Würdigung für den "Brückenbauer"
11. März 2018"Brückenbauer" ist das Wort, das am häufigsten in den Erinnerungen an Karl Kardinal Lehmann fällt: Das Bistum Mainz trauere um einen "weit über die Kirche hinaus hoch anerkannten Theologen und Seelsorger, einen leidenschaftlichen Brückenbauer zwischen den Konfessionen und einen Zeugen des Glaubens inmitten der Gesellschaft", erklärte der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf, der das Amt im August 2017 von Kardinal Lehmann übernommen hatte.
Für Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier war der Kardinal ebenfalls "einer der wichtigen Brückenbauer zwischen den Konfessionen und Religionen", dem der ökumenische Dialog immer am Herzen gelegen habe. Er sei "ein Mann klarer Worte gewesen, der bei aller Nachdenklichkeit und Konzilianz auch die politische Kontroverse nicht scheute". Auch Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble würdigte Lehmann als "Brückenbauer" und betonte: "Allen, die ihn persönlich erlebten, wird er als bescheidener, humorvoller und kluger Gesprächspartner in Erinnerung bleiben."
Brücken für Europa, für die Ökumene
EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker schrieb: "Zeit seines Lebens hat Kardinal Lehmann Brücken der Menschlichkeit und der Solidarität in und für Europa gebaut." So habe er viel dazu beigetragen, Ost und West zusammenzubringen, nicht nur in Deutschland, sondern auch im Dialog mit Polen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach von "tiefer Dankbarkeit" für langjährige Begegnungen. "Er hat mich mit seiner intellektuellen und theologischen Kraft begeistert und war dabei immer auch ein Mensch voll bodenständiger Lebensfreude."
Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer sagte, Lehmann habe "Maßstäbe für einen weltoffenen Katholizismus gesetzt". Dabei nannte sie das Engagement des Kardinals für die Aufnahme von Flüchtlinge und zum kirchlichen Beistand für schwangere Frauen in Gewissenskonflikten.
Mit Betroffenheit und Trauer nahm die Deutsche Bischofskonferenz die Nachricht vom Tod Lehmanns auf. Der Kardinal hatte die Bischofskonferenz mehr als zwei Jahrzehnte geleitet - von 1987 bis 2008. "Ein großer Theologe, Bischof und Menschenfreund geht von uns", sagte Kardinal Reinhard Marx, der jetzige Vorsitzender der Bischofskonferenz und Erzbischof von München und Freising. Mit Lehmann gehe ein warmherziger und menschlicher Bischof von großer Sprachkraft. "Die Kirche in Deutschland verneigt sich vor einer Persönlichkeit, die die katholische Kirche weltweit wesentlich mit geprägt" und der Bischofskonferenz "glückliche Jahre" beschert habe.
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, würdigte Lehmann als "Mitstreiter für das ökumenische Miteinander". Für die evangelische Kirche sei er ein ganz wichtiger Ansprechpartner gewesen.
Und Brücken für das christlich-jüdische Miteinander
Der Zentralrat der Juden in Deutschland erklärte: "Mit hoher Sensibilität und Klugheit hat sich Kardinal Lehmann stets für ein gutes Verhältnis von Christen und Juden eingesetzt. Dabei gelang es ihm auch, Missverständnisse oder Unstimmigkeiten auszuräumen."
Bestürzt zeigte sich auch Fußball-Erstligist FSV Mainz 05. Karl Lehmann war nicht nur 33 Jahre lang Bischof von Mainz, sondern auch Ehrenmitglied des Vereins und hin und wieder im Stadion anzutreffen. "Wir trauern mit allen Katholiken und den Mainzer Bürgern um eine große Persönlichkeit unserer Stadt", sagte Klubchef Stefan Hofmann: "Er hat Mainz als Bischof mit seiner Klarheit, Aufrichtigkeit und menschlichen Wärme über viele Jahre mit geprägt. Dem Sport und Mainz 05 war er sehr eng verbunden."
Karl Kardinal Lehmann war am Sonntagmorgen mit 81 Jahren den Folgen eines Schlaganfalls erlegen. Zu den Trauerfeierlichkeiten gehören ein halbstündiges Geläut der Martinus-Glocke am Mainzer Dom und eine Totenvesper für den Verstorbenen. Am 21. März soll er in der Bischofsgruft des Mainzer Domes beigesetzt werden.
hin/jj (dpa, afp, kna, epd, sid)