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WADA fordert Ausschluss Russlands

18. Juli 2016

Nach der Veröffentlichung des McLaren-Reports steht für die Welt-Anti-Doping-Agentur fest: Kein russischer Sportler sollte in Rio starten. Russlands Präsident Putin warnt vor einem Rückfall in alte Zeiten.

Russland Olympia Sochi Putin OVERLAY
Bild: picture-alliance/AP Photo/A. Zemlianichenko

WADA-Bericht sieht Beweise für staatlich gelenktes Doping in Russland: Ulrich Adrian berichtet aus Moskau

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"Die WADA ruft die Sportbewegung auf, den russischen Sportlern die Teilnahme an internationalen Sportereignissen inklusive Rio zu verwehren, bis sich ein Kulturwandel vollzogen hat", teilte WADA-Sprecher Ben Nichols auf Twitter mit. Die WADA hatte den Report des kanadischen Juristen Richard McLaren initiiert.

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) wird am Dienstag nach einer Telefonkonferenz der Mitglieder des Exekutivboards über erste Maßnahmen entscheiden. IOC-Präsident Thomas Bach zeigte sich über die Erkenntnisse des McLaren-Reports entsetzt: "Die Ergebnisse des Berichts zeigen einen erschreckenden und beispiellosen Angriff auf die Integrität des Sports und der Olympischen Spiele. Daher wird das IOC nicht zögern, die härtesten Sanktionen gegen jede beteiligte Person oder Organisation zu treffen."

"Beweise, die keine Zweifel zulassen"

Der mit Spannung erwartete McLaren-Report hat ein systematisches und von höchsten politischen Kreisen gedecktes Doping-System in Russland während der Olympischen Spiele 2014 in Sotschi bestätigt. "Ich bin sehr überzeugt von unseren Ergebnissen. Wir haben viele Beweise, die keine Zweifel zulassen", sagte McLaren bei der Vorstellung des von der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA initiierten Berichts in Toronto.

Der russische Präsident Wladimir Putin hat nach den WADA-Vorwürfen erste Maßnahmen angekündigt. "Funktionäre, die in dem Bericht als direkt Beteiligte genannt werden, sollen bis zum Ende der Untersuchungen suspendiert werden", teilte Putin am Montag in Moskau mit. Kurz darauf vermeldete die Agentur Interfax, dass Regierungsschef Dmitri Medwedew den stellvertretenden Sportminister Juri Nagornich suspendiert habe. Sportminister Witali Mutko scheint davon nicht betroffen zu sein. Kremlsprecher Dmitri Peskow erklärte dazu, Mutko werde im Bericht nicht als unmittelbar Beteiligter eingestuft.

"Sport als Geisel"
Putin fordert jedoch von der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) mehr objektive und auf Fakten basierende Informationen. Zudem kritisierte er den Bericht als Rückfall in die 1980er-Jahre. Damals hatte zunächst der Westen 1980 die Sommerspiele in Moskau aufgrund politischer Spannungen boykottiert, vier Jahre später hatte die UdSSR eine Teilnahme an den Spielen in Los Angeles abgesagt. Damals sei der Sport als Geisel genommen worden, sagte Putin einer Mitteilung des Kremls zufolge.

"Jetzt beobachten wir einen gefährlichen Rückfall einer Einmischung der Politik in den Sport." Der Sport werde so zu einem Instrument geopolitischen Drucks. Weiter kritisierte Putin, dass der WADA-Bericht auf den Aussagen eines einzelnen Menschen mit einem "skandalösen Ruf" basiere. Damit spielte er auf den Whistleblower Grigori Rodschenkow an. Der frühere Anti-Doping-Funktionär hatte den WADA-Bericht ins Rollen gebracht.

Schenk wirft WADA Versäumnisse vor

Außerhalb Russlands sind die Reaktionen einhellig. Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) erklärte: "Wer die Werte des Sports wie Fair Play und Chancengleichheit auf diese bewusste Art mit Füßen tritt, muss auf die Strafbank." Deutlicher wurde Sylvia Schenk, Mitglied der Organisation Transparency International Deutschland: "Die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA hat es über Jahre versäumt, neben den eigentlichen Anti-Doping-Kontrollen risikobasiert ein Compliance-System für das Umfeld des Spitzensports aufzubauen und auch investigativ gegen Verbände, Funktionäre, Labore usw. vorzugehen."

Zudem meinte Schenk: "Jetzt lediglich den Ausschluss der russischen Athleten von den Spielen in Rio zu fordern, ohne Konsequenzen auch für russische IOC-Mitglieder und sonstige Funktionäre, wäre eine unzureichende Reaktion. Es genügt auch nicht, lediglich an Russland ein Exempel zu statuieren. Es sind weitergehende Maßnahmen zur weltweiten Überprüfung des Anti-Doping-Systems und der Entwicklung grundlegend neuer Maßnahmen nötig."

sw/sn (dpa, sid)

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