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Wahl in Rumänien: Ultrarechter Kandidat gewinnt erste Runde

5. Mai 2025

Das Verfassungsgericht in Rumänien hatte eine Wiederholung der Präsidentenwahl vom November angeordnet. Nun setzte sich mit George Simion wieder ein prorussischer Rechtsnationalist durch.

Präsidentschaftskandidat Simion auf einem Bildschirm in einem Raum mit mehreren Personen, er spricht via Videobotschaft zu seinen Anhängern nach seinem Sieg in erster Wahlrunde
Der Präsidentschaftskandidat Simion in seiner Siegesansprache: "Wir haben zusammen Geschichte geschrieben"Bild: Andreea Alexandru/AP Photo/picture alliance

Bei der Wiederholung der annullierten Präsidentenwahl in Rumänien hat der ultrarechte Kandidat George Simion im ersten Wahlgang einen deutlichen Sieg errungen. Nach vorläufigen Ergebnissen liegt der Vorsitzende der Partei Allianz für die Einheit der Rumänen (AUR) mit mehr als 40 Prozent klar in Führung, verfehlte jedoch die benötigte absolute Mehrheit. Ob er tatsächlich Staatschef wird, entscheidet sich daher bei einer Stichwahl am 18. Mai.

Dann tritt Simion vermutlich gegen den zweitplatzierten Kandidaten Nicosur Dan an. Der liberalkonservative, parteilose Bürgermeister der Hauptstadt Bukarest erhielt nach Angaben des Zentralen Wahlbüros rund 21 Prozent der Stimmen. Dicht gefolgt von Crin Antonescu, dem Kandidaten der bürgerlich-sozialdemokratischen Regierung, mit gut 20 Prozent. Insgesamt lag die Wahlbeteiligung bei etwa 53 Prozent.

Die Stichwahl findet aller Voraussicht nach zwischen dem ultrarechten George Simion (l.) und dem pro-europäischen Nicosur Dan stattBild: Vadim Ghirda/AP/Zhang Gaiping/Xinhua News Agency/picture alliance

Schulterschluss mit Kremlfreund Georgescu

Die zentrale Botschaft in Simions Wahlkampf war sein Zusammenschluss mit dem rechtsextremen pro-russischen Politiker Calin Georgescu, der im Fokus der annullierten Wahl im November 2024 stand. Auch Simion bezeichnete die Annullierung der Wahl als "Putsch". Er beschuldigte die Europäische Union, sich unrechtmäßig in die rumänische Wahl eingemischt zu haben.

Bei seiner Stimmabgabe im Bukarester Stadtteil Mogosoaia am Sonntagmorgen war Simion von Georgescu begleitet worden. "Es ist an der Zeit, unser Land zurückzuerobern", sagte der frühere Präsidentschaftskandidat. Simion versprach, dass er im Falle eines Siegs in der Stichwahl Georgescu an die Macht bringen werde. Dieser hatte unter anderem erklärt, die Zukunft Rumäniens liege in der "Weisheit Russlands". 

Präsidentschaftskandidat George Simion (r.) gibt gemeinsam mit dem Rechtsextremen Calin Georgescu seine Stimme ab Bild: Vadim Ghirda/AP Photo/picture alliance

Politische Krise in Rumänien

Das EU- und NATO-Land Rumänien steckt seit Monaten in einer politischen Krise. In der ersten Runde der Präsidentenwahl im November 2024 hatte der rechtsextreme, prorussische Kandidat Georgescu überraschend die meisten Stimmen erhalten. Das Verfassungsgericht erklärte das Ergebnis aber wegen Unregelmäßigkeiten bei der Wahlkampffinanzierung für ungültig. Auch eine erneute Präsidentenkandidatur Georgescus verbot das Gericht und genehmigte damit eine Entscheidung des Zentralen Wahlbüros. Dieses hatte beanstandet, dass der Kremlfreund demokratische Grundwerte nicht anerkenne. Gegen ihn ermittelt seit Ende Februar die Staatsanwaltschaft. 

Tausende Rumäninnen und Rumänen protestierten in den vergangenen Monaten gegen die Entscheidung des Gerichts. Um erneute Unruhen zu verhindern, versprachen die rumänischen Behörden für die Neuauflage der Abstimmung "faire und transparente" Wahlen. Als Präventivmaßnahme verstärkten sie die Zusammenarbeit mit dem Onlinedienst Tiktok.

Anhänger des früheren Präsidentschaftskandidaten Calin Georgescu protestieren am 9. März gegen die Annullierung des Wahlergebnisses vom November Bild: Daniel Mihalescu/AFP/Getty Images

Experten: Sieg noch nicht sicher

Nach Einschätzung des Politikwissenschaftlers Sergiu Miscoiu ist ein Sieg des AUR-Chefs in der Stichwahl trotz seines deutlichen Vorsprungs im ersten Wahlgang keineswegs ausgemacht. Er erwarte ein enges Rennen. Andere Experten verwiesen jedoch auf Spaltungen innerhalb des pro-europäischen Lagers nach dem von schweren Anschuldigungen und schmutzigen Tricks geprägten Wahlkampf.

Das Amt des Präsidenten ist in Rumänien zwar vor allem repräsentativ, doch besonders in der Außen- und Sicherheitspolitik bestimmt der Staatschef die Richtlinien.

ch/se (afp, dpa, rtr)

Redaktionsschluss 17.45 Uhr (MESZ). Dieser Artikel wird nicht weiter aktualisiert.

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