Die nächste Episode im russischen Doping-Skandal: Die Welt-Anti-Doping-Agentur schließt das Testlabor in Moskau. Zum wiederholten Mal. Dem internationalen Sportgerichtshof CAS liegt jedoch bereits ein Einspruch vor.
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Vorübergehend geschlossen: Die Welt-Anti-Doping-Agentur schließt Testlabor in Moskau. Grundlage dafür ist die Entscheidung des WADA-Exekutivkomitees vom 9. Dezember, wie die in Montreal ansässige Organisation mitteilte. Die WADA hatte im vergangenen Monat herausgefunden, dass in dem Kontrolllabor gespeicherte Daten manipuliert worden waren, um die Dopingpraktiken russischer Athleten zu vertuschen.
Das Moskauer Labor war bereits 2015 suspendiert worden, hatte im Mai 2016 aber wieder eine eingeschränkte Zulassung bekommen.
jw/wa (mit sid/dpa)
Die zehn Sportarten mit den meisten Dopingfällen
In diesem Ranking führt niemand gerne: Die Top Ten der Sportarten mit den meisten Dopingfällen 2019 wird von einer olympischen Kernsportart angeführt. Und Gewichtheben und Radsport vermelden deutlich mehr Fälle als 2018.
Bild: picture-alliance/Rolf Kosecki
Leichtathletik: 81 Fälle
Vor den Olympischen Spielen von Tokio sorgt die olympische Kernsportart für Negativ-Schlagzeilen: Mit insgesamt 81 Dopingfällen im Jahr 2019 steht die Leichtathletik an der traurigen Spitze. Quer durch die Unterdisziplinen Laufen, Werfen und Springen zieht sich das Problem, mit Fällen von Kenia bis Russland. 2019 waren es im Vergleich zum Vorjahr 18 Dopingfälle mehr.
Bild: picture-alliance/AP Photo/T. Camus
Gewichtheben: 78 Fälle
Seit langer Zeit hat das Gewichtheben ein massives Doping-Problem. Der deutsche Fernsehsender ARD berichtete kürzlich, dass es weit mehr Dopingfälle wie Oleksiy Torokhtiy (Foto) hätte geben können, wenn konsequent getestet worden wäre. Verbandspräsident Tamás Aján soll ein korruptes System zur Vertuschung von Doping mit aufgebaut haben. 2018 hatte es nur 40 Dopingfälle im Gewichtheben gegeben.
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Baseball: 61 Fälle
Auch den Baseball holen die Doping-Schlagzeilen immer wieder ein: Anfang des Jahres unterschrieb Steven Wright (Foto) einen Millionen-Vertrag bei den Boston Red Sox, kurz darauf wurde er positiv getestet: Man fand das verbotene Wachstumshormon GHRP-2 in seinem Körper. Neben ihm wurden 60 weitere Dopingfälle im Baseball aufgedeckt. 2018 waren es 69 Fälle.
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American Football: 42 Fälle
Der Super Bowl - das Traumziel jedes Footballspielers. Das Megaevent ist für die Beteiligten eine Goldgrube - und die führt manchen Profi auch zur illegalen Leistungssteigerung. 42 Fälle wurden 2019 bekannt, 2018 waren es nur neun Fälle. Dazu zählten zum Beispiel die NFL-Profis Josh Gordon von den Seattle Seahawks oder David Irving von den Dallas Cowboys.
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Radsport: 32 Fälle
Der Radsport schien auf dem Weg der Besserung (2018 wurden nur sechs Dopingfälle im Profisport gezählt), dann kam die Operation "Aderlass". Die Enthüllungen österreichischer und deutscher Ermittler brachten ein Netzwerk von dopenden Sportlern wie Radprofi Georg Preidler (Mitte) ans Licht - betreut vom deutschen Arzt Mark Schmidt. Weitere Kunden des Dopingarztes sollen demnächst enttarnt werden.
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Reiten: 29 Fälle
Reiten ist wohl der einzige Sport, in dem sowohl Tiere als auch Menschen positiv getestet werden. Zu den 29 Fällen im Jahr 2019 gehörte auch die Kanadierin Nicole Walker. Sie wurde bei den Pan-Amerikanischen Spielen in Peru mit einem Abbauprodukt von Kokain erwischt, wodurch Kanada den Startplatz bei Olympia in Tokio verlor. 2018 waren es noch 24 Dopingfälle im Reitsport gewesen.
Bild: picture-alliance/dpa/J. Stratenschulte
Mixed Martial Arts: 19 Fälle
Kaum ein Sport ist härter als Mixed Martial Arts. Voller Kontakt, kein Schutz. Die Disziplin verlangt absolute Fitness und viel Kraft. Und die Topkämpfe sind lukrativ geworden. Das alles ist offenbar ein Nährboden für Betrüger: Die Zahl der Dopingfälle in den MMA stieg von zehn in 2018 auf 19 in 2019.
Bild: picture-alliance/J.Locher
Tennis: 17 Fälle
Auch der "weiße Sport" hat keine weiße Weste: Zu den 17 Dopingfällen im Tennis zählte auch Robert Farah, der gemeinsam mit Juan Sebastian Cabal das dominierende Männer-Doppel bildete (Foto): Sieg in Wimbledon und bei den US-Open, Platz 1 in der Weltrangliste. Kurz vor dem Beginn der Australian Open kam die Nachricht: Eine Dopingprobe von Farah aus dem Oktober war positiv - ihm droht eine Sperre.
Bild: picture-alliance/NurPhoto/X. Bonilla
Kraftdreikampf: 15 Fälle
Kraftdreikampf, international Powerlifting genannt, ist dem Gewichtheben ähnlich, wird als Mix der Disziplinen Kniebeugen, Bankdrücken und Kreuzheben aber in dieser Statistik getrennt erfasst. Auch hier geht es neben der Technik vor allem um Maximalkraft - weshalb immer noch kraftsteigernde Steroide zu den beliebtesten Mitteln zählen. Von drei Fällen 2018 auf 15 Fälle 2019 - ein rasanter Anstieg.
Bild: picture alliance/TASS/dpa/D. Feoktistov
Rugby: 14 Fälle
Noch ein Sport, der viel Muskelmasse fordert: Rugby sorgte 2019 für 14 Dopingfälle. Ein prominentes Beispiel: Aphiwe Dyantyi sollte als große Hoffnung Südafrika bei der WM in Japan zum Titel führen. Den holten die "Springboks" tatsächlich - aber ohne Dyantyi, der bei einer Trainingskontrolle positiv auf Steroide getestet worden war und zusehen musste.
Bild: Imago Images/Kyodo News
Die meisten Dopingfälle kommen aus den USA
Die USA sind eine Sport-Großmacht, dominieren oft die Olympischen Spiele. Auch in der Dopingstatistik liegen die Amerikaner allerdings in Führung - mit 106 Dopingfällen im Jahr 2019. In dieses Jahr fiel auch die Sperre des skandalumwitterten Leichtathletik-Trainers Alberto Salazar. Russland kommt auf 65, die Dominikanische Republik auf 24, Italien auf 20 und Kenia auf 18 Dopingfälle.
Bild: picture-alliance/dpa/AP/K. Cheung
Recherchen aus dem Radsport
Alle Zahlen stehen für aufgedeckte Dopingfälle von Profisportlern im Jahr 2019. Zusammengezählt aus den Veröffentlichungen der WADA und nationalen Anti-Doping-Agenturen hat dies das "Mouvement Pour un Cyclisme Crédible" (kurz MPCC; dt. Bewegung für einen glaubwürdigen Radsport), ein Zusammenschluss von Radsportteams, die für einen sauberen Sport stehen wollen und auf Missstände im Sport hinweisen.