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Weitere WADA-Daten veröffentlicht

15. September 2016

Eine russische Hacker-Gruppe hat nach Angaben der Welt-Anti-Doping-Agentur vertrauliche Daten weiterer Sportler veröffentlicht, darunter auch Deutsche. Moskau weist Spekulationen über eine Racheaktion Russlands zurück.

Symbolbild Hack Hacker Angriff
Bild: Colourbox/S. Tryapitsyn

Einer Mitteilung der Welt-Anti-Doping-Agentur zufolge sind persönliche medizinische Daten von 25 Sportlern von einer russischen Hacker-Gruppe veröffentlicht worden. Unter den Athleten sind der Mitteilung auf der WADA-Homepage auch fünf Deutsche. Dieses Mal seien vertrauliche Informationen von 25 Sportlern aus acht Nationen durch die Hacker publik gemacht worden, erklärte die WADA. Insgesamt seien damit nun 29 Sportler von den Veröffentlichungen betroffen, sagte WADA-Generaldirektor Olivier Niggli.

Sportler dürfen mitunter Medikamente einnehmen, die auf der Dopingliste stehen, müssen dafür aber eine medizinische Ausnahmegenehmigung vorweisen. "Wir bedauern, dass diese Kriminellen versucht haben, den Ruf der betroffenen Athleten auf diese Weise zu schädigen", sagte Niggli in dem neuen Statement.

Die ehemalige Speerwurf-Weltmeisterin Christina Obergföll, deren Daten veröffentlicht wurden, sagte dem Sportinformationsdienst: "Natürlich ist es ätzend, von Hackern durchleuchtet zu werden." Es sei aber auch nicht wirklich schlimm, weil sie nichts zu verbergen habe, so Obergföll. Auch Robert Harting ist betroffen und äußerte sich über Twitter:

Die russische Hacker-Gruppe, die sich "Fancy Bears" nennt, hatte zuvor die Accounts von mehreren amerikanischen Topathleten bei der WADA durchsucht. Sie stellten dabei bereits mehrere medizinische Ausnahmegenehmigungen für Mittel der Athleten ins Internet.

Unterstützung vom IOC

Die viermalige Turn-Olympiasiegerin Simone Biles, Tennis-Star Venus Williams und Basketball-Olympiasiegerin Elena Delle Donne hatten sich gegen die Veröffentlichung ihrer vertraulichen Daten gewandt und jeglichen Doping-Verdacht zurückgewiesen. Unterstützung bekamen sie von der WADA und dem Internationalen Olympischen Komitee IOC. Die Sportlerinnen verwiesen auf ärztliche Ausnahmegenehmigungen, bestimmte Substanzen nehmen zu dürfen, auch wenn diese auf Dopinglisten stehen.

Simone Biles bei den Olympischen Spielen in RioBild: Reuters/M. Blake

Turn-Olympiasiegerin Biles schrieb bei Twitter, dass sie "immer die Regeln befolgt habe". Sie habe eine Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) und nehme dafür Medikamente. Dies sei "nichts, wofür man sich schämen muss", teilte die 19 Jahre alte Fahnenträgerin des amerikanischen Olympia-Teams bei der Abschlusszeremonie der Spiele in Rio mit.

"Ich möchte mich bei den Hackern bedanken, dass sie die Welt darauf aufmerksam gemacht haben, dass ich gegen eine bei mir diagnostizierte Krankheit ein Medikament nehme, für welches mir die WADA eine Ausnahme erlaubt hat. Danke Leute", meinte Delle Donne via Twitter.

Venus Williams sagte, sie sei enttäuscht, dass medizinische Daten von ihr ohne Erlaubnis veröffentlicht worden seien. Sie habe sich beim Beantragen und Erhalten von "therapeutischen Ausnahmen" an alle Vorschriften gehalten. Der Internationale Tennisverband ITF betonte, alle Ausnahmegenehmigungen hätten medizinische Gründe. Bei der einstigen Weltranglisten-Ersten war vor einigen Jahren eine Autoimmunerkrankung diagnostiziert worden.

Ob dahinter eine Racheaktion Russlands steckt, blieb offen. Auf Grundlage eines unabhängigen Berichts der WADA waren die russischen Leichtathleten von den Olympischen Spielen in Rio bis auf eine Ausnahme suspendiert worden. Der sogenannte Pound-Bericht hatte systematisches Doping in der russischen Leichtathletik zu Tage gebracht.

Venus Williams bei den US Open 2015Bild: Getty Images/AFP/T. A. Clary

Die russische Regierung wies jegliche Beteiligung an den Vorgängen zurück. "Wir können ohne Zögern eine Beteiligung der russischen Regierung oder eines russischen Geheimdienstes ausschließen", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow.

Russlands Sportminister Witali Mutko äußerte sich skeptisch über Spekulationen, dass die Täter russische Hacker gewesen seien. Er kritisierte den Hacker-Angriff am Mittwoch scharf. "Wenn so etwas in Russland geschieht, werden die Täter strafrechtlich zur Verantwortung gezogen. Daten müssen geschützt sein", sagte Mutko der Agentur Tass zufolge in Moskau. "An einer solchen Attacke ist nichts Gutes. Wir fürchten, dass dies auch russischen Sportlern geschehen könnte."

Kurz vor den Sommerspielen in Rio war auch bekannt geworden, dass bei den Winterspielen in Sotschi 2014 staatlich gedecktes Doping zum Erfolg russischer Sportler beigetragen haben soll. Für die WADA hatte der unabhängige Ermittler Richard McLaren einen Bericht mit entsprechenden Belegen verfasst. Die WADA hatte dafür plädiert, Russlands Team komplett von den Rio-Spielen auszuschließen. Das IOC lehnte dies - trotz scharfer Kritik - ab und versuchte mit strengen Auflagen, mögliche russische Dopingsünder gar nicht erst antreten zu lassen.

stu/fab (ap, dpa)