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PolitikUkraine

Wie der Westen die Waffen für den Krieg wartet

22. September 2022

Sieben Monate nach Beginn der russischen Invasion in der Ukraine wird die Reparatur verschlissener westlicher Waffen immer wichtiger. Die Werkstatt soll an der polnisch-ukrainischen Grenze entstehen.

Ukraine-Krieg | Mehrfachraketensystem
Mehrfachraketensystem in der OstukraineBild: kyodo/dpa/picture alliance

Flugreisende im polnischen Airport von Rzeszow im Südosten Polens nehmen kaum Notiz davon, dass hier der wichtigste Umschlagplatz für die militärische Hilfe für die Ukraine entstanden ist. Weit vom zivilen Flughafengebäude entfernt, haben die 50 Unterstützerstaaten der Ukraine unter Führung der USA ein Feldlager aufgebaut. Hinter dem Flughafenzaun hat die NATO zudem eine imposante Verteidigungslinie zum Schutz der östlichen Außengrenze des Bündnisses errichtet: Mit Patriot-Flugabwehrsystemen, deren Raketenschächte hier in den Himmel ragen.

Der militärisch genutzte Teil des kleinen polnischen Regionalflughafens ist mittlerweile das Fort Knox der Unterstützung für die Ukraine. Die USA und Großbritannien hatten hier bereits vor Putins Invasion am 24. Februar begonnen, leichte Panzerabwehrwaffen für die ukrainische Armee einzufliegen, als US-Geheimdienste vor dem russischen Angriff warnten. Von hier ist die polnisch-ukrainische Grenze nur eine Autostunde entfernt.

Militärtransporte auf den Straßen Südostpolens

Am Boden ist die logistische Aufrüstung nicht zu übersehen. Auf den Straßen der Region werden ständig Militärtransporter gesichtet. Wie Beobachter berichten, die viel mit dem Auto im Südosten Polens unterwegs sind, können sie nahezu jeden Tag auf Autobahn-Rastplätzen zivile Tieflader beobachten, in denen uniformierte Soldaten Rast machen. Doch wie im Detail die westliche Hilfe für die ukrainische Armee an die Front gelangt, gehört zu den am besten gehüteten Geheimnissen dieses Krieges.

Mehr als 4000 Quadratkilometer konnte die Ukraine im Laufe des Sommers befreien

Dass die polnische Region an der NATO-Außengrenze zum zentralen Umschlagplatz der Hilfe wurde, bestätigt auch nur indirekt Außenministerin Annalena Baerbock. Mitte September hatte sie, nach einer Reise nach Kiew, in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung den Aufbau eines "Instandhaltungs-Hub an der polnisch-ukrainischen Grenze" angekündigt.

Polnische Medien sind zurückhaltend mit ihrer Berichterstattung über die militärische Ukraine-Hilfe im Südosten des Landes. Dass Deutschland und die von den USA geschmiedete Unterstützerkoalition für die Ukraine dort ein Zentrum zur Instandsetzung aufbaut, fand bislang keinen Weg in die Nachrichtenkanäle Polens. 

Verschleiß der deutschen Panzerhaubitze 2000

Bundeswehr-General Christian Freuding war Anfang September in Kiew zu Gesprächen mit dem ukrainischen Militär. Der Leiter des "Sonderstabs Ukraine" im deutschen Verteidigungsministerium berichtet vom Verschleiß der Panzerhaubitze 2000, die Deutschland an die Ukraine geliefert hat.

Panzerhaubitze 2000 im Frühjahr auf dem Weg in die UkraineBild: Thomas Frey/dpa/picture alliance

"Seit Mai ist sie da im Gefecht. Und hat jetzt natürlich Einschränkungen in der Einsatzbereitschaft." Sein Sonderstab arbeite daran, "dass wir hier Durchhaltefähigkeit erreichen und sehr schnell wieder eine hohe Einsatzbereitschaft" der Artilleriesysteme. Es geht in diesen Wochen vor dem nahenden Winter also viel um Instandsetzung der verschlissenen westlichen Waffen. Nach der erfolgreichen Gegenoffensive der Ukrainer im Nordosten ihres Landes hat Deutschland vier weitere Panzerhaubitzen 2000 an die Ukraine abgegeben.

Ersatzteil-Arsenal für unterschiedliche Waffen

"Die Logistik muss gestärkt werden", sagt der Sicherheitsexperte Wolfgang Richter von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), die in Berlin die deutsche Regierung berät. "Und das ist genau das, was jetzt stattfindet", so der Regierungsberater auch mit Blick auf die Diskussion über die Lieferung von Leopard-2-Kampfpanzern in Deutschland, die vor allem der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz zumindest derzeit ablehnt.

Sicherheitsexperte der Stiftung Wissenschaft und Politik: Oberst a.D. Wolfgang RichterBild: SWP

Der intensive Krieg verschleißt die Waffen. "Die Ersatzteile für die vielen unterschiedlichen Typen westlicher Waffensysteme müssen möglichst nah an der ukrainischen Grenze bereitgehalten werden", sagt Richter im Gespräch mit der DW. "Und zum Zweiten braucht es dann ausgebildetes Personal, das in der Lage ist, westliche Waffensysteme zu reparieren."

Es ist ein schwieriges Unterfangen, weil so viele unterschiedliche Waffen an die Ukraine geliefert werden: "Ich denke an die verschiedenen Artilleriesysteme sowie das notwendige Peripheriegerät französischer, italienischer, britischer, US-amerikanischer und deutscher Bauart." Das völlig unterschiedliche Kriegsgerät aus vielen Ländern benötige "völlig unterschiedliche Ersatzteile, und das in großen Mengen".

Weiterer Kriegsverlauf ungewiss

Mit Blick auf die kommenden Kriegsmonate sagt Michael Kofman, Direktor des Forschungsprogramms für Russlandstudien des Center for Naval Analyses der US-Navy, der Krieg in der Ukraine werde bestimmt sein von "Zermürbung und Wiederherstellung". Zwar habe die Ukraine gute Chancen nach dem großen Erfolg des Spätsommers sukzessive weitere Gebiete befreien zu können, doch über die Dauer des Krieges wagt auch Kofman keine Prognosen.

Ukraine: Ist die Eskalation noch zu stoppen?

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Und so wird sich wohl auch die Region um Rzeszow im Südosten Polens auf längere Zeit an das viele Militärgerät auf seinen Straßen einstellen müssen. Jetzt kommen Ersatzteillieferungen für die Instandsetzung noch dazu.

Mitarbeit: Monika Sieradzka, Max Zimmer

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