VW ohne Diesel?
21. Juni 2016"Es wird sich die Frage stellen, ob wir ab einem gewissen Zeitpunkt noch viel Geld für die Weiterentwicklung des Diesels in die Hand nehmen sollen", sagte Müller dem "Handelsblatt". Der VW-Chef wies darauf hin, durch strengere Abgasgrenzwerte in den USA ab 2020 werde die Diesel-Technologie wahrscheinlich sehr teuer. Unklar sei, ob VW in den USA überhaupt noch einmal Diesel-Autos anbieten werde.
Der deutsche Autobauer hatte nach Bekanntwerden des Abgasskandals alle Dieselmodelle in den USA vom Markt genommen. Dort war im vergangenen Herbst aufgeflogen, dass VW systematisch die Abgaswerte seiner Dieselmotoren gefälscht hatte. Der Imageschaden dadurch ist nicht behoben. Auf die Frage, ob es noch einmal VW mit Diesel in den USA geben werde, sagte Müller: "Das ist derzeit schwierig zu beantworten."
Auch in Europa ist die Zukunft des Diesel nicht sicher, weil etwa in Deutschland über Steuervorteile für diese Antriebstechnologie gestritten wird. Der Anteil der Dieselfahrzeuge an den 2014 in der EU neu zugelassenen Autos in Europa lag noch bei 53 Prozent. In Deutschland liegt der Dieselanteil bei den Pkw-Neuzulassungen aktuell bei 46 Prozent.
Elektro statt Diesel
In der vergangenen Woche hatte der VW-Chef seine Strategie für die Zukunft des Konzerns vorgestellt. Darin spielen alternative Antriebe wie Elektromotoren sowie die digitale Revolution mit mehr Internet im Auto die entscheidende Rolle. Müller hatte von einem "epochalen Wandel" für die Branche gesprochen.
Kurz vor der Hauptversammlung von Volkswagen am Mittwoch war gestern bekannt geworden, dass gegen Müllers Vorgänger an der Spitze des VW-Konzerns, Martin Winterkorn, die Staatsanwaltschaft ermittelt. Dabei geht es um mögliche Marktmanipulation im Zuge des Diesel-Skandals. Die Frage dabei ist, was die VW-Führung wann über die Täuschungssoftware bei den VW-Dieselmotoren wusste. Diese Frage wird auch auf dem Aktionärstreffen in Hannover ein zentrales Thema sein. Erstmals nach dem Bekanntwerden des Abgas-Skandals müssen Aufsichtsrat und Vorstand den Anteilseignern Rede und Antwort stehen. Aktionäre wollen offenbar eine unabhängige Sonderprüfung erzwingen.
ar/ul (dpa, rtr, Handelsblatt)