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VW gibt sich neuen Chefkontrolleur

1. Oktober 2015

Der Finanzvorstand von VW, Hans-Dieter Pötsch, soll trotz der Abgasaffäre neuer Vorsitzender des Aufsichtsrates werden. Die außerordentliche Hauptversammlung zum 9. November wurde abgesagt.

Deutschland Abgas-Skandal: VW sucht nach Wegen aus der Krise
Bild: picture-alliance/dpa/I. Wagner

Die Anteilseigner-Familien Piëch und Porsche haben ihren Kandidaten Pötsch in einer nächtlichen Krisensitzung des Aufsichtsratspräsidiums durchgesetzt. Das geht aus einer am Donnerstag veröffentlichten Pressemitteilung des Konzerns hervor. Die fünf Mitglieder des Präsidiums - Wolfgang Porsche, der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil, Aufsichtsratschef Berthold Huber, Betriebsratschef Bernd Osterloh und dessen Vize Stephan Wolf - hatten am Mittwochabend rund sieben Stunden lang über die VW-Krise beraten.

Weiter heißt es in der Erklärung des Präsidiums: "Die Präsidiumsmitglieder sind zu der Überzeugung gelangt, dass die Untersuchungen bis zu ihrem Abschluss mindestens mehrere Monate in Anspruch nehmen werden. Deshalb schlägt das Gremium dem Aufsichtsrat von Volkswagen vor, die bislang vorgesehene außerordentliche Hauptversammlung am 9. November 2015 nicht durchzuführen."

Kommende Woche erste Zwischenergebnisse

Die Mitglieder hielten es "weder zeitlich noch inhaltlich für realistisch, binnen weniger Wochen zu fundierten Antworten zu kommen, die den berechtigten Erwartungen der Aktionäre entsprechen." Ungeachtet dessen werde Volkswagen die Aktionäre "zeitnah und dann regelmäßig" weiter zu diesem Thema informieren. Der Vorstand werde der Öffentlichkeit in der kommenden Woche über erste Zwischenergebnisse bei der Lösung der anstehenden Fragen berichten.

Finanzvorstand Hans-Dieter Pötsch ist laut "Süddeutscher Zeitung" ein langjähriger und enger Vertrauter der Familien Porsche und Piëch. Er sitzt demnach zusammen mit Vertretern der beiden Familien in Porsche-Gesellschaften in Österreich, die zum Firmenreich von Volkswagen gehören. Vor der Präsidiumssitzung war Kritik an Pötsch geäußert worden, die vor allem aus dem Arbeitnehmerlager des Aufsichtsrates kam. Er habe die Anleger nicht rechtzeitig vor dem Skandal gewarnt, hieß es.

Keine Ermittlungen gegen Winterkorn

Volkswagen steckt in der wohl tiefsten Krise seiner Geschichte, nachdem vor knapp zwei Wochen bekannt geworden war, dass in den USA Abgaswerte von Diesel-Fahrzeugen mit einer Software manipuliert worden waren. Das Programm kann dafür sorgen, dass im Testbetrieb deutlich weniger gesundheitsschädliche Stickoxide gemessen werden als im regulären Betrieb. Es steckt weltweit in rund elf Millionen Fahrzeugen des Wolfsburger Konzerns.

Die Staatsanwaltschaft Braunschweig hatte noch am Montag mitgeteilt, sie ermittle im Abgas-Skandal gegen Ex-VW-Chef Winterkorn wegen Betruges. Jetzt rudert sie jedoch diskret zurück. Es läuft zwar ein Ermittlungsverfahren, aber nicht gegen Winterkorn persönlich, sondern gegen "bislang unbekannte Verantwortliche der VW-AG", wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet. Die SZ hatte am Mittwoch direkt bei der Braunschweiger Staatsanwaltschaft nachgefragt.

Bei der Behörde seien Strafanzeigen gegen den zurückgetretenen VW-Chef eingegangen. Deshalb werde nunmehr geprüft, ob ein Anfangsverdacht gegen Winterkorn vorliege. Den gebe es bisher nicht, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Es werde untersucht, "ob, und falls ja, gegen welche Personen der VW-AG Ermittlungen zu führen sind".

Wen/se (afp, dpa, VW, SZ)

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