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VW-Manager in den USA droht lange Haft

6. Dezember 2017

Für Volkswagen ist die rechtliche Aufarbeitung von "Dieselgate" in den USA weitgehend abgeschlossen. Jetzt geht es einzelnen Mitarbeitern an den Kragen. Oliver Schmidt etwa könnte für Jahre hinter Gittern verschwinden.

VW Baltimore Diesel
Bild: DW/R.Stewart

"Ich muss sagen, dass ich mich von meiner eigenen Gesellschaft in dem Diesel-Skandal missbraucht fühle", hat der in den USA vor Gericht stehende ehemalige Umweltmanager von Volkswagen in den USA an den für seinen Fall zuständigen Richter in Detroit geschrieben. Als Chef der VW-Umweltabteilung EEO in den USA sei er von seinen Vorgesetzten nicht über die Existenz der später aufgedeckten Betrugssoftware in VW-Dieselmodellen informiert worden.

Er sei enttäuscht gewesen, als er im Sommer 2015 erfahren habe, dass VW fast zehn Jahre lang US-Umweltvorschriften systematisch umgangen habe. Zuerst hatte die "Bild"-Zeitung über den Brief berichtet. Ein VW-Sprecher wollte sich am Sonntag nicht dazu äußern.

Der Konzern hat sich bereits frei gekauft

Der Manager hat bereits gestanden, Teil einer Verschwörung zur Irreführung der US-Aufsichtsbehörden und zum Verstoß gegen Umweltgesetze gewesen zu sein. Nach einer Absprache mit der Staatsanwaltschaft drohen ihm bis zu sieben Jahre Haft, das Strafmaß soll am 6. Dezember verkündet werden.

Auch Volkswagen hat sich in den USA für schuldig bekannt, Abgaswerte manipuliert und dies vor den Behörden verschleiert zu haben. Damit schufen die Wolfsburger die Voraussetzung für einen Vergleich, der den Konzern bis zu 22,6 Milliarden Euro kostet. Als Teil des Schuldeingeständnisses akzeptiert Volkswagen darin eine Geldstrafe von 4,1 Milliarden Euro.

Schlechte Aussichten

"Die letzten elf Monate hinter Gittern in den Vereinigten Staaten waren die schwierigste Zeit in meinem Leben", klagte der langjährige VW-Manager vor wenigen Tagen in dem Brief an US-Richter Sean Cox, der ihn am Mittwoch wegen Verschwörung zum Betrug und Verstoßes gegen Umweltrecht verurteilen will. Die Anhörung vor dem Gericht in Detroit soll um 14.00 Uhr Ortszeit (20.00 Uhr MEZ) beginnen.

Auf eine milde Strafe kann Schmidt indes kaum hoffen. Beim ersten Urteil gegen einen mutmaßlich am Abgas-Betrug beteiligten Ingenieur zeigte Cox keine Gnade. Der Richter ging sogar deutlich über die Forderungen der Staatsanwaltschaft heraus, er schickte den Kronzeugen James Liang trotz umfassender Kooperation bei den Ermittlungen für 40 Monate in Haft und verhängte eine Geldstrafe von 200.000 Dollar.

Oliver Schmidt nach seiner Verhaftung, fotografiert vom Broward County Sheriff's OfficeBild: Reuters/Courtesy of Broward County Sheriff's Office

Noch nicht das letzte Strafverfahren

Die Suche nach den verantwortlichen Managern ist damit jedoch noch lange nicht abgeschlossen, sie wird auch nach der Verurteilung Schmidts weitergehen. Das Problem der US-Fahnder ist jedoch, dass die restlichen Beschuldigten - darunter auch Schwergewichte wie etwa der frühere VW-Entwicklungsvorstand Heinz-Jakob Neußer - in Deutschland vermutet werden. Von dort dürfte den meisten von ihnen vorerst keine Auslieferung in die USA drohen. Reisen dürften für sie aber gefährlich bleiben.

Ob man mit Schmidt einen Schlüsselspieler oder ein Bauernopfer zu fassen bekommen hat, bleibt ungewiss. Die Ermittler in den USA gehen von einer Verschwörung bis in oberste Kommandoebenen aus, dieses Format hat der bestenfalls der mittleren Führungsebene zuzuordnende Manager nicht.

Schmidt selbst blickt heute verbittert und enttäuscht auf VW und zeigt sich reumütig: Er sei immerhin einer der wenigen Mitarbeiter gewesen, die den Betrug im August 2015 vor den US-Behörden eingeräumt hätten. Er wolle, schrieb er an Richter Cox, "noch einmal bekräftigen, wie sehr es mir leid tut, US-Gesetze verletzt zu haben".

dk/sri (dpa, rtr)

 

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