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Kohle-Gegner demonstrieren in Bonn

Katharina Wecker
4. November 2017

Zwei Tage vor dem offiziellen Start der UN-Weltklimakonferenz gingen tausende Menschen in Bonn gegen die Kohleenergie auf die Straße. Knapp ein Fünftel der EU-weiten CO2-Emissionen kommen aus Kohlekraftwerken.

Klimakonferenz Bonn Demonstrationen gegen Kohle
Bild: Getty Images/S. Gallup

Demonstration in Bonn

01:45

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Jung, alt, aus Bonn, dem Rest Deutschlands und der ganzen Welt – tausende Menschen haben gegen den umweltschädlichsten aller fossilen Brennstoffe demonstriert und einen schnellen sowie sozialverträglichen Kohleausstieg gefordert. Denn dass die diesjährige Klimakonferenz nur wenige Kilometer von Europas größter CO2-Quelle, dem rheinischen Braunkohlerevier, stattfindet, sollte nicht unbemerkt bleiben.

Kurz bevor sich Regierungsvertreter und Staatschefs aus 196 Ländern in Bonn treffen, um das Pariser Klimaabkommen von 2015 zu konkretisieren, zogen die Demonstranten buchstäblich eine rote Linie gegen Kohle. Rot gekleidet und gut gelaunt verkündeten sie lautstark ihre Botschaft: "Klima schützen – Kohle stoppen!"

"Wer an die Zukunft denkt, muss die fossilen Energieträger im Boden lassen. Hören wir auf zu reden und fangen wir endlich an: Raus aus Kohle, Öl und Gas", sagte Kai Niebert vom Deutschen Naturschutzring, der mit zwölf weiteren Organisationen zu dem Protest aufgerufen hatte.

Die Veranstalter zählten bis zu 25.000 Menschen, die an diesem Samstag auf die Straße gegangen waren, um die deutsche Regierung zur Abkehr von der Kohle zu bewegen. Dass so viele Demonstranten gekommen sind, sei ein "klares Signal" an die Bundesregierung, mehr für den Klimaschutz zu tun, sagte Sabine Minniger von Brot für die Welt.

Deutschland hängt noch an der Kohle

Wenn Deutschland nicht schnell aus der Kohle aussteige, könne es die Pariser Klimaziele verfehlen, warnte kürzlich der Sachverständigenrat für Umweltfragen, der die Bundesregierung berät. Deutschland riskiere ebenfalls seinen Ruf als Klimavorreiter.

"Kohle hat keine Zukunft, die Welt rückt von ihr ab", sagte Eberhard Brandes, Deutschlandchef des World Wide Fund for Nature (WWF). "Deutschland muss mitziehen, sonst sind wir weder Vorbild noch halten wir unsere internationalen Verpflichtungen ein".

Knapp ein Fünftel aller Treibhausgase in der EU kommen aus den Kohlekraftwerken und davon die Hälfte aus den Schloten in Deutschland und Polen. Trotz der Energiewende sind in Deutschland immer noch 77 solcher Kraftwerke am Netz – so viele wie in keinem anderen Land Europas. Polen belegt Platz zwei mit 44 Kohlekraftwerken.

Derzeit wird bei den Koalitionsverhandlungen in Berlin über den Weg und das Tempo des Kohleausstiegs aus Klimaschutzgründen gerungen. Andere europäische Länder wie Italien, Frankreich, Finnland und den Niederlanden sind schneller mit ihrem Kohleausstieg. Bis spätestens 2030 wollen sie kohlefrei sein.

Umweltschützer hoffen, die nächste Regierung werde bald einen Schlussstrich unter die Kohle ziehen. Hubert Weiger vom BUND sagte den Demonstranten in Bonn, Deutschland werde ohne ein klares Nein zu Kohle seine nationalen Klimaziele unter dem Pariser Klimaabkommen nicht erreichen.

"Die Bundesregierung muss endlich konsequent die verabschiedeten Klimaziele umsetzen", forderte Weiger. "Klimaschutz heißt auch Kohleausstieg".

Bild: Getty Images/AFP/S. Gallup

Zusätzlich zu den Demonstranten in Bonn sind rund tausend Fahrradfahrer von Köln die 30 Kilometer in die ehemalige Bundeshauptstadt geradelt, um ein Zeichen gegen Verbrennungsmotoren zu setzen. "Wir wollen zeigen, dass es mit dem Fahrrad auch geht", sagte ein Teilnehmer der DW. "Ganz aufs Auto wird man wahrscheinlich erst mal nicht verzichten können, auch mit Elektromobilität muss es eine Wende geben. Kurzstrecken muss man nicht immer mit einem Auto fahren".

Dem ersten Anti-Kohle-Protest werden in den zwei Wochen des Weltklimagipfels noch weitere folgen. Die Organisatoren wollen damit die Ziele der COP23 unterstützen.

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