Die Anfang April in Kraft getretene Waffenruhe wäre ursprünglich an diesem Donnerstagabend ausgelaufen. Nun haben sich die Kriegsparteien auf eine Verlängerung der Feuerpause um zwei Monate geeinigt.
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Die Kriegsparteien im Bürgerkriegsland Jemen haben sich auf eine Verlängerung der im April ausgehandelten Feuerpause geeinigt. "Die Konfliktparteien haben dem Vorschlag der Vereinten Nationen zugestimmt, den derzeitigen Waffenstillstand im Jemen zu verlängern", sagte der UN-Sonderbeauftragte, Hans Grundberg. Er wolle weiterhin mit beiden Lagern zusammenarbeiten, um "auf eine nachhaltige politische Lösung des Konflikts hinzuarbeiten".
Im Jemen kämpft ein von Saudi-Arabien angeführtes Militärbündnis seit 2015 gegen die Huthi-Rebellen. Riad sieht in ihnen einen verlängerten Arm seines Erzfeindes Iran und will dessen Einfluss im südlichen Nachbarland zurückdrängen. Der Konflikt gilt als Stellvertreterkrieg zwischen den beiden Erzrivalen. Dem Analyseprojekt ACLED zufolge wurden seit Kriegsbeginn mehr als 150.000 Menschen getötet, darunter mehr als 14.000 Zivilisten.
Seit 2016 keine Feuerpause mehr
Die Frist der Anfang April in Kraft getretenen Waffenruhe wäre ursprünglich am Donnerstagabend ausgelaufen. Die Verlängerung schließt laut Grundberg nun direkt daran an. Zuvor hatte es seit 2016 keine Feuerpause mehr in dem Land gegeben. "Der Waffenstillstand stellt eine bedeutende Wende im Verlauf des Krieges dar", sagte Grundberg.
Drohende Hungersnot im Jemen
Kinder drohen zu verhungern, Menschen kämpfen ums Überleben: Die Lage im Kriegsland Jemen ist düster. Lebensmittel müssen rationiert werden, weil Gelder fehlen. Bei einer Geberkonferenz sollen Spenden gesammelt werden.
Bild: Mohammed Mohammed/XinHua/dpa/picture alliance
Fehlende humanitäre Hilfe
Die humanitäre Lage im Bürgerkriegsland Jemen spitzt sich weiter zu. Nach Angaben des UN-Welternährungsprogramms (WFP) sind 13 Millionen Jemeniten vom Hungertod bedroht. Die Gründe seien der langwierige Bürgerkrieg und fehlende Mittel für humanitäre Hilfe.
Bild: Khaled Ziad/AFP/Getty Images
40 Prozent brauchen Unterstützung
Seit Ausbruch der Corona-Pandemie haben weltweit noch mehr Menschen nicht genug zu essen. Der Jemen befindet sich dabei in einer besonders schlechten Situation - dort sind bereits mehr als 40 Prozent der Bevölkerung von Nahrungsmittellieferungen des Welternährungsprogramms abhängig.
Bild: Khaled Abdullah/REUTERS
Das Geld geht aus
"Wir ernähren 13 Millionen Menschen in einem Land mit 30 Millionen Einwohnern, und uns geht das Geld aus", sagte David Beasley, Chef des WFP, kürzlich der Agentur AP. Dies mache dringend notwendige Hilfen noch schwieriger. "Was soll ich also für die Kinder im Jemen tun?!" fragte er. Er könne auch nicht anderen hungernden Kindern in anderen Ländern Nahrung wegnehmen. "Das ist nicht richtig."
Bild: Giles Clarke/UNOCHA/picture alliance
Nicht alle bekommen die volle Ration
Corinne Fleischer, WFP-Direktorin für Nahost und Nordafrika, sagt, dass derzeit nur noch vom Hungertod bedrohte Menschen volle Rationen bekommen könnten. Dies betreffe fünf Millionen Menschen. Das bisherige Spendenaufkommen decke nur 18 Prozent der fast zwei Milliarden Dollar ab, die das WFP für seine Arbeit im Jemen benötigt, sagt sie.
Bild: Mohammed Mohammed/XinHua/dpa/picture alliance
Auswirkungen des Ukraine-Kriegs
Der Krieg Russlands gegen die Ukraine droht die Situation im Jemen weiter zu verschärfen. Die UN-Organisation WFP bezieht 50 Prozent ihres Getreides aus der Ukraine. Schon vor Beginn des Krieges hatte dieses sich so immens verteuert, dass die Lebensmittelmittel-Rationen stark gekürzt werden mussten. Auch die Weltbank geht davon aus, dass sich die Hungerkrise noch einmal deutlich verschärfen werde.
Bild: AHMAD AL-BASHA/AFP/Getty Images
Andauernder Bürgerkrieg
Seit über sieben Jahren tobt im Jemen überdies ein blutiger Bürgerkrieg, in den auch ausländische Mächte involviert sind. Seit 2015 unterstützt eine von Saudi-Arabien geführte Koalition die Regierung des Landes, der Iran steht den Huthi-Rebellen zur Seite, die weite Teiles des Landes kontrollieren - inklusive der Hauptstadt Sanaa.
Bild: imago images/Xinhua
Chaos in Aden
Die südjemenitische Stadt Aden wird seit 2020 von Separatisten verwaltet, die von den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) unterstützt werden. Eigentlich hat die international anerkannte Regierung unter Abed Rabbo Mansur Hadi dort ihren Sitz, seit die Huthis sie aus Sanaa vertrieben hat. Auch Terrorgruppen sind aktiv - unser Bild zeigt Schäden nach einem Anschlag mit acht Toten in Aden 2021.
Bild: Wael Qubady/AP Photo/picture alliance
Flucht vor Bomben
Besonders erbittert wird die Schlacht um Marib geführt. Die Stadt gilt als strategisch entscheidend. Marib ist die letzte Hochburg der offiziellen Regierung im Norden. Dort herrscht Dauerbeschuss, die saudische Allianz bombardiert aus der Luft. Leidtragende sind auch hier die Zivilisten: Sie müssen immer wieder aus den Flüchtlingslagern fliehen und weiterziehen, weil die Fronten sich verschieben.
Bild: AFP /Getty Images
Überfüllte Krankenhäuser
Die medizinische Versorgung ist heute noch schlechter als sie es vorher war. Nicht nur der Krieg, sondern auch die Corona-Pandemie haben die Lage im ärmsten Land der Arabischen Halbinsel verschärft.
Bild: Abdulnasser Alseddik/AA/picture alliance
Bildung: Opfer des Krieges
Die Bildung der Kinder im Jemen sei zu einem der größten Opfer des Krieges geworden, schreibt UNICEF in einem Bericht von 2021. Mehr als zwei Millionen Mädchen und Jungen im schulpflichtigen Alter gehen derzeit nicht in die Schule - doppelt so viele Kinder wie 2015, als der Krieg begann. Viele Schulen wurden bombardiert.
Bild: Mohammed Al-Wafi /AA/picture alliance
Mangel überall
Im Jemen fehlt es an fast allen - auch an Strom, sauberem Wasser, Benzin und Gas. Die Schlangen an den Tankstellen werden immer länger. Ohne zusätzliche Hilfsgelder dürfte sich die Abwärtsspirale von Elend und Leid immer weiterdrehen.
Bild: Mohammed Huwais/AFP/Getty Images
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Nach UN-Angaben ist die Gewalt im Land seit Beginn der Waffenruhe deutlich zurückgegangen. Zudem konnten Schiffe in den Hafen von Hudaida gelassen werden, um dringend benötigten Treibstoff ins Land zu bringen. Erstmals seit sechs Jahren flogen außerdem wieder kommerzielle Flüge zum und vom internationalen Flughafen Sanaa.
Im vergangenen Monat führten beide Konfliktparteien erstmals direkte Gespräche unter Schirmherrschaft der Vereinten Nationen in Jordanien. Dabei ging es unter anderem um die Öffnung von Straßen im Land. Ob aber langfristig Fortschritte auf politischer Ebene folgen, ist nicht klar.