Wahlkampf: Trump dreht Stimmung durch Begnadigungsangebot
26. Mai 2024Buh-Rufe ist Ex-US-Präsident Donald Trump nicht gewohnt - zumindest nicht bei seinen Wahlkampfauftritten. In Washington war das nun anders. Trump will bei der Präsidentschaftswahl im November den Wiedereinzug ins Weiße Haus schaffen - jede Stimme für ihn könnte dabei in den USA wichtig sein. Und so trat der Republikaner als Gastredner bei einer anderen Partei auf: beim Parteitag der Libertären in Washington.
Libertäre wollen möglichst wenig staatliches Eingreifen und plädieren für viel individuelle Freiheiten. Sie werfen dem Republikaner Trump vor, dass er als Präsident die Entwicklung eines COVID-19-Impfstoffs überstürzt vorangetrieben und während der Pandemie nicht mehr getan hat, um die Beschränkungen für Ungeimpfte zu stoppen.
Als Trump nun auf dem Libertären-Parteitag in Washington die Bühne betrat, gab es laute Buhrufe und Spott. Ein kleinerer Teil der Menge, Trump-Anhänger, jubelte ihm zu - eine deutliche Abwechslung zu der Bewunderung, die ihm sonst bei Kundgebungen vor seinen treuen Fans widerfährt.
Trump geht auf Kernforderung ein
Es gelang ihm erst, die Stimmung zu drehen, als er einer der Kernforderung vieler Delegierter des Libertären-Parteitags nachgab: Trump versprach, im Falle eines erneuten Wahlsiegs den zu lebenslanger Haft verurteilten Gründer des illegalen Online-Handelsplatzes Silk Road zu begnadigen. "Wenn Sie für mich stimmen, werde ich am ersten Tag die Strafe für Ross Ulbricht umwandeln", sagte der Ex-Präsident.
Ulbricht hatte den Drogenumschlagplatz Silk Road im Internet betrieben und war damit zum Millionär geworben. Neben Drogen konnten Nutzer auf der Website auch Waffen und gefälschte Ausweise kaufen sowie Auftragsmörder anheuern. Die Transaktionen wurden über die Digitalwährung Bitcoin abgewickelt. 2015 wurde Ulbricht unter anderem wegen Drogenhandels schuldig gesprochen und zu zwei lebenslänglichen Haftstrafen verurteilt.
Mit der Ankündigung, für eine Freilassung Ulbrichts zu sorgen, brachte Trump die Mitglieder der Kleinpartei am Samstag auf seine Seite. Im Saal brach bei den Libertären - von den viele Befreit-Ross-Plakate hochhielten - kurzzeitig sogar Jubel aus.
In libertären Kreisen gibt es viel Unterstützung für Ulbricht: Seine Verurteilung wird von Libertären, die für eine unregulierte Wirtschaft, die Legalisierung von Drogen und die Abschaffung von Sozialleistungen eintreten, als übermäßiger staatlicher Eingriff in die freie Marktwirtschaft kritisiert.
AR/kle (afp, ap, rtr)