Das lauteste Dorf der Welt bekommt 2021 doch noch ein Metal-Festival. Die Veranstalter organisieren eine Art Mini-Wacken - mit schwergewichtigen Headlinern.
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Nach zwei Jahren Pause gibt es auf dem"Heiligen Acker" von Wacken wieder Livemusik. Vom 16. bis 18. September 2021 lädt das Wacken Open Air, kurz W:O:A, zum"Bullhead City", einer Mini-Ausgabe des weltweit berühmten Heavy-Metal-Festivals ein. Nachdem alle großen und kleinen Festivals in diesem Jahr zum zweiten Mal absagen mussten, weil es aufgrund der Coronapandemie keine Planungssicherheit gibt, haben einzelne mutige Veranstalter trotzdem an ihrer Vision festgehalten - und nun präsentieren die Wacken-Gründer Thomas Jensen und Holger Hübner ihr kleines und beschauliches Ersatzfestival.
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Bullhead City: Bescheiden, aber nicht weniger laut
Auch das "Bullhead City" wartet mit mehreren Bühnen auf - die Hauptbühne und damit das Herz des kleinen Festivals wird auf der "Bullhead City Plaza" stehen. Wacken-Kenner wissen: Dort steht beim W:O:A sonst das riesige "Bullhead City Circus"-Zelt. Das weitläufige Gelände bietet genug Platz für Bands und Publikum. 80.000 wie sonst üblich werden es natürlich nicht werden - eher eine Art Metal-Familientreffen. Wie viele Menschen kommen dürfen, wird derzeit mit den Behörden des Bundeslandes Schleswig-Holstein, die für Wacken zuständig sind, geklärt. Derzeit steht die Zahl 20.000 im Raum.
Ein Hygiene-Konzept liegt schon jetzt vor, dies aber wird je nach Pandemielage fortwährend angepasst. Da die Campingmöglichkeiten limitiert sein werden, besteht für Fans die Möglichkeit, sich Tagestickets zu organisieren. Die volle Dreitagesdröhnung wird also nur wenigen vorbehalten sein.
Abwechslungsreiches Line-up
Zehn Bands - darunter alte Wacken-Veteranen und Publikumslieblinge - haben die Veranstalter bisher verpflichten können. Große Vorfreude herrscht schon jetzt: Die finnischen Symphonic Metal-Giganten Nightwish werden erwartet, ebenso die deutschen Schwergewichte von Blind Guardian und Powerwolf, sowie Wacken-Queen Doro Pesch.
Für deutschen Mittelalter-Rock sorgen Saltatio Mortis, Hardcore liefern Nasty, Black Metal kommt von Gaahls Wyrd, Death Metal von Endseeker, Crossover bringen die Newcomer Slope und schließlich gibt es klassischen 1980er-Jahre-Metal mit Burning Witches.
Landesregierung hilft tatkräftig mit
"Wir können es kaum erwarten, endlich wieder gemeinsam mit den Fans zu feiern", freut sich Holger Hübner, Geschäftsführer des Wacken-Festivals. Bands, Crew und Fans scharrten angesichts der positiven Entwicklung mit den Hufen, warum sollte man bis zum nächsten W:O:A warten, so Hübner. "Wir wollen mit 'Bullhead City' einen Lichtblick in einem weiteren Jahr voller Absagen setzen."
Sein Partner Thomas Jensen lobt die gute Zusammenarbeit mit dem Bundesland Schleswig-Holstein. Es habe mit seinem Stufenplan eine klare Perspektive für Veranstaltungen eröffnet. "Diese Unterstützung erlaubt uns, unter Gewährleistung der Sicherheit aller Teilnehmenden und der Region zu planen."
Weitere News zum "Bullhead City Festival" folgen in Kürze. Der Vorverkauf soll Ende Juni beginnen.
Metal: vom Nischensound zum Massenphänomen
Wie alle Spielarten der Rockmusik fand auch Metal mit den Jahren seinen Weg vom Untergrund ins bürgerliche Milieu.
Bild: picture-alliance/dpa/A. Heimken
Die Ursprünge
Wie alle Rock-Varianten hat auch Metal seine Wurzeln im Blues. Als die Geburtshelfer des Genres kann man aber durchaus die harten Rockbands der 70er bezeichnen: Led Zeppelin (im Bild), Deep Purple oder Black Sabbath. Sie alle spielten bereits treibende Drums, psychedelische Gitarrensoli und riffbasierte Songs.
Bild: Imago Images/Everett Collection
New Wave of British Heavy Metal
Bands wie Motörhead lieferten nicht nur harten Rock, sondern auch das passende Image dazu. Leder, Nietenarmbänder, enge Jeans, lange Haare und Insignien wie Eiserne Kreuze, Pickelhauben und Fantasiekreaturen hielten Einzug in die Metal-Welt. Mit der "New Wave of British Heavy Metal" und deren Gallionsfigur Iron Maiden (Bild) bewegte sich Metal schließlich aus dem Untergrund in Richtung Stadien.
Bild: Imago Images/Mary Evans Archive
Genres und Subgenres
Metaller lieben Stammbäume. Als Heavy Metal schneller wurde, hieß er Speed Metal. Punk-Einflüsse führten zum Thrash (im Bild: Slayer-Sänger Tom Araya). Es gibt Death Metal, Black Metal, Power Metal, Viking Metal und viele weitere Genres und Subgenres. Zehn-Minuten-Songs? Obertongesang? Dudelsäcke? So gut wie alles ist erlaubt in der Metal-Welt. Sogar Keyboarder durften irgendwann mitmachen.
Bild: picture-alliance/Eventpress/Darmer
Flirt mit dem Pop
Die erste Bekanntschaft mit Pop machte Metal in den 1980ern. Bands wie Mötley Crüe (Bild) oder Skid Row trugen ihre Haare hochtoupiert und gepflegt. Statt Jeans war Spandex angesagt, und die Nieten glänzten wie die definierten Muskeln an den Armen. "Hair Metal" wird diese Spielart oft despektierlich genannt. Statt um Düsteres ging es in den Texten meist um Sex oder Partymachen.
Bild: Imago Images/ZUMA Press/M. Weiss
Das Kreuz mit dem Satanismus
Angezündete Kirchen und Morde in der norwegischen Black Metal-Szene sorgten in den 1990er Jahren international für Aufsehen. Die gesamte Metalszene, die in sich völlig unterschiedliche Spielarten und Haltungen vereint, wurde wegen dieser Vorfälle immer wieder in Sippenhaft genommen. Bis weit in die 2000er gab es Verbotsforderungen "besorgter Bürger". (Bild: Black Metal-Band Mayhem 2014).
Bild: picture-alliance/CITYPRESS 24/T. Dokken
The Big Four
Vier der erfolgreichsten Metalbands der 80er fanden regelmäßig zu einem Stelldichein in verschiedenen Kombinationen zusammen: Metallica (Bild), Slayer, Anthrax und Megadeth spielten alle paar Jahre gemeinsame Konzerte und Tourneen und lockten Zehntausende in die Stadien. Metallicas "Black Album" ebnete dem Genre 1991 mit dem Kuschelhit "Nothing Else Matters" den Weg in die Mainstream-Radiosender.
Bild: picture-alliance/Jazz Archiv/I. Schiffler
Massenphänomen Metal
Fast 50 Jahre nach seiner Entstehung ist Metal auch fest im bürgerlichen Leben verankert. Der Metalgruß "mano cornuta" (ital. "gehörnte Hand") ist zum Synonym für "Das rockt!" geworden - bei Bankangestellten, Grundschullehrern oder Rentnern. In einigen seiner Subgenres hat Metal aber nach wie vor den Drive seiner Anfangsjahre - als subversives, dunkles Herz der Rockmusik.