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Politik

Wachsende Kritik am Corona-Krisenmanagement

4. Februar 2021

Zu wenig Impfstoff, Probleme mit den Impfterminen, kein Plan für ein Ende des Lockdowns: Hat die Bundesregierung das Pandemie-Management noch im Griff? Laut ARD-Deutschlandtrend bröckelt der Rückhalt bei den Bürgern.

Deutschland Bundeskanzlerin Angela Merkel
Die Bundeskanzlerin verliert an Beliebtheit - allerdings nur wenigBild: Bernd von Jutrczenka/dpa/picture alliance

Dreimal wurde der Lockdown in Deutschland bislang verlängert, aktuell bis zum 14. Februar. Am kommenden Mittwoch wollen die Kanzlerin und die Ministerpräsidenten der Länder darüber entscheiden, ob unter anderem die Gastronomie, große Teile des Einzelhandels, Kunst- und Kultureinrichtungen, Schulen und Kindergärten auch weiterhin geschlossen bleiben müssen. Angela Merkel warnt vor schnellen Öffnungen, weil sie dann wieder rasant steigende Infektionszahlen befürchtet.

Doch auch die Zahl der Bürger, die die Alltagseinschränkungen als zu weitgehend empfinden, nimmt zu. Im aktuellen ARD-Deutschlandtrend sind es 22 Prozent der repräsentativ vom Meinungsforschungsinstitut infratest-dimap Befragten und damit fünf Prozent mehr als im Januar. 51 Prozent sind weiterhin der Meinung, dass die Einschränkungen angemessen sind. Die Zahl derer, die gerne noch härtere Maßnahmen hätten, sank von 30 auf 24 Prozent.

Größere Impfbereitschaft

Kritisch urteilen die Bürger über das Krisenmanagement der Bundesregierung. Nur noch 42 Prozent sind damit zufrieden, 56 Prozent hingegen nicht. Das ist der schlechteste Wert seit dem Beginn der Pandemie.

Der schleppende Start der Impfkampagne und das Chaos bei der Terminvergabe haben viele Bürger enttäuscht. 68 Prozent der Befragten geht es mit den Impfungen nicht schnell genug. Immer mehr Menschen wird klar, dass eine Immunisierung der einzige Weg zurück in eine wieder größere Normalität ist. Entsprechend ist die Bereitschaft gestiegen, sich impfen zu lassen, wie der aktuelle ARD-Deutschlandtrend zeigt.

Die Impfbereitschaft ist unter den älteren Menschen sehr viel höher als unter den jüngeren. Während sich in der Gruppe der 18-39-Jährigen jeder zweite auf jeden Fall impfen lassen will, sind es bei den über 65-Jährigen 72 Prozent.

Unterstützung für den Kurs der EU

Der Impfstoff wird noch für Monate ein knappes Gut bleiben. Das liegt auch daran, dass die Europäische Union zu lange gezögert hat und zu wenig Impfstoff zu spät bestellt hat. Trotzdem sind 63 Prozent der befragten Bundesbürger der Meinung, dass das gemeinsame Vorgehen der EU bei der Bestellung richtig war. Das gilt unabhängig von der Parteipräferenz. Nur die Anhänger der rechtspopulistischen AfD sind überwiegend anderer Meinung und hätten einen deutschen Alleingang vorgezogen.

Die Bundeskanzlerin geht davon aus, dass erst Ende September alle, die das wollen, ein Impfangebot bekommen können. Welche Folgen wird das für das Land und die Gesellschaft haben? Können sich nur diejenigen, die geimpft sind, wieder freier bewegen? Der deutsche Ethikrat lehnt eine Andersstellung von Geimpften derzeit ab. Die Bundesbürger sehen das mehrheitlich ähnlich. 68 Prozent sind dagegen, 28 Prozent wären dafür. Die meisten Fürsprecher von individuellen Regeln für bereits Geimpfte finden sich in den Reihen der FDP-Anhänger.

Die Folgen der Pandemie ängstigen

Nach wie vor sind gut vier von zehn Bundesbürgern in Sorge, dass sie selbst oder Angehörige mit dem Coronavirus infiziert werden könnten. Gut die Hälfte der Deutschen ist über die Ausbreitung neuer Corona-Varianten beunruhigt.

Zugleich verlieren die Bundesbürger die Nebeneffekte der Pandemie-Bekämpfung nicht aus dem Blick: Deutlich gestiegen ist gegenüber dem ersten Lockdown die Zahl derer, die sich um die Entwicklung von Kindern aufgrund beschränkter Betreuungs- und Schulangebote sorgen, nämlich auf 77 Prozent (ein Plus von 14 Prozent im Vergleich zum Mai). Kaum weniger als die Hälfte (44 Prozent) sorgt sich um zu geringe Sozialkontakte.

Jeweils drei Viertel der Menschen machen sich große bis sehr große Sorgen um die wirtschaftliche Entwicklung. Bund und Länder haben sich in bislang ungekanntem Maße verschuldet, um Wirtschaft und Gesellschaft in der Krise finanziell zu unterstützen. Die Schulden werden irgendwann zurückgezahlt werden müssen. Doch wer soll die Rechnung begleichen?

Schlechtere Noten für Spitzenpolitiker

Die gestiegene Kritik am Impftempo bei schleichend wachsenden Zweifeln an den Corona-Maßnahmen hat nicht nur Folgen für die Bewertung des Corona-Krisenmanagements, sondern für die Beurteilung der gesamten Berliner Regierungsarbeit und der Regierungsmannschaft.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) verliert mit drei Prozentpunkten vergleichsweise wenig Rückhalt und landet bei 69 Prozent Zustimmung. Auf 54 Prozent (ebenfalls minus drei) kommt der CSU-Vorsitzende Markus Söder, der für eine Kanzlerkandidatur der CDU/CSU im Gespräch ist. Sein Konkurrent, der frisch gewählte CDU-Vorsitzende Armin Laschet, verbessert sich auf 37 Prozent Zustimmung. Finanzminister und SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz verliert neun Prozentpunkte und kommt noch auf 46 Prozent Zustimmung.

Wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre

Kaum Auswirkungen hat die Kritik allerdings auf das langfristige Wahlverhalten. 

Die regierende Koalition aus CDU, CSU und SPD hätte damit noch eine knappe Mehrheit gegenüber den anderen im Bundestag vertretenen Parteien. Deutlich größer würde der Zuspruch für eine Koalition aus CDU, CSU und den Grünen ausfallen.

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