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"Vorsichtig optimistisch"

3. April 2003

Die Angaben zum Kriegsverlauf sind unterschiedlich: Das US-Militär sieht seine Truppen kurz vor Bagdad stehen. Der Irak dementiert dies. Über die Rolle der UN nach dem Krieg im Irak herrscht weiter Uneinigkeit.

US-General Vincent Brooks bei seiner täglichen PressekonferenzBild: AP

US-Kampfverbände stehen offenbar kurz vor der irakischen Hauptstadt Bagdad. Erste US-Einheiten befänden sich nach Militärangaben jetzt innerhalb der so genannten "roten Zone" um Bagdad. Das ist jener Bereich, in dem nach amerikanischer Einschätzung die Gefahr gegnerischer Chemiewaffenangriffe besteht, berichtete der US-Sender CNN am Donnerstag (3.4.2003) unter Berufung auf das US-Verteidigungsministerium Pentagon.

Mobile Kommandozentrale der US-Streitkräfte im Emirat KatarBild: AP

US-General Vincent Brooks vom US-Zentralkommando sagte in Doha im Emirat Katar, die US-Streitkräfte gingen "vorsichtig optimistisch" in den Kampf um Bagdad. Man könne aber die weitere Entwicklung nicht konkret voraussagen. Brooks: "Der Krieg ist noch nicht vorbei." Nach Angaben des US-Militärs gebe es zunehmend Beweise dafür, dass das Regime von Saddam Hussein Militär und Bevölkerung im größten Teil des Iraks nicht mehr kontrollieren könne.

"Eine Lektion erteilen"

Dagegen erklärte der irakische Informationsminister Mohammed Sajjid el Sahhaf in Bagdad, "die Söldner" seien nicht in der Nähe der Haupstadt und hätten bislang keine irakische Stadt unter ihrer Kontrolle. "Heute werden wir ihnen die Lektion erteilen, die sie verdient haben", sagte el Sahhaf. In den vergangenen 24 Stunden hätten die Iraker ein F-18-Kampfflugzeug, einen Apache- Hubschrauber und eine Chinook-Transportmaschine abgeschossen.

Ein Blackhawk-Hubschrauber wie hier in Albanien ist im Irak abgeschossen wordenBild: AP

Nach Berichten des britischen Senders BBC wurden über dem Zentralirak bei Kerbela ein US-Hubschrauber vom Typ Blackhawk und ein US-Kampfjet abgeschossen. Beim Abschuss des Helikopters seien sieben Soldaten ums Leben gekommen, berichtete der US-Sender CNN unter Berufung auf das Pentagon. Nach dem Piloten des US-Kampfbombers werde noch gesucht.

Streubomben werden eingesetzt

Amerikaner und Briten setzen nach britischen Medienberichten inzwischen auch Streubomben ein. Wegen ihrer verheerenden Wirkung verlangen Menschenrechtsorganisationen seit langem deren Ächtung. Diese Waffen treffen nicht nur präzise Ziele, weshalb sie häufig viele Zivilisten verletzen oder töten. Streubomben bestehen aus einer großen Bombe, die bei der Explosion zahlreiche kleine Sprengsätze freisetzen, die auf große Gebiete niedergehen. Iraks Informationsminister El Sahhaf sagte, bei einem Streubombenangriff auf den Bagdader Stadtteil El Durra seien am frühen Donnerstagmorgen 14 Menschen getötet worden. Insgesamt seien bei Luftangriffen in der Hauptstadt seit Mittwoch 19 Zivilisten getötet und rund 200 Menschen verletzt worden.

Die Millionenstadt Basra im Süden des Landes ist nach BBC-Angaben von drei Seiten eingeschlossen. Der britische Verteidigungsminister Geoff Hoon sagte, die Briten hätten mittlerweile wichtige Vororte der zweitgrößten irakischen Stadt eingenommen. Der arabische Fernsehsender El Arabija berichtete, hunderte von Zivilisten hätten nach dem Beschuss eines Wohnviertels die Stadt verlassen.

Tony Blair übt Zuversicht

Der britische Premierminister Tony BlairBild: AP

Der britische Premierminister Tony Blair hat angesichts der angegebenen Fortschritte der Alliierten im Irak erneut Siegesgewissheit demonstriert. Es sei sicher, dass Saddam Hussein gestürzt werde, sagte Blair nach Angaben seines Sprechers am Donnerstag in einer Kabinettssitzung. Allerdings habe Blair davor gewarnt, mit einem baldigen Ende des Krieges zu rechnen.

In den transatlantischen Beziehungen bahnt sich ein neuer Streit über die Rolle der Vereinten Nationen (UN) nach Ende des Irak-Kriegs an. US-Außenminister Colin Powell sagte nach einem Treffen mit seinen NATO- und EU-Kollegen am Donnerstag in Brüssel, nach dem Krieg müssten zunächst die Alliierten für Stabilität sorgen. Die europäischen Außenminister forderten dagegen einhellig eine "zentrale Rolle" der UN. Auch Großbritannien schloss sich dem an.

Die USA und Großbritannien zuerst

Powell stellte klar, dass unmittelbar nach dem Krieg die Generäle der USA und Großbritanniens zunächst dafür verantwortlich seien, die Region zu stabilisieren. Die Schritte danach müssten geprüft werden. Klar sei auch, dass die Vereinten Nationen eine Rolle spielen müssten. "Welche Rolle dies sein wird, das bleibt abzuwarten", sagte Powell. (kap)

Hinweis: Angaben zu Truppenbewegungen, Opfern und Schäden basieren zumeist auf Informationen der Kriegsparteien und können in der Regel nicht unabhängig überprüft werden.

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