goebbels das Land verließ, wie es der Regisseur selbst später immer kolportiert hatte.
Lang ließ sich zunächst noch Zeit, arbeitete weiter und ging erst Monate später ins Exil nach Paris. Wir verdanken diese Erkenntnis der vor kurzem erschienenen umfassenden Fritz-Lang-Biografie des Filmwissenschaftlers Norbert Grob. Es gibt also auch heute noch immer wieder neu zu entdeckende Kapitel im Leben und Werk dieses Jahrhundert-Regisseurs.
Fritz Lang: am liebsten unabhängig
Nach dem französischen Intermezzo gelang dann der Sprung nach Hollywood, wo er zwar zu einem fleißigen und auch erfolgreichen Regisseur wurde, aber nie fest verwurzelt war. Fritz Lang, so Norbert Grob in seinem detailreichen Buch, war wohl auch aufgrund seiner Persönlichkeitsstruktur wenig geeignet, sich dem starren Studiosystem unterzuordnen. Einem System, in dem mächtige Produzenten und Studiobosse das Ruder in der Hand hielten und nicht der jeweilige Regisseur.
Ein persönliches Ereignis mit Folgen …
Grob hat in seiner detailreichen Auseinandersetzung mit Fritz Lang noch etwas anderes herausgefunden, was zu Neu-Interpretationen seiner Filme geradezu einlädt. Nach dem bis heute nicht völlig geklärten Tod seiner ersten Ehefrau, die durch einen Pistolenschuss zu Hause starb, während sich der junge Fritz Lang nebenan mit seiner Geliebten und späteren Ehefrau Thea von Harbou vergnügte, war er unter Mordverdacht geraten. Von diesem Vorwurf wurde er zwar später freigesprochen, doch der Schock saß tief.
Fritz Lang begann, alles zu notieren, aufzuzeichnen, führte ein akribisches Buch seiner Tätigkeiten. Wohl auch, um die vollständige Kontrolle über sein Leben zu erhalten. Das Thema des zu Unrecht Verdächtigten spielte später in seinen Hollywood-Filmen oft eine entscheidende Rolle.
Ein Mann mit Einfluss auf die Filmgeschichte
Nach seiner Rückkehr nach Deutschland konnte er noch drei Filme realisieren - seine künstlerische Kraft fand er im Nachkriegsdeutschland allerdings nicht wieder. Fritz Lang starb 1976 in Los Angeles. Er hat uns Zuschauer und der Welt des Kinos so viele inspirierende, künstlerisch visionäre und noch heute atemberaubend spannende Filme hinterlassen, dass sich die Beschäftigung mit diesem Regisseur immer noch und wohl auch weiterhin lohnt. Auch nach seinem 125. Geburtstag.