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Reise

Vor 200 Jahren: Turner malt am Rhein

28. Februar 2017

Der britische Maler William Turner gilt als einer der Väter der Rheinromantik. Zwei Jahrhunderte nach seiner ersten Reise an den Fluss können Touristen seine Malorte wiederentdecken.

Pfalzgrafenstein
Bild: Fotolia/LianeM

Zu Fuß und im Boot bereist ein britischer Maler das Mittelrheintal. Die größte Burgendichte der Welt, steile Weinberge und alte Städtchen: Er skizziert viele Ansichten des Tals - Grundlage für seine Aquarelle, die später in England entstehen. Die erste Ankunft von William Turner am Rhein ist nun 200 Jahre her. Er gilt als einer bedeutendsten britischen Maler - und ein Teil seines Werkes als Inbegriff der Rheinromantik. Turner (1775-1851) ist ein Meister des Lichts. Seine Landschaftsbilder verweisen schon auf den späteren Impressionismus - und tragen im 19. Jahrhundert zur Beliebtheit des Reiseziels Rheintal in England bei. Touristiker wollen aus dem Jubiläum Kapital schlagen. Bodenplatten sollen Turners Malstandorte markieren und eine Internetseite Informationen liefern. 

Das Spiel mit dem Licht

Am 19. August 1817 verbringt William Turner bei Köln seinen ersten Tag am Rhein. Er reist weiter flussaufwärts bis Mainz und wieder zurück, steigt hoch hinauf zu Burgen und zeichnet auch auf dem Wasser in Booten. Am 31. August 1817 verlässt der Maler das Rheintal wieder, im Gepäck viele Skizzen von Burgen und Kirchen, Felsen und Weinbergen.

"The Lorelei Rock" von William Turner (1817)Bild: The Bridgeman Art Library

Der heutige Künstler Armin Thommes aus St. Goar wanderte auf Turners Spuren im Welterbe Oberes Mittelrheintal zwischen Koblenz und Bingen und hat 26 Standorte herausgefunden. Turner hat 1817 mehrere Skizzenbücher im Gepäck gehabt. "Er hat hier sehr viele, auch kleinere Studien, etwa von Gebäudeteilen, gezeichnet", berichtet Thommes. Besonders viele Skizzen hat Turner in St. Goarshausen und St. Goar im Herzen des heutigen Unesco-Welterbes nahe dem weltberühmten Felsen der Lorelei angefertigt. Daher sollen bis zum Frühsommer in diesen gegenüberliegenden Städtchen drei der insgesamt 23 Bodenplatten verlegt werden, wie Sara Scheer vom Zweckverband Welterbe Oberes Mittelrheintal erklärt. Nach und nach sollen die weiteren Bodenplatten folgen. Laut Scheer sind sie hochwertig und kosten pro Stück fast 10.000 Euro. Die kreisrunden Bronzeplatten mit einem Durchmesser von einem Meter, erklärenden Worten und dem QR-Code für die geplante Internetseite zeigen jeweils eine stilisierte Turner-Skizze. Dazu kommen eingeprägte Fußstapfen. "Da können sich Touristen reinstellen, dann haben sie Turners Blickwinkel", erklärt Scheer. "Das ist ein niederschwelliges Angebot auch für Leute, die noch nie was von ihm gehört haben." Ergänzend soll es Prospekte in Hotels, Gasthäusern und Museen geben. "Wir wollen das Tal der Rheinromantik wieder mehr als künstlerische Kulisse in den Fokus rücken", sagt die Expertin.

St. Goarshausen und Burg Katz im Aquarell von William Turner (1817)Bild: picture-alliance/dpa/Courtauld Galerie/PR Agentur Sue Bond
Armin Thommes auf der Turner-RouteBild: DW/A. Termeche

Kulturtourismus soll gestärkt werden

Einige von Turners Blickwinkeln gibt es bis heute. Andere werden längst von Bäumen oder Häusern versperrt. Oft hat Turner aber auch verschiedene Blickwinkel collagenartig kombiniert, etwa bei Oberwesel, Bacharach und Bingen, wie der Künstler Thommes erläutert. "Es gibt nur ganz wenige direkte Umsetzungen - zum Beispiel bei den Motiven Lorelei-Felsen und Burg Maus." 

UNESCO-Weltkulturerbe Oberes MittelrheintalBild: picture-alliance/dpa/W.Allgöwer

Der Zweckverband Welterbe Oberes Mittelrheintal sieht in Turner den Auftakt für noch mehr Kulturtourismus: "Auch der Schriftsteller Clemens Brentano (1778-1842) ist hier erlebbar. Wir wollen den Kulturweg "Via Brentano" von Frankfurt am Main nach Bingen bis Koblenz verlängern", sagt Scheer. Im heutigen Koblenzer Stadtteil Ehrenbreitstein wurde Brentano geboren. "Plaketten könnten zum Beispiel handschriftliche Zitate von Brentano zeigen", erklärt die Expertin. Mit Turner und Brentano, Romantikern zweier Länder, sollen künftig Kulturtouristen vieler Länder in das malerisches Flusstal des Rheins gelockt werden.

Jens Albes (dpa)

 

 

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