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VW: Jobs abbauen und Boni kassieren?

7. April 2016

Bei VW ist der Kampf um Arbeitsplätze entbrannt: Der Betriebsrat fordert Job-Garantien und nimmt VW-Markenchef Diess ins Visier. Gleichzeitig bahnt sich ein Streit über Vorstands-Boni an.

VW Mitarbeiter im Volkswagen-Werk in Wolfsburg
Bild: picture-alliance/dpa/J. Stratenschulte

Beim kriselnden Autobauer Volkswagen wird mitten im Abgas-Skandal der Streit über den richtigen Sparkurs jetzt mit harten Bandagen ausgetragen. Der Betriebsrat fürchtet einen Jobabbau und fordert Arbeitsplatz-Garantien. Von einem "gravierenden Vertrauensproblem" zwischen Arbeitnehmervertretern und dem VW-Markenchef Herbert Diess ist die Rede.

Doch damit nicht genug: Zugleich steht die Frage an, ob die Manager bei VW den Abgas-Skandal im Geldbeutel spüren sollen. Medien berichten, dass VW-Manager trotz Krise wenig Neigung verspüren, auf hohe Bonuszahlungen zu verzichten. Ein VW-Sprecher nannte das "pure Spekulation".

VW-Chef Mathias Müller hatte im Dezember 2015 versprochen, dass der Vorstand bei den Boni im Zuge der Krise "den Gürtel enger schnallen" werde. Ein Sprecher bekräftigte das: "Der Vorstand steht dazu, Vorbild zu sein, wenn es um die Anpassung der Boni geht." Über die genaue Höhe möglicher Bonuszahlungen will VW Ende April bei der Bilanz-Pressekonferenz informieren.

"Nicht vermittelbar"

Aus Kreisen des Aufsichtsrates erfuhren dpa und der Norddeutsche Rundfunk, dass die Verhandlungen darüber noch nicht zu Ende seien. Es sei nicht vermittelbar, wenn auf der einen Seite über Jobs diskutiert werde und auf der anderen Seite Boni in Millionenhöhe eingefordert würden.

Ungeachtet dessen wird im Konzern bereits über die Zukunft tausender Arbeitsplätze bei der VW-Kernmarke gestritten. Betriebsratschef Bernd Osterloh forderte Gespräche mit dem Markenvorstand über einen neuen "Zukunftspakt" Osterlohs Leute wollen feste Zusagen für Jobs, Produkte und Stückzahlen sowie ein strategisches Gesamtkonzept.

Es gebe keine Basis mehr für die bisherige Form der Zusammenarbeit, heißt es aus dem Betriebsrat. Diskussionen über einen Zukunftspakt seien nötig, um die aktuellen Spekulationen zur Sicherheit von Jobs und Werken in Deutschland zu beenden. "Darin wollen wir feste Produkt-, Stückzahl- und Investitionszusagen für die nächsten Jahre festschreiben", schrieb der Betriebsrat an die Belegschaft.

Der Vorstand der VW-Kernmarke zeigte sich bereit, rasch in Gespräche über mehr Planungssicherheit und Gewissheit für die künftigen Jobs einzusteigen. "Das Schreiben des Betriebsrats sehen wir als sehr gute Vorlage für die weitere Arbeit. Wir begrüßen ausdrücklich das Verhandlungsangebot für einen langfristigen Zukunftspakt", sagte VW-Personalchef Karlheinz Blessing. "Die Sicherung der Standorte liegt auch im Interesse des Vorstands."

"Keine Handschlag-Qualität"

Osterloh und VW-Markenchef Herbert Diess gerieten seit dem Ausbruch der Diesel-Krise schon mehrfach aneinander. Ein offener Bruch blieb aber aus. Nun sprechen die Arbeitnehmervertreter dem Markenvorstand die sprichwörtliche "Handschlag-Qualität" ab: "Ständig wechselnde Zielvorgaben, das Fehlen einer verlässlichen, langfristigen Strategie für die Marke Volkswagen oder pauschale, nicht zu Ende gedachte Sparvorgaben sind hierfür nur einige Beispiele", hieß es. Nötig sei deswegen ein "klarer Richtungswechsel".

Der Betriebsrat fürchtet, dass das Management in der Abgas-Affäre den Renditedruck verschärfe: "So haben wir den Eindruck, dass der Diesel-Skandal hinterrücks dazu genutzt werden soll, personelle Einschnitte vorzunehmen, die bis vor wenigen Monaten kein Thema waren", heißt es in dem Brief, den auch die Betriebsratschefs aus Emden, Hannover, Kassel, Salzgitter, Braunschweig und VW-Sachsen unterschrieben haben.

Einen Pakt für sichere Jobs gab es zuletzt vor zehn Jahren. Dafür gab die Arbeitnehmerseite die Viertagewoche auf und machte Zugeständnisse mit Mehrarbeit ohne vollen Lohnausgleich.

Audi und Seat können Rückruf starten

Die aktuelle Beschäftigungssicherung für die 120.000 Mitarbeiter im VW-Haustarif schließt aber Stellenstreichungen nicht aus. Diese könnten über weniger Neueinstellungen oder Zuweisen neuer Aufgaben laufen. In der Verwaltung will das VW-Management bereits mehr als 3000 Stellen abbauen.

Zumindest die beiden VW-Töchter Audi und Seat erreichte eine gute Nachricht: Nach wochenlangen Nachprüfungen hat das Kraftfahrtbundesamt (KBA) die Rückrufe mehrerer Modelle der beiden Autobauer genehmigt. Konkret umfasse die Freigabe der Behörde Varianten der vier Audi-Modelle A4, A5, A6 und Q5 sowie des Seat Exeo, bestätigte am Donnerstag ein KBA-Sprecher in Flensburg. All diese Fahrzeuge sind mit der von VW entwickelten 2,0-Liter-Variante des Skandal-Motors EA 189 ausgestattet.

Noch keine Genehmigung für VW und Skoda

Europaweit würden nun die Besitzer von 107.000 Autos angeschrieben und um einen Termin gebeten. Bei Audi sind europaweit 2,3 Millionen Diesel-Motoren betroffen, konzernweit geht es um mehr als elf Millionen Fahrzeuge.

VW selbst und auch die Tochter Skoda müssen sich weiter gedulden: Für die Modelle Passat und Skoda-Superb gibt es noch keine Genehmigung für eine Rückrufaktion. Deutschlandweit geht es dabei um rund 250.000 Fahrzeuge - darunter 160.000 Passat und 90.000 Modelle von Audi, Skoda und Seat. Weltweit sind 1,2 Millionen Skodas betroffen.

Aus Unternehmenskreisen heißt es, die Tests für Passat und Superb würden noch mindestens bis in die kommende Woche andauern. Laut VW sollen zumindest in Europa die Rückrufe 2016 abgeschlossen werden. In den USA konnte bisher keine Einigung mit den Behörden erzielt werden.

Wen/SC (dpa, afp, rtrd)

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