Waffenruhe-Gespräche zwischen Israel und Hamas stocken
13. Juli 2025
Die Bemühungen um eine befristete Waffenruhe treten auf der Stelle. Sowohl die israelische Seite als auch die radikalislamischen Hamas machen sich gegenseitig für den mangelnden Fortschritt verantwortlich. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) in Kairo aus Hamas-Kreisen erfuhr, stellt das Ausmaß des israelischen Truppenabzugs aus dem Gazastreifen während der Feuerpause einen zentralen Streitpunkt dar.
Die israelische Delegation in der katarischen Hauptstadt Doha habe diesbezüglich "neue Landkarten" auf den Tisch gelegt, sagte ein Hamas-Vertreter. Israelischen Medienberichten zufolge besteht die israelische Führung darauf, das Militär in einem weitflächigen Areal im Süden des Gazastreifens zu belassen.
"Humanitäre Stadt" oder Internierungslager?
Israels Verteidigungsminister Israel Katz hatte erst zu Wochenbeginn gesagt, dass Israel im südlichen Gazastreifen - auf den Trümmern der Grenzstadt Rafah - eine "humanitäre Stadt" für 600.000 durch den Krieg vertriebene Palästinenser errichten wolle. Kritiker sprechen von einem Internierungslager, mit dem langfristig eine Zwangsdeportation verbunden sein könnte. Israel gib an, Palästinensern eine "freiwillige Ausreise" zu ermöglichen.
Für die Hamas, die von Israel und etlichen anderen Staaten, darunter die USA und auch Deutschland, als Terrororganisation eingestuft wird, ist ein Verbleib israelischer Truppen in einem derart großen Gebiet inakzeptabel. Bei früheren Waffenruhen hatte sich Israels Militär schrittweise aus allen Bevölkerungszentren im abgeriegelten Küstenstreifen zurückgezogen. Es verblieb in einer etwa einen Kilometer breiten Pufferzone entlang der Grenzen des Gazastreifens.
Die Hamas verlangte ursprünglich, dass Israel auch bei der neuen Waffenruhe seine Truppen auf diesen Stand zurückzieht. Ein Hamas-Vertreter sagte der dpa, seine Organisation habe in Doha in dieser Frage "Flexibilität" bewiesen und Bereitschaft zur Akzeptanz eines ausgedehnteren Verbleibs israelischer Streitkräfte in Gaza signalisiert - wenn auch nicht in dem Ausmaß, wie von Israel gefordert.
Landkarten für den Verhandlungstisch
Am späten Samstagabend verdichteten sich Hinweise, dass Israel am Sonntag mit einer veränderten Landkarte zu den Vermittlern in Doha gehen könnte. Dies berichtete der israelische Fernsehsender Channel 12 unter Berufung auf einen namentlich nicht genannten Offiziellen eines anderen Landes. Ob sich damit die Differenzen bei den Verhandlungen überbrücken lassen, war zunächst nicht klar.
Als Vermittler fungieren Diplomaten aus Katar, Ägypten und den USA. Israel hatte der Hamas zuvor vorgeworfen, durch ihre "kompromisslose Haltung" die Gespräche in Doha zu "sabotieren", wie die israelische Zeitung "Jediot Achronot" einen israelischen Offiziellen zitierte. "Israel zeigte Bereitschaft zu Flexibilität, während die Hamas (...) in Positionen verharrt, die es den Vermittlern nicht erlauben, zu einem Abkommen zu gelangen", sagte der Beamte dem Blatt zufolge. Die Verhandlungen würden aber weitergeführt, fügte er hinzu. Eine unabhängige Überprüfung der Angaben beider Konfliktparteien ist derzeit nicht möglich.
Demonstrationen für Geiselfreilassung
Tausende Menschen demonstrierten unterdessen in Tel Aviv und anderen israelischen Städten für die Freilassung aller Geiseln, die die Hamas im Gazastreifen festhält. Ziel der Gespräche in Doha ist neben einer Waffenruhe auch die Freilassung von zehn lebenden Geiseln aus der Gewalt der Hamas sowie die Übergabe von Leichen mehrerer Verschleppter.
"Das Zeitfenster, um alle 50 Geiseln, die Lebenden und die Toten, nach Hause zu bringen, ist jetzt offen - aber nicht mehr lange", sagte Eli Scharabi als Redner auf der zentralen Kundgebung in Tel Aviv. Scharabi war selbst 16 Monate lang Geisel in den Tunneln der Hamas in Gaza.
Nach offiziellen israelischen Angaben werden noch 50 aus Israel entführte Menschen im Gazastreifen festgehalten, davon sollen mindestens 20 noch am Leben sein. Die Proteste richteten sich gegen die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, weil diese aus Sicht der Demonstranten den Prozess der Geiselfreilassung in die Länge zieht.
pg/wa/pgr (dpa, afp)
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