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Vor"bild" für Osteuropa

Bernd Riegert23. Juni 2012

Die "Bild"-Zeitung hat Ableger in ganz Europa: Der Axel-Springer-Verlag gibt zwischen Spanien und Russland über 120 Zeitungen und Zeitschriften heraus. Auflagen-König ist allerdings ein boulevardeskes Fachblatt.

Logo des Axel-Springer-Verlages vor der Firmenzentrale in Berlin (Foto: Reuters)
Bild: REUTERS

Nach Angaben des Axel-Springer-Verlages ist die nach Art einer Boulevardzeitung aufgemachte "Auto-Bild" das erfolgreichste Produkt in Europa. Jeden Monat werden sieben Millionen Exemplare der Zeitschrift für Auto-Fans in dreißig Ländern verkauft, darunter auch in Weißrussland. Lizenzausgaben gibt es sogar in Indien und in Thailand. Auch "Computer-Bild" und andere Kinder der Bild-Gruppe werden in vielen Ländern Europas vermarktet.

In Polen, Tschechien, der Slowakei und Serbien gibt der Axel-Springer-Verlag in einem gemeinsamen Unternehmen mit dem Schweizer Ringier-Verlag klassische Boulevardzeitungen heraus. Diese Zeitungen - geformt nach dem Vorbild von "Bild" in Deutschland und "Blick" in der Schweiz - sind aber redaktionell unabhängig. Sie werden von den Redaktionen nach dem Geschmack der jeweiligen Märkte produziert. Ziel von Springer und Ringier ist es, in diesen Ländern die auflagenstärksten Blätter zu produzieren, was nach Angaben aus Fachkreisen auch gelingt.

Tochter-Unternehmen und Beteiligungen in neun Ländern

"Fakt" in Polen war bereits kurz nach Einführung im Jahr 2004 die meistgelesene Zeitung des Landes. "Fakt" neigt wie andere polnische Zeitungen auch zu drastischen Darstellungen. Vor der Fußball-Europameisterschaft wurde nicht mit dramatischen Kriegs-Analogien gespart. "In Polen herrscht ein engagierter Journalismus vor. Die Trennung zwischen Bericht und Meinung verschwimmt oft. Außerdem konzentriert man sich auf Innenpolitik", erläutert der Medienwissenschaftler Stanisław Mocek aus Warschau in einer Studie. Dass sich die großen Boulevardblätter" Bild" und "Fakt", die aus demselben Verlag kommen, bei Kampagnen auch mal gegenseitig grenzüberschreitend in die Pfanne hauen, störe nicht, so Insider im Verlag. "Das zeigt doch nur, dass die redaktionelle Unabhängigkeit gewahrt bleibt. Hauptsache die Erlöse stimmen, denn wir wollen schließen Geld verdienen", heißt es im Unternehmen.

Weiter Wachsen in Polen

In Polen will der Springer-Verlag weiter wachsen. Im April kaufte das Joint-Venture von Springer und Ringier das größte polnische Online-Portal Onet.pl. "Für uns ist das ein Meilenstein", sagte damals der Chef des Joint-Ventures, Florian Fels. "Neben den auflagenstärksten Zeitungen betreibt Ringier-Springer künftig auch die reichweitenstärksten Online-Medien." In Polen gibt Springer auch Blätter wie "Newsweek Polska" und "Forbes" heraus.

Fakten für Polen: Online-Portal der Boulevardzeitung

In Ungarn wurde der Springer-Verlag bereits kurz nach der politischen Wende 1989 aktiv. Mittlerweile ist Springer mit 30 Zeitschriften und 10 Zeitungen der größte Verlag des Landes. Zum Programm gehören auch zahlreiche Fernseh-, Frauen-, Jugend- und Rätselzeitschriften. Mit eher unpolitischen Titeln ist der Springer-Verlag auch in Russland vertreten. Dort gibt er die populär-wissenschaftliche Zeitschrift "GEO" heraus sowie das Klatsch-Magazin "OK".

Online-Sparte wird immer wichtiger

In Serbien dominiert das gemeinsame Ringier-Springer-Mediaunternehmen den Zeitungsmarkt vor allem mit dem auflagenstärksten Boulevardblatt "BLIC". Auch in der Slowakei besitzt die Ringier-Springer-Gruppe in der Markenfamilie "Novy Cas" die größte Boulevardzeitung des Landes. In Tschechien wird der Marktführer "Blesk" ebenfalls von der schweizerisch-deutschen Verlagsgruppe auf dem Markt gebracht. Dazu gehören weitere fünf Zeitungen und 14 Zeitschriften.

Serbiens größte Zeitung: BLICBild: blic.rs

Der Vorstandvorsitzende des Axel-Springer-Verlages, Matthias Döpfner, hat angekündigt, dass er die internationalen Aktivitäten, und vor allem die Online-Geschäfte, weiter ausbauen will. Im Moment macht Springer etwa ein knappes Drittel seines Umsatzes im Ausland. Die Online-Umsätze werden nicht nur durch klassischen journalistischen Inhalt, sondern vor allem durch Immobilien- und Jobbörsen erzielt. Das ist das, was man früher in den Rubriken "Kleinanzeigen" in den Zeitungen fand. Springer ist mit seinen Aktivitäten in Europa nicht allein. Auch andere deutsche Verlage wie die WAZ-Gruppe oder Burda haben neue Märkte vor allem in Osteuropa erschlossen.