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Vorteil Kerry nach Stilpunkten

Daniel Scheschkewitz1. Oktober 2004

Im ersten TV-Rededuell um die US-Präsidentschaft startete Kerry schwach und drehte dann auf. Bush machte es anders herum. Der Irak stand im Mittelpunkt der Debatte, an deren Ende sich Kerry etwas besser verkauft hatte.

Handschlag zum AbschlussBild: AP

Für John Kerry stand viel auf dem Spiel. In den Meinungsumfragen deutlich hinter George W. Bush im Kampf um den Posten des US-Präsidenten, musste er bei diesem ersten direkten Aufeinandertreffen am Donnerstag (30.9.2004) angreifen. Doch Kerry begann im Auditorium der Universität von Miami sichtlich nervös, versprach sich, begann Sätze und brach sie wieder ab. Ruhig und gelassen zu Beginn war dagegen Bush, der seine bekannten Auffassungen von Amerikas Führungsrolle beim Kampf gegen das Böse in der Welt wiederholte: "Wir bekämpfen die Terroristen überall auf der Welt, damit wir sie nicht Zuhause bekämpfen müssen. Wir werden weiter Bündnisse eingehen, aber ich werde unsere Sicherheitsinteressen niemals Politikern anderer Länder unterordnen."

Mit Saddam Hussein den Falschen angegriffen

Kerry, der im Verlaufe der eineinhalbstündigen Debatte immer besser wurde, hielt dem entgegen, "ich glaube, Amerika ist dann am sichersten und stärksten, wenn wir die Welt in starken Bündnissen führen." Bush habe dies versäumt, er sei im Irak überstürzt in einen Krieg gezogen, ohne ausreichende Alliierte und ohne einen Plan. Er habe die Öffentlichkeit über die Massenvernichtungswaffen und das Kriegsziel getäuscht. Außerdem habe er mit Saddam Hussein den Falschen angegriffen. "Saddam Hussein hatte uns nichts getan. Osama Bin Laden hatte uns angegriffen, die El Kaida hat uns angegriffen."

"Da bin ich ganz seiner Meinung"


Bush konterte, indem er Kerry seine eigenen Äußerungen zum Irak aus der Vorkriegszeit vorhielt. "Mein Herausforderer hat die gleichen Geheimdienstinformationen zu sehen bekommen wie ich. Im Jahr 2002 erklärte er noch, Saddam Hussein stelle eine große Gefahr dar. Im Dezember 2002 sagte er, jeder der daran zweifele, dass die Welt ohne Saddam sicherer sei, habe zuwenig Urteilsvermögen, um Präsident zu sein. Da bin ich ganz seiner Meinung."

Gefahr durch Nuklearwaffen

Beide, Kerry und Bush, reklamierten für die USA das Recht auf einen Präventivschlag. Anders als Bush kündigte Kerry an, im Falle seines Wahlsiegs direkte Verhandlungen mit Nordkorea aufzunehmen. Vom Moderator gefragt, worin er die größte Gefahr für die USA sehe, antwortete Senator Kerry: "In der Weiterverbreitung von nuklearen Waffen. Noch immer gibt es 600 Tonnen ungesicherten Atommaterials in den Ländern der früheren Sowjetunion. Terroristen könnten in seinen Besitz gelangen. Dieser Präsident hat zu meinem Bedauern in den beiden Jahren nach dem 11. September 2001 weniger von diesem Material gesichert, als wir Demokraten in den beiden Jahren vor dem 11. September."

"Tal des Friedens"

Präsident Bush, der mit zunehmendem Verlauf der Debatte unkonzentriert und müde wirkte, beharrte darauf, dass unter seiner Führung die Chancen für den Weltfrieden gewachsen seien. In einer an rhetorischen Höhepunkten eher armen Debatte benutzte Bush zum Abschluss dieses Bild: "Man hat uns herausgefordert und wir sind dieser Herausforderung gerecht geworden. Wir haben einen mächtig hohen Berg bestiegen und ich kann das Tal unter mir sehen. Es ist ein Tal des Friedens."

Nur Sieger

Beide Lager erklärten sich unmittelbar nach der Debatte – wie immer in solchen Fällen - zum Sieger. Die meisten neutralen Beobachter sahen jedoch leichte Vorteile für den Herausforderer Kerry - zumindest im Stil. Der weitere Verlauf der Debatten und mit ihnen der restliche Wahlkampf könnten doch noch einmal spannend werden.

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