Wadephul in China: Mission "Seltene Erden"
9. Dezember 2025
Im zweiten Anlauf hat der Chinabesuch vom Bundesaußenminister Johann Wadephul nun doch geklappt. Er traf an einem Tag gleich drei Minister und den Vize-Staatspräsidenten. Die ursprünglich für Ende Oktober geplante Reise war kurzfristig abgesagt worden. Es hieß damals, Wadephul habe keinen hochrangigen Termin außer mit seinem Amtskollegen vereinbaren können.
Berlin vermutete, dass die vorherige Kritik des CDU-Politikers an China Unbehagen bei der Staatsführung ausgelöst haben könnte. China droht Taiwan wegen der Forderung, dass Taiwans Status quo nicht mit Gewalt geändert werden dürfe. Peking betrachtet Taiwan als eine abtrünnige Provinz und verabschiedete 2005 das so genannte Antispaltungsgesetz, das die Anwendung von Waffengewalt für eine Wiedervereinigung legitimiert, wenn sich Taiwan für unabhängig erklären sollte.
"Taiwan im Zentrum der chinesischen Kerninteressen"
Die Taiwan-Frage sei im Zentrum der Kerninteressen Chinas, betonte der chinesische Vize-Staatspräsident Han Zheng erneut, als er am Montag (8.12.25) mit Wadephul zusammentraf. Das chinesische Außenministerium gab die Meldung heraus, dass sich Wadephul im Namen der neuen Bundesregierung ausdrücklich zur sogenannten "Ein-China-Politik" bekannt habe.
Das Statement des deutschen Außenministers nach dem Treffen war diplomatisch. Deutschland räume den Beziehungen zu China hohen Stellenwert ein, schrieb Wadephul auf X, ehemals Twitter. "Wir sind am fairen Austausch zu Wirtschaft und Sicherheit interessiert. Ich schätze sehr, dass ich heute mit Vizepräsident Han Zheng ausführlich sprechen konnte."
Vor diesem Hintergrund zeigte sich Peking versöhnlich. "Ob man früh oder spät kommt, all das ist nicht relevant", sagte Chinas Außenminister Wang Yi. "Relevant ist, warum man kommt. Sie kommen, um die Kooperationen anzubahnen, nicht um zu streiten; Sie kommen, um für mehr Verständnisse zu werben und nicht um die Differenzen auszubauen". Auch erklärte er dabei ausführlich die geschichtlichen Hintergründe um die Insel Taiwan und lobte Deutschland für die gelungene Vergangenheitsbewältigung nach dem Zweiten Weltkrieg. Taiwan war vor Kriegsende von Japan besetzt gewesen und im Rahmen der Potsdamer Konferenz 1945 wieder an China zurückgegeben worden.
"Im Gegensatz zu Deutschland hat Japan auch 80 Jahre nach dem Kriegsende nie ernsthaft seine Kriegsschuld aufrichtig aufgearbeitet", sagte Wang und deutete auf die Aussage der neuen Premierministerin Sanae Takaichi, Taiwan im Konfliktfall militärisch mit eigenen Streitkräften beistehen zu wollen. "Wenn es eine Änderung des Status Quo geben soll, dann muss diese aus unserer Sicht friedlich und im Konsens auf dem Verhandlungsweg herbeigeführt werden", sagte Wadephul nach seinen politischen Gesprächen in Peking auf die Frage des DW-Reporters Richard Walker.
Wiedererstarktes China als Handelspartner?
China ist vor allem für die deutsche Wirtschaft wichtig - nicht nur als Absatzmarkt, sondern auch als wichtiger Rohstofflieferant. Die Wirtschaftsbeziehungen zwischen den zweit- und drittgrößten Volkswirtschaften seien "von zentraler Bedeutung", betonte daher auch Wadephul beim Treffen mit Chinas Handelsminister Wang Wentao.
Von 2016 bis 2023 war China der größte Handelspartner Deutschlands - bis 2024 die USA die Poleposition eroberten. Nach Zahlen des Statistischen Bundesamts habe China 2025 gute Chancen, die Polposition zurückzugewinnen. In den ersten drei Quartalen 2025 stieg der Import aus dem Reich der Mitte mit 124,5 Milliarden (+8,5 Prozent) deutlich an - bei gleichzeitig sinkendem Export nach China in Höhe von 61,4 Milliarden Euro (-12,3 Prozent).
Das Wiedererstarken Chinas als Handelspartner liege aber "insbesondere an den ganz schwachen Exportzahlen zu unserem wichtigsten Absatzmarkt, den Vereinigten Staaten", betont Volker Treier, Außenwirtschaftschef und Mitglied der Hauptgeschäftsführung der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK). "Es liegt noch nicht daran, dass die Absatzperspektiven in China für unsere Unternehmen jetzt so grundlegend besser geworden sind."
Aussicht auf Export von Seltenen Erden
Um den Risiken in der künftigen Zusammenarbeit mit China zu begegnen, hat der Deutsche Bundestag eine "Kommission zur Überprüfung der sicherheitsrelevanten Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und China" eingesetzt. "Dabei geht es auch um das Thema Abhängigkeiten bei Rohstoffen, Technologien, Lieferketten", sagte Nicolas Zippelius, Bundestagsabgeordneter der CDU, am vergangenen Donnerstag, bevor er mit Außenminister Wadephul nach China flog.
Die deutsche Wirtschaft ist vor allem vom chinesischen Import der Seltenen Erden abhängig. Für die Produktion von Dauermagneten in Motoren und Generatoren sind sie unerlässlich. Auch werden auch für Hochleistungschips und Glasfasernetze benötigt. Zwar befindet sich auch in Deutschland Vorkommen von Seltenen Erden. Aber der Abbau und die Verarbeitung sind energieintensiv und für die Umwelt eine enorme Belastung. Derzeit ist China mit Abstand der größte Produzent vor Brasilien, Indien und Australien.
Abhängigkeiten seien ein Zustand, den man nicht erreichen wolle. "Wir möchten gute Entwicklungen gemeinsam schaffen", betonte Zipellius als Mitglied im Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung im Bundestag.
Deutsche Wirtschaft fordert politisches Vertrauen ein
Die chinesische Regierung habe derzeit den Export eingeschränkt, weil Peking die Verwendung der Zwischen- oder Endprodukte mit insgesamt 17 Elementen der Seltenen Erden bestimmen wolle, erklärte Friedolin Strack vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) auf der Jahrestagung der deutsch-chinesischen Wirtschaftsvereinigung (DCW) am vergangenen Freitag. Peking wolle verhindern, dass diese auf die US-Märkte gelangen.
Die Exportbeschränkungen seien ein Instrument im Handelskrieg gegen die USA und ziele nicht direkt auf die deutsche Wirtschaft. Die Bundesrepublik werde zwar in Mitleidenschaft gezogen, deutsche Firmen hätten aber in diesem Jahr in mehreren Fällen chinesische seltene Erden kaufen können, berichtete Strack weiter.
Peking hat Außenminister Wadephul nun allgemeine Exportlizenzen in Aussicht gestellt. "China hat angeboten, dass es Generallizenzen für europäische, für deutsche Unternehmen geben kann, und hat uns ermutigt, unsere Unternehmen dazu anzuhalten, Anträge dafür zu stellen", sagte Wadephul in Peking.
Gleichwohl deutete Friedolin Strack vom BDI an, dass chinesische Genehmigungen für den Export nur dann zügiger erteilt werden würden, wenn das politische Vertrauen stabil sei. In der Geschäftsklimaumfrage 2025/26 der deutschen "Auslandshandelskammer Greater China" haben 75 Prozent die befragten deutschen Unternehmen in China gesagt, "dass gute Beziehungen auch auf der politischen Ebene zwischen Deutschland und China entscheidend sind für die weiteren Geschäftsaktivitäten dieser Unternehmen", so Volker Treier als Außenwirtschaftschef der DIHK. "Leider sind es nicht genauso viele Prozent, die sagen, dass die aktuellen Beziehungen das schon bewerkstelligen."