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Politik

"Wachsam, aber nicht ängstlich"

Christoph Strack | Rupert Wiederwald
23. Mai 2017

Wenn der evangelische Kirchentag an diesem Mittwoch in Berlin startet, wird vieles anders sein als bei den vergangenen Treffen. Vor allem die Sicherheitsmaßnahmen sind strenger geworden - auch aus Angst vor Anschlägen.

Deutschland Vorbereitungen zum 36 evangelischen Kirchentag
Bild: picture alliance/dpa/R. Hirschberger

Und nun Manchester… Nach dem schrecklichen Terroranschlag von Montagabend will die Berliner Polizei die Sicherheitsmaßnahmen für den Evangelischen Kirchentag noch einmal überprüfen. Das bereits seit längerem bestehende umfassende Sicherheitskonzept werde noch einmal in allen Punkten unter die Lupe genommen, sagte der Berliner Polizeisprecher Thomas Neuendorf.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hat nach dem Anschlag von Manchester angekündigt, die Sicherheitskonzepte für das am Mittwoch beginnende Gläubigentreffen in der Hauptstadt zu überprüfen. Dies gelte auch für große Gottesdienste und Prozessionen zum Fest Christi Himmelfahrt am Donnerstag, für Vatertagsfeiern am selben Tag, das DFB-Pokalfinale am Samstag und andere Großveranstaltungen, sagte de Maizière.. Allerdings, so der Minister weiter, gebe es derzeit keinerlei Hinweise auf eine erhöhte Gefahr für Deutschland.

Schon vor knapp einer Woche - lange vor Manchester - hatte der Berliner Innensenator von "außerordentlich hohen Sicherheitsvorkehrungen" gesprochen. Im Einsatz seien 6000 Polizisten aus Berlin und anderen Bundesländern, so Andreas Geisel (SPD). Das ist selbst für die deutsche Hauptstadt ein ungewöhnliches Aufgebot.

Sperren beim offenen Fest

Betonsperren, kilometerlange Absperrgitter, Taschenkontrollen - wie nie zuvor begleiten sichtbare Sicherheitsmaßnahmen einen Evangelischen Kirchentag. Das sonst so offene und fröhliche Treffen findet in diesem Jahr auf abgesperrtem und abgeriegeltem Gelände statt. Und jeder Kirchentagsbesucher muss sich bei den Eröffnungsgottesdiensten am Mittwochabend in die Taschen schauen lassen. Großes Gepäck darf überhaupt nicht auf das Gelände.

Das Berliner Regierungsviertel ist bereits ab Mittwoch für Autofahrer gesperrt. An der Straße des 17. Juni, die von der Siegessäule im Westen auf das Brandenburger Tor zuführt, stapelten Mitarbeiter der Stadt Absperrgitter. Der Bereich des bunten Straßenfestes, das nach den Eröffnungsgottesdiensten steigen soll, bleibt laut Polizei ab Mittwochmittag zunächst komplett unzugänglich. Und auch der Zutritt zum Messegelände im Westen der Stadt wird streng kontrolliert. Polizeisprecher Neuendorf kündigte am Dienstag auch den Einsatz von schweren Fahrzeugen als flexible Sperren und die Videoüberwachung sensibler Bereiche an.

Vor dem Beginn des Kirchentages: die Bühne vor dem Brandenburger TorBild: picture alliance/dpa/S. Kembowski

Hinter Panzerglas?

Als besonders sensibel gilt das Gespräch von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit dem ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama am Brandenburger Tor. 2013 hatten sich beide Regierungschefs schon einmal an diesem symbolischen Ort getroffen - damals hielten sie ihre Reden hinter einer riesigen Scheibe aus Panzerglas. Das soll dieses Mal nicht mehr so sein. Immerhin: Das Panzerglas ist weg. Dafür aber werden die meisten Zuschauer Obama und Merkel nur aus relativ weiter Ferne verfolgen können. Den Schutz Obamas müssen die Berliner Experten dabei auch mit Sicherheitskräften aus den USA abstimmen.

Besondere Sicherheitsmaßnahmen: der frühere US-Präsident Obama kommt nach BerlinBild: Reuters/K. Krzaczynski

Trotzdem wollen die Veranstalter die Balance aus Sicherheit und Freiheit halten, so Juliane Voss, regionale Sprecherin des Kirchentages in Berlin. Angesichts der Anschläge von Manchester sei man "wachsam, aber nicht ängstlich".

Der Kirchentag hat sogar einen eigenen Sicherheitsdienst engagiert - auch das ein Novum. Dazu kommen 5500 freiwillige Helfer und 1800 Sanitäter, die sich während der vier Tage um die etwa 200.000 Besucher kümmern sollen. Voss weist daraufhin, dass auch bei den Taschenkontrollen freiwilligen Kräfte im Einsatz seien, die von professioneller Seite unterstützt würden.

Und dann rollt der Ball

Dazu kommen die Einsatzkräfte der Polizei von Bund und Ländern. Die sind allerdings noch bei einer weiteren Veranstaltung gebunden: Am Samstagabend steht im Berliner Olympiastadion das DFB-Pokalfinale zwischen Eintracht Frankfurt und Borussia Dortmund statt. Ein sogenanntes Risiko-Spiel.