Wahl in Kamerun: Oppositionskandidat erklärt sich zum Sieger
14. Oktober 2025
In wenigen Wochen ist es 43 Jahre her, dass Paul Biya in Kamerun an die Macht gekommen ist. Seitdem regiert er das zentralafrikanische Land mit harter Hand - Herausforderer hatten in dieser Zeit nie eine Chance. Am Sonntag war wieder Präsidentenwahl in Kamerun. Und Biya, inzwischen 92 Jahre alt, ist wieder angetreten, eine achte Amtszeit fest im Blick.
Der beliebteste Kandidat der Opposition, Maurice Kamto, war zuvor von der Wahl ausgeschlossen worden, und die Umfragen sahen gut für Biya aus. Doch nun reklamiert einer seiner früheren Weggefährten den Wahlsieg für sich: Issa Tchiroma Bakary.
Tchiroma: "Unser Sieg ist klar"
Der frühere Minister verkündete auf seinem Social-Media-Kanal: "Unser Sieg ist klar. Er muss respektiert werden." Die Regierung müsse die "Wahrheit der Urnen" anerkennen, sonst würde sie das Land "in Aufruhr versetzen". Der Oppositionskandidat kündigte die Veröffentlichung von Ergebnissen aus den Regionen an.
Offizielle Ergebnisse der Wahl vom Sonntag liegen bisher nicht vor. Sie werden in zwei Wochen erwartet. Zudem ist es in Kamerun verboten, das Endergebnis der Wahl vor der offiziellen Erklärung dazu durch den Verfassungsrat bekannt zu geben. Medienberichten zufolge hat Tchiroma allerdings im Norden des Landes stark an Zustimmung gewonnen. Dort hatte Biya bisher immer die Mehrheit der Stimmen.
Der Herausforderer war bis Juni noch Biyas Arbeitsminister. Am Wochenende stellten sich mehrere der elf weiteren Oppositionskandidaten hinter ihn. Und Tchiroma löste überraschend große Begeisterung bei den Wählern aus.
Biyas umstrittene Wahlbilanz
Biya wird vorgeworfen, bereits mehrere Wahlen zu seinen Gunsten gefälscht zu haben. Außerdem hatte er in den vergangenen Jahren den Raum für Kritik immer weiter eingeschränkt. Journalisten wurden ermordet, Versammlungsverbote verhängt.
Im Jahr 2018 hatte sich der diesmal nicht zugelassene Oppositionskandidat Kamto am Tag nach der Wahl zum Sieger erklärt. Er war danach festgenommen worden, Kundgebungen seiner Anhänger wurden unter Einsatz von Tränengas und Wasserwerfern aufgelöst, etliche Demonstranten kamen damals in Gewahrsam.
Rufe nach Neuanfang in Kamerun
Im Wahlkampf ging es um Perspektiven und Visionen für das Land, in dem es wenig Industrie gibt und die Inflation hoch ist. Dabei ist Kamerun reich an natürlichen und landwirtschaftlichen Ressourcen. Alle elf Oppositionskandidaten versprachen einen Neuanfang - weg von Biyas festem Griff auf das öffentliche Leben.
Etwa die Hälfte der Bevölkerung Kameruns ist jünger als 18 Jahre. Ein großer Teil der Einwohner kennt nur Biya als Herrscher. Er ist erst der zweite Präsident seit der Unabhängigkeit des Landes von der früheren Kolonialmacht Frankreich im Jahr 1960 und mittlerweile der dienstälteste Staatschef der Welt.
Acht Millionen der etwa 30 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner waren zur Wahl registriert - so viele wie nie zuvor. Die Abstimmung über den künftigen Präsidenten verlief ruhig. Doch in den englischsprachigen Regionen Kameruns konnten die meisten Bürger ihre Stimme nicht abgeben. Dort schwelt seit 2017 ein separatistischer Konflikt und die Separatisten hatten am Wahltag eine Ausgangssperre verhängt.
AR/se (epd, afp)