Wagners Erben
2. September 2008Der Kampf um die Nachfolge des greisen Wolfgang Wagner als Festspielleiter währte lang. Die beiden Töchter aus zwei Ehen, die 30-jährige Katharina Wagner und ihre 63-jährige Halbschwester Eva Wagner-Pasquier übernehmen die Leitung. Sie wurden im September 2008 einstimmig vom Stiftungsrat der Bayreuther Festspiele gewählt. Sie haben sich dabei gegen die Bewerbung von Cousine Nike mit dem renommierten belgischen Opernintendanten Gérard Mortier durchgesetzt.
Die Dynastie lebt
Man habe sich entschieden, jemanden zu wählen, der das ganze Jahr in Bayreuth ansprechbar sei, betonte der Vorsitzende und Sprecher des Stiftungsrates, Toni Schmid. Das richtete sich gegen Mortier, der ab 2009 einen Vertrag als Intendant der New York City Opera in der Tasche hat. Zudem sei die Altersfrage entscheidend gewesen, zumal man über das Jahr 2015 hinaus plane. Bis dahin hat Wolfgang Wagner bereits das Programm festgezurrt, so Toni Schmid: "Da war das natürlich die Kombination, die sich anbietet. Katharina hätte noch sieben Jahre Zeit, zu lernen. Die Kontinuität wird in diesem Falle besonders sichtbar."
Man hat also gegenüber Wolfgang Wagner Wort gehalten, der wohl nur für den Fall einer solchen, ihm genehmen Nachfolgeregelung seine Bereitschaft zum Rücktritt angeboten hat. Man hat sich für Kontinuität und dynastische Fortführung der Festspiele entschieden. Ein radikaler Neuanfang und ein Kurswechsel werden nicht gewünscht in Bayreuth.
Zwischen Public Viewing und künstlerischer Qualität
Was ist nun zu erwarten von dem neuen Führungsduo? Die erstaunlich wortkarge Katharina Wagner war zunächst einmal erleichtert: "Ich bin vor allem froh, dass die Querelen um die Festspielleitung aufgehört haben. Das ist das A und O für die Mitarbeiter - dass sie wieder Ruhe haben."
Während Katharina Wagner ihre Zauberworte von "Public Viewing", "Kinderopern" und einem neuem Image der Festspiele in den Raum warf, ergriff die in der Vergangenheit eher zurückhaltende Eva Wagner das Wort und betonte, sie wolle vor allem den legendären Bayreuther Geist wieder beleben: Sie wolle die "künstlerische Qualität wieder dahin bringen, wo sie einmal war."
Den Ton gibt Eva Wagner-Pasquier an
Auch was die Aufgabenteilung der beiden Halbschwestern angeht, zeigte sich Eva Wagner-Pasquier als die resolutere. Sie teilte mit, dass sich Katharina Wagner künftig verstärkt um die Presse- und um Öffentlichkeitsarbeit der Festspiele kümmern werde, während sie selbst für die Besetzungen und die künstlerischen Belange zuständig sei. Auch wenn sie immer wieder betonte, dass man alles gemeinsam entscheide, wurde doch auf der Pressekonferenz nach der Stiftungsratssitzung unüberhörbar deutlich, wer künftig in Bayreuth das Sagen haben wird.