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Waldbrände: Wie schützen wir unsere Wälder gegen Feuer?

11. Juli 2025

Auch in diesem Juli brennen in vielen Teilen der Welt wieder die Wälder. Durch Dürre und Hitze infolge des Klimawandels werden die Feuer häufiger und extremer. Können wir unsere Wälder feuerfest machen?

Spanien Tarragona 2025 | Große Flammen bei Waldbrand in Katalonien
Waldbrände werden häufiger und extremer - hier brennt es bei Tarragona in der spanischen Region KatalonienBild: James Breeden/Getty Images

Es brennt - ob im Osten Deutschlands, in Kanada, Frankreich, Griechenland oder der Türkei. Und auch an anderen Orten steigt die Brandgefahr. In Europa ist sie vor allem in den südlichen Ländern derzeit extrem hoch, wie die Karte des EU-Wetterbeobachtungsdienstes Copernicus zur Feuergefahr eindrucksvoll zeigt.

Zwar werden Waldbrände in den meisten Fällen durch Menschen ausgelöst: entweder absichtlich, um Land zu gewinnen, oder ungewollt, etwa durch Zigarettenglut oder auch Autos, deren heiße Auspuffe und Katalysatoren trockenes Gras entzünden können. Doch dazu kommt noch ein enormer Brandbeschleuniger: der Klimawandel.

"Wir haben durch den Klimawandel eine Situation, die sich rasant verändert, wo es weltweit immer heißer und an vielen Stellen immer trockener wird und die Waldbrandgefahr immer mehr steigt", sagt Albert Wodtke, Waldexperte bei der Umweltschutzorganisation WWF der DW.  

Ein Blick auf die Zahlen seit Beginn des Jahrtausends zeigt: Zwischen 2001 bis 2024 gingen weltweit insgesamt 152 Millionen Hektar Baumbestand durch Brände verloren. Damit waren Feuer in diesem Zeitraum für ein Drittel des weltweiten Verlusts an Baumbestand verantwortlich. Im Jahr 2024 war es sogar knapp die Hälfte, mit rund 13,5 Millionen Hektar verbrannter Baumfläche.

Laut dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) werden extreme Brände weltweit bis 2030 um etwa 14 Prozent zunehmen. Bis Ende 2050 werden es laut der Forschung etwa 30 Prozent und bis Ende des Jahrhunderts 50 Prozent mehr sein - verglichen mit dem Zeitraum 2010 bis 2020.

Und weil immer mehr Regionen der Erde immer mehr Hitze und Trockenheit erleben, brennt es auch zunehmend an Orten, die bisher feucht genug waren, um Brände zu verhindern, wie etwa im Amazonas oder im indonesischen Regenwald. 

Kurzfristig lassen sich Brände als Auswirkung des Klimawandels nicht abwenden, sagt Albert Wodtke. "Wir können versuchen, dem vorzubeugen - aber wir müssen uns als Menschheit daran anpassen." 

Natürliche Wälder als natürlicher Brandschutz 

Der beste Schutz gegen extreme Brände seien naturbelassene Wälder, sagt Sven Selbert der DW. Er ist beim Naturschutzbund (NABU) für Waldnaturschutz und nachhaltige Waldnutzung zuständig. Wie ein naturbelassener Wald aussieht, ist von Region zu Region unterschiedlich.

In Mitteleuropa sind das etwa schattige und kühle Laubwälder. "Die brennen einfach nicht so gut. Erstens, weil sie nicht so viel Licht auf den Boden lassen und dadurch der Unterwuchs, vor allem Gräser unterdrückt werden. Und zweitens, weil deren Laub gar nicht gut brennbar ist", so Selbert.

Laubwälder haben ein feuchteres Klima, weniger Bodenbewuchs und brennen nicht so schnellBild: W. Rolfes/blickwinkel/McPHOTO/picture alliance

Nadelbäume dagegen enthalten viel brennbares Baumharz. Gerade in lichten Kiefernwäldern wachse oft Gras auf dem Boden, in trocknem Zustand wirke das wie Zunder, erklärt Selbert. Und wenn die Bäume dann noch als Monokultur dicht an dicht gepflanzt seien, könne sich Feuer wie eine Walze ausbreiten.

Auf den Kanarischen Inseln sind die endemischen, als nur dort vorkommenden Kiefern bestens an Brände angepasst. Hier gibt es immer wieder Feuer und Vulkanausbrüche. Bei Feuer verkohlt die sehr dicke Borke nicht, sondern verkrustet nur. Die Stammknospen bleiben so geschützt. Aus ihnen treibt dank dieses eingebauten Brandschutzes schon bald wieder neues Grün aus.

Im Mittelmeerraum steigern vor allem die nicht heimischen Eukalyptusbäume die Brandgefahr. Diese aus Asien und Australien eingeführten Bäume wachsen schnell und werden zur Holz- und Papierherstellung angepflanzt. Sie entziehen dem Boden viel Wasser und enthalten viel ätherisches Öl. Monokulturen von Eukalyptusbäumen beschleunigten etwa die verheerenden Waldbrände 2017 in Portugal.

Die ursprüngliche Vegetation des Mittelmeerraums bestand vor allem aus Hartlaubbäumen, wie Stein- und Korkeichen und auch Olivenbäumen. Sie sind an Trockenheit und Brände angepasst. Doch von dieser Vegetation ist durch menschlichen Einfluss wie Siedlungs- und Ackerbau und Beweidung nicht mehr viel übrig. Hartlaubvegetation gibt es auch noch in Teilen von Kalifornien, Chile, Südafrika sowie im Süden Australiens.

Korkeichen können Feuer dank ihrer dicken Korkrinde gut überstehenBild: Amorim/Foto: Augusto Brazio

Wälder gegen Brände rüsten: "Dem Feuer die Nahrung nehmen" 

Doch ein Waldumbau hin zu natürlicheren Wäldern kostet Zeit, weil Bäume erst wachsen müssen. Bis eine Buche einen Durchmesser von 60 Zentimeter und 25 Meter Höhe erreicht, braucht sie etwa 90 Jahre.

Darum müsse man neben dem Waldumbau vor allem dafür sorgen, dem Feuer schon jetzt die Nahrung zu nehmen, sagt Lindon Pronto der DW. Der Experte für Waldbrandmanagement arbeitet beim European Forest Institute und ist Mitglied der Waldbrand-Klima-Resilienz-Initiative(WKR). Der gebürtige Kalifornier ist und arbeitete unter anderem als Feuerwehrmann für die Forstverwaltung der USA.

Das bedeutet vor allem, leicht brennbares Material wie Gras oder trockene Äste vom Waldboden zu entfernen. Das geht durch mechanisches Abmähen oder Umgraben, Beweidung durch Tiere oder auch durch kontrolliert gelegte Bodenfeuer vor der Hauptbrandsaison, etwa im Spätwinter. Diese Praxis sei auch bei indigenen Völkern Nordamerikas oder Australiens üblich gewesen, so Pronto.

Australien: Altes Wissen schützt die Wälder vor Feuer

04:23

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Frage beim Waldbrand: Was darf brennen und was nicht? 

Die Frage sei vor allem: Was darf brennen und was nicht, so Sven Selbert vom NABU. Ein Bodenfeuer bereite dem Wald und seinem Ökosystem in der Regel keine Probleme. Zumindest solange es am Boden bleibt, rasch weiterzieht und sich irgendwann totläuft. Gefährlich wird ein Feuer im Wald, wenn es die Kronen erreichen und zu einem Vollbrand führt.  

"Das sind Brände, die sehr schwer unter Kontrolle zu bekommen sind", erklärt Selbert. "Sie bekommen eine Eigendynamik, die man mit den Feuerstürmen vergleichen kann, wie man sie im Zweiten Weltkrieg in deutschen Städten gesehen hat. Das sind Feuer, die zum Beispiel Luftmassen aus weiter Entfernung ansaugen und riesige Feuerwalzen bilden." 

Damit ein Bodenfeuer nicht in die Kronen gelangt und zum Vollfeuer wird, sollten auch Monokulturen ausgedünnt und die unteren Äste von Bäumen entfernt werden, rät Waldbrandmanager Pronto. 

Solange Bodenfeuer nicht über die Äste in die Baumkronen gelangen, sind sie beherrschbar und ihre Schäden relativ geringBild: Ralf Hettler/dpa/picture alliance

Mit Brandschneisen Flächenbrände verhindern 

Doch das ist etwa dort schwierig, wo Bäume gar nicht so groß werden oder natürlicherweise dicht an dicht stehen, wie etwa in Regionen am Mittelmeer. Hier, wie auch anderswo, können Brandschneisen große Flächenbrände verhindern, so laut Selbert und Pronto. Solche Schneisen sind mehrere Meter breite Streifen, die von sämtlichen Bewuchs freigehalten werden. Auf ihnen finden die Flammen kein weiteres Material mehr, ein Feuer kann so aufgehalten oder im besten Fall gestoppt werden.

Zudem könnten von dort aus bei entsprechenden Windverhältnissen auch sogenannte taktische Gegenfeuer gelegt werden. Sie laufen auf das bestehende Feuer zu und zehren auf ihrem Weg bereits alles brennbare Material auf, wie Pronto erklärt. Die Brandschneisen können zusätzlich gewässert werden, damit ein Feuer sie noch schwieriger überwinden kann. So kann Löschwasser strategisch günstig eingesetzt werden. Das ist besonders in Dürrezeiten wichtig, wenn zu wenig Wasser zur Verfügung steht, um große Waldbrände in der Fläche zu löschen.  

Auch Straßen oder Flüsse können als Brandschneisen dienen. Dafür sollte etwa der Straßenrand von brennbarem Material, wie Gräsern, Büschen aber auch Müll freigehalten werden, betont Sven Selbert. Neu angelegte Schneisen müssten zudem für die Feuerwehr gut erreichbar seien. 

Toter Fichtenwälder wie im deutschen Harz eignen sich für einen Waldumbau - und vorhandene Wege können zu Brandschneisen verbreitert werden Bild: Heiko Kueverling/Zoonar/Imago

Wie wir Ortschaften vor Waldbränden schützen können 

Um Siedlungen und andere Infrastruktur herum können zusätzlich sogenannte grüne Brandschutzriegel gepflanzt werden. In Mitteleuropa seien "diese Brandschutzriegel unsere heimischen Laubbaumarten.

Ansonsten gilt: Alle Pflanzen, die sehr feuergefährlich sind, sollten gerade um und in Siedlungen möglichst entfernt werden. So verbreiteten sich Brände etwa in Kalifornien unter anderem durch eine bestimmte, nicht heimische Grassorte, erzählt Selbert: das Cheatgrass, deutsch: Rispengras oder auch Dach-Trespe. "Cheatgrass brennt sehr gut und sehr schnell und wird sehr hoch, und wenn das brennt, dann fliegen Funken durch die Thermik relativ weit." Solche Pflanzen sollten etwa durch Beweidung zurückgedrängt werden oder ersetzt werden durch heimische Pflanzen, die weniger gut brennbar sind.  

Wenn der Wald brennt, muss es schnell gehen

Neben solchen Vorbereitungen, die verheerende Waldbrände möglichst verhindern sollen, muss es dann schnell gehen, wenn es doch einmal brennt. "Denn ein Feuer breitet sich schnell aus", sagt Albert Wodtke vom WWF. Deswegen müssten Feuer möglichst früh erkannt werden, etwa durch automatisiert Branderkennungen.

In einigen deutschen Bundesländern wurden dafür Überwachungskameras auf Mobilfunkmasten, Wassertürmen oder alten Feuerwachtürmen installiert. Sie drehen sich im Kreis und schicken die aufgenommenen Fotos zur Auswertung weiter. Wird bestätigt, dass es brennt, wird sofort die zuständige Feuerwehr benachrichtigt.

Für einen erfolgreichen Löscheinsatz müssten dann aber auch die Bedingungen vor Ort stimmen, mahnt Wodtke. "Das heißt, man muss Brunnen anlegen oder Zufahrten zu Seen, wo die Feuerwehr dann hinkommen kann, um zu löschen." Auch Löschflugzeuge oder -Helikopter müssten in besonders gefährdeten Region bereitstehen.

Fazit: Gerade in einer heißeren und trockeneren Welt werden Waldbrände häufiger und heftiger – aber gute Vorbereitung, besseres Waldmanagement und Schutzmaßnahmen können helfen, die schlimmsten Auswirkungen zu verhindern.  

Jeannette Cwienk Autorin und Redakteurin, Fokus unter anderem: Klima, Umwelt und Wissenschaft
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