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VW in Russland

Roman Goncharenko11. April 2013

Positiv fällt die wirtschaftliche Bilanz der Volkswagen Group Rus aus. Generaldirektor Marcus Osegowitsch berichtet Im DW-Interview auch, wie sein Unternehmen zu mehr Demokratie in Russland beiträgt.

Portrait von Marcus Osegowitsch (Foto: DW)
Marcus OsegowitschBild: DW

DW: Herr Osegowitsch, VW hat in Russland zwei Werke - in Kaluga und Nischnij Nowgorod. Wie groß ist der Anteil am russischen Automobilmarkt?

Wir haben momentan elf Prozent Marktanteil mit all unseren Konzernmarken, womit wir sehr zufrieden sind. Vor vier Jahren hatten wir sechs Prozent. Unser Ziel sind ungefähr 15 Prozent. Mittelfristig, also bis 2018, wollen wir etwas über 500.000 Fahrzeuge verkaufen. Auf dem gesamten russischen Fahrzeugmarkt wurden letztes Jahr 2,7 Millionen Fahrzeuge verkauft. Das ist fast so viel wie in Deutschland, wo es drei Millionen waren. Im Volkswagen-Konzern ist Russland der sechstwichtigste Markt.

Was hat sich nach dem Beitritt Russlands zur Welthandelsorganisation WTO für VW geändert?

Bisher unmittelbar noch nichts. Der WTO-Beitritt wird schrittweise vollzogen. Die Absenkung der Zollgebühren geht über zehn Jahre. Wir erhoffen uns natürlich, dass langfristig vor allem im Zulieferermarkt mehr Wettbewerb kommt. Dort ist für uns der größte Nachholbedarf. Dort muss noch mehr Ansiedelung passieren.

Russland gilt als ein schwieriges Land für ausländische Investoren. Bereitet das Probleme?

Wir sind natürlich von der Größe her ein Unternehmen, das sehr viele Arbeitsplätze schafft. Wir sind immer sehr zuvorkommend und hervorragend behandelt worden. Wir haben ganz wenige Probleme - die üblichen mit der Bürokratie, aber die haben Sie in vielen Ländern.

Produktion im Volkswagen-Werk im russischen KalugaBild: AP

Durchsuchungen und Beschlagnahmungen bei Nichtregierungsorganisationen, darunter auch in Büros deutscher Stiftungen in Russland, haben zu Spannungen im deutsch-russischen Verhältnis geführt. Bekommt Ihr Unternehmen diese zu spüren?

Die politischen Spannungen erleben wir gar nicht. Der Besuch von Behörden in Russland ist an der Tagesordnung. Wir bekommen jede Woche Besuch von irgendwelchen Behörden, die irgendwelche Untersuchungen durchführen, vielleicht nicht gleich beschlagnahmen. Das ist ständiges Geschäft in Russland, auch für uns als Wirtschaftsbetrieb. Wir bestehen alle Untersuchungen ganz normal. Wenn wir etwas nicht erfüllen, dann bessern wir nach. Wir haben noch nie versucht, irgendwie Einfluss darauf zu nehmen. Das machen wir ganz deutsch.

Amnesty International fordert auch deutsche Unternehmen auf, ihre Stimme für Menschenrechtsorganisationen zu erheben, die die russischen Behörden im Visier haben. Wäre VW bereit, Werte anzusprechen, die sonst nur Politiker ansprechen?

Ich glaube nicht, dass wir darüber sprechen müssen, sondern wir müssen sie von unten vorleben, indem wir unsere Logik - ein Unternehmen zu führen, Mitarbeiter auszubilden und zu beteiligen - in Russland einführen. Das ist ein langfristiger Prozess. Ich glaube, dass alle unsere Mitarbeiter, die unsere Führungskultur erleben, auch nie wieder in einem russischen Unternehmen würden arbeiten wollen, weil es dort ganz anders ist. Das ist es, wie wir zu mehr Demokratie, zu mehr Opposition und zu mehr Diskussion im Land beitragen.

Von welchen positiven Erlebnissen bei Ihrer Tätigkeit in Russland können Sie berichten?

Die schönste Erfahrung ist ein hoher Grad von Pragmatismus im Bereich der Politik. Dinge zu besprechen, wenn es zu Problemen oder Diskussionen im bürokratischen Umfeld kommt, einen Termin bei einem Minister zu bekommen - das funktioniert schnell. Die sind auch offen, über Probleme zu reden und stellen diese auch ab. Dieser Pragmatismus und diese praktische Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Politik ist ein sehr positives Erlebnis.

Marcus Osegowitsch ist Generaldirektor der Volkswagen Group Rus. Seit drei Jahren ist er verantwortlich für die Aktivitäten des Volkswagen-Konzerns in Russland.

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