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VW-Aufsichtsrat keilt gegen Manager

30. September 2015

Der niedersächsische Wirtschaftsminister und VW-Aufsichtsrat Olaf Lies erhöht den Druck auf den Wolfsburger Autobauer. Er wirft den Managern des VW-Konzerns "kriminelles" Handeln vor.

Niedersachsens Wirtschaftsminister un VW-Aufsichtsrat Olaf Lies (Foto: DPA)
Niedersachsens Wirtschaftsminister un VW-Aufsichtsrat Olaf LiesBild: picture-alliance/dpa/H. Hollemann

Diejenigen, die den Einsatz der Manipulationssoftware beschlossen hätten, hätten "kriminell" gehandelt und müssten dafür persönlich Verantwortung übernehmen, sagte Niedersachsens Wirtschaftsminister und VW-Aufsichtsrat Lies dem britischen Rundfunk BBC. Millionen Menschen hätten das Vertrauen in VW verloren, der Schaden sei gewaltig.

Viele Verantwortliche würden nun "mit Sicherheit" auf Schadensersatz verklagt, sagte das Aufsichtsratsmitglied weiter. Der Rückruf zur Beseitigung der Software, mit der der Schadstoffausstoß bei Fahrzeugen mit Dieselmotor manipuliert wird, müsse nun sehr schnell erfolgen. Nach seinen Angaben hat der Aufsichtsrat des Konzerns erst kurz vor dem Bekanntwerden des Skandals vor knapp zwei Wochen selbst Kenntnis von den massiven Manipulationen erhalten. Nun müsse auch geklärt werden, warum das Kontrollgremium nicht früher informiert worden sei, sagte Lies der BBC.

Hinweise schon 2011

Derweil berichten die öffentlich-rechtlichen Sender WDR, NDR und die "Süddeutsche Zeitung" (SZ) unter Verweis auf interne Untersuchungen bei dem Automobilkonzern, dass der inzwischen beurlaubte damalige Chef der Aggregate-Entwicklung der Marke VW und spätere Markenvorstand Heinz-Jakob Neußer 2011 den Hinweis eines Motorentechnikers auf Manipulationen abgetan habe. Das habe der Techniker nach Angaben aus Unternehmenskreisen bei einer Befragung durch die Konzernrevision ausgesagt. Dieser VW-Beschäftigte soll außerdem sinngemäß erklärt haben, seine Informationen über mögliche illegale Praktiken seien von Neußer offenbar nicht ernst genommen worden.

Inzwischen wurde der Aufsichtsrat von Volkswagen nach Informationen des Medien-Rechercheverbundes von "SZ", NDR und WDR über die Aussage des Technikers und weitere Erkenntnisse der Konzernrevision informiert. Wie die drei Medien weiter berichten, erklärte der VW-Konzern auf Anfrage, derzeit laufe ein "intensiver Aufklärungsprozess". Erst wenn sich ein "klares Bild" ergeben habe, könnten Details zum Handeln einzelner Personen genannt werden.

Die Nachrichtenagentur dpa berichtet unter Berufung auf Konzernkreise, dass die Entscheidung zum Einbau der Manipulationssoftware in Dieselfahrzeugen bereits in den Jahren 2005 und 2006 gefallen sein soll - und zwar in der Motorenentwicklung in der VW-Zentrale in Wolfsburg.

Krisentreffen des Aufsichtsratspräsidiums

Zur Aufarbeitung des Skandals will das Präsidium des VW-Aufsichtsrates, das die Aufklärung der Affäre koordiniert, an diesem Mittwoch zusammenkommen. Dann soll ein Zwischenbericht der internen Prüfer auf dem Tisch liegen. Noch unklar ist, ob im Anschluss an die voraussichtlich in Wolfsburg stattfindende Sitzung mit einer Erklärung zu rechnen ist.

VW hatte am Dienstag einen ersten Plan vorgelegt, um die Probleme in den Millionen betroffenen Fahrzeugen zu beheben. Das in Deutschland zuständige Kraftfahrtbundesamt hat dem Konzern hierfür eine Frist bis zum 7. Oktober gesetzt. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig hat bereits Strafermittlungen gegen Ex-VW-Chef Martin Winterkorn eingeleitet. Einem Medienbericht zufolge prüft zudem die Staatsanwaltschaft von Ingolstadt, ob sie Ermittlungen gegen Verantwortliche bei der VW-Tochter Audi einleiten wird.

cr/uh (dpa, afp)

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