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Politik

"Vorbereitung ist alles bei Nordkorea-Gesprächen"

Esther Felden
20. März 2018

Schon Jahre vor der Annäherung zwischen Donald Trump und Kim Jong Un haben Parlamentarier des Europäischen Parlaments mit Nordkorea Gespräche geführt. Näheres erzählte Delegationsleiter Nirj Deva der DW.

Südkorea | Zeitungsleser - Treffen von Trump und Kim geplant
Bild: picture-alliance/dpa/AP/Ahn Young-Joon

DW: In welchem Zeitraum haben die Geheimgespräche zwischen Europäischem Parlament und Nordkorea stattgefunden?

Deva: Sie begannen vor ungefähr drei Jahren, als ich den Vorsitz der Delegation des Europäischen Parlaments für die koreanische Halbinsel übernahm.  Aufgrund von Statuten des Europäischen Parlaments waren alle Ausschussmitglieder verpflichtet, Nord- und Südkorea gleich zu behandeln.  Wir sind in den vergangenen drei Jahren insgesamt 14 Mal mit nordkoreanischen Vertretern zusammengetroffen, es waren manchmal sehr lange Treffen. Wir haben ein breites Themenspektrum behandelt.

Waren es immer dieselben oder unterschiedliche Vertreter auf nordkoreanischer Seite?

Es waren unterschiedliche Abgesandte der Führung, von der Botschafterebene bis zur Direktorenebene im Ministerium.

Was waren die Hauptthemen der Gespräche?

Es ging vor allem um das Atom- und Raketenprogramm. Wir waren uns von Anfang an einig, dass diese Programme für das nordkoreanische Regime von existentieller Bedeutung sind, hat doch Pjöngjang von der Bevölkerung gewaltige Opfer gefordert, um das Raketen- und Nuklearprogramm zu ermöglichen.

Nordkorea hat stets seine Hoffnung und Identität an den Status einer Atommacht geknüpft und an die damit verbundene Gleichbehandlung auf internationaler Ebene. Deswegen haben sie bei unseren Treffen eine De-Nuklearisierung als Vorbedingung für (internationale Verhandlungen) immer abgelehnt. Sie haben nie gesagt, ihr Atomprogramm wäre nicht verhandelbar. Eine De-Nuklearisierung soll aber aus ihrer Sicht das Ergebnis, nicht der Beginn eines Prozesses sein. Das Problem ist, dass die EU und die USA sagen, dass sie nicht zu Gesprächen mit Nordkorea bereit sind, solange sich Nordkorea nicht von seinen Atomwaffen getrennt hat. Deshalb gibt es bis jetzt eine Patt-Situation.

Jedesmal, wenn ich auf dem Thema De-Nuklearisierung beharrte, brachten die Nordkoreaner das Ende von Gaddafi und Saddam Hussain in Erinnerung. Sie haben mich dann immer gefragt: "Glauben Sie, Gaddafi hätte ein solches Ende gefunden, wenn er Atomwaffen gehabt hätte?"

Nirj Deva: "Unsere Gespräche drei Jahre lang vorbereitet"Bild: Privat

"Man muss rote Linien anerkennen"

Was für Fortschritte haben Sie bei den Gesprächen mit Nordkorea gemacht?

Fortschritt ist schwer zu messen, aber wir haben jedenfalls Vertrauen aufgebaut. Vertrauen aufbauen bedeutet, gegenseitig die roten Linien der anderen Seite anzuerkennen.  Wenn man Gespräche beginnt, ohne diese roten Linien anzuerkennen, können die Gespräche scheitern. Und das kann sehr gefährlich sein und letztlich zum Krieg führen.

Im vergangenen Jahr haben sich Trump und Kim Jong Un einen verbalen Schlagabtausch geliefert. Wie hat sich das auf ihre Gespräche mit Nordkorea ausgewirkt?

Sie wurden dadurch noch bedeutsamer, denn wir waren praktisch die einzigen, mit denen die Nordkorea sprachen. Wir machten ihnen klar, dass wir nicht im Namen der USA sprachen, noch im Namen irgendeines anderen Staates, sondern als Delegation des Europäischen Parlaments.

Wussten die USA über Ihre Gespräche mit Nordkorea Bescheid?

Ja. Ich bin in Washington mit Mitarbeitern des Außenministeriums zusammengetroffen und im Weißen Haus mit Beratern von US-Präsident Trump, so auch zu mehrstündigen Treffen mit seinem obersten strategischen Berater, und habe allen über unsere Gespräche berichtet.

Vor einigen Monaten habe ich im Blauen Haus in Seoul den südkoreanischen Sicherheitsberater Chung Eui Yong getroffen. Er wusste genau über meine Treffen mit den Nordkoreanern Bescheid. Alle wichtigen Akteure, die Chinesen, die Amerikaner, die Südkoreaner und die Japaner,  waren im Bilde. Aber wir sind nicht an die Öffentlichkeit gegangen.

"Hoffnung und Identität Nordkoreas mit der Atomwaffe verküpft" Bild: picture-alliance/AP Photo/KRT

"Wissen die Amerikaner genug für erfolgreiche Gespräche?"

Waren Sie von der Mitteilung überrascht, dass Kim Jong Un zu einem Treffen mit Trump bereit wäre?

Mir war klar, dass es so kommen würde, denn die Alternative wäre Krieg gewesen. Manche sagen, dass die schmerzhaften Sanktionen Kim letztlich an den Verhandlungstisch gebracht haben, und dass Trump sich das seiner Entschlossenheit zuschreiben würde.

Halten Sie ein Treffen zwischen Kim und Trump für sinnvoll? Was erwarten Sie davon?

Bevor wir über Ergebnisse sprechen, müssen wir über Vorbereitungen sprechen. Und hier bin ich beunruhigt. Ich habe drei Jahre für die Vorbereitung unserer Gespräche mit den Nordkoreanern gebraucht. Ich weiß nicht, welche der amerikanischen Experten, mit denen ich gesprochen habe, über genügend Wissen verfügen, um zu verhandeln, ohne eine rote Linie zu überschreiten. Das ist eine sehr delikate Materie, und die Vorbereitungen auf die Gespräche sind viel wichtiger als die Gespräche an sich.

Nirj Deva sitzt für die Konservative Partei in Südost-England im Europäischen Parlament, dort als Mitglied der Fraktion der Konservativen und Reformer und als Vorsitzender der Delegation für die Beziehungen zur Koreanischen Halbinsel .

Das Interview führte Esther Felden

 

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