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Warnsignal für schweren COVID-Verlauf entdeckt

1. Dezember 2020

Forschende verschiedener deutscher Universitäten haben zwei unreife Zelltypen im Blut identifiziert, die Gerinnungsprobleme bei COVID-19 erklären. Mögliche schwere Krankheitsverläufe können so frühzeitig erkannt werden.

Blutzellen
Bild: Imago Images/Science Photo Library

Nach wie vor ist unklar, wieso die Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV2 bei vielen mild oder symptomfrei verläuft, während andere lebensbedrohlich erkranken.

Bei solch einem schweren Verlauf kommt es häufig zu einer fehlgeleiteten Entzündungsreaktion des Körpers. Die Lunge entzündet sich, manchmal sind auch das Herz oder die Nieren betroffen. Sehr oft kommt es zu einer Schädigung der kleinen Blutgefässe und zu einer starken Blutgerinnung, durch die sich Blutgerinnsel in der Lunge bilden können. Das ist die häufigste unmittelbare Todesursache bei einem schweren COVID-Verlauf.

Zwei unreife Zelltypen charakteristisch für schweren Verlauf

Ein Forscherteam von Hochschulen und Forschungseinrichtungen aus Schleswig Holstein und den Niederlanden hat jetzt im Blut von COVID-Patieneten ein entscheidendes Indiz gefunden,  das frühzeitig vor einem möglicherweise schweren Verlauf warnen kann.

Blutgerinnsel in der Lunge sind die häufigste unmittelbare Todesursache beim schweren COVID-VerlaufBild: AFP/A. Chaon

Forschende des deutschen Exzellenzclusters  PMI Precision Medicine in Chronic Inflammation  (Präzisionsmedizin bei chronischen Entzündungen) fanden in den Blutproben "unreife Vorläuferzellen" der Thrombozyten (Blutplättchen), denen eine zentrale Rolle bei der Blutgerinnung zukommt. 

Diese sogenannte Megakaryozyten findet man aber normalerweise im Knochenmark, wo sie zu fertigen Blutzellen heranreifen. Allerdings findet man sie auch, wenn sie bei einer Blutvergiftung ins Blut geschwemmt werden, so der Erstautor der Studie Florian Tran vom Institut für klinische Molekularbiologie der Universität Kiel: "Wir kennen solche Ausschwemmungen von Vorläuferzellen ins Blut von schwerkranken Patientinnen und Patienten, etwa bei einer bakteriellen Sepsis (Blutvergiftung)". Dies könnte darauf hindeuten, dass diese unreifen Zellen die gefährlichen Gerinnungsprobleme auslösen. 

Die Blutzellen des Menschen: Erythrozyten (rot), Leukozyten (gelb) und Thrombozyten (grün).Bild: picture-alliance/dpa/Max-Planck-Gesellschaft

Außerdem entdeckten die Forschenden in den Blutproben sehr viele unreife rote Blutkörperchen, die üblicherweise auch im Knochenmark heranreifen. Normalerweise sind die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) für den Transport von Sauerstoff im Körper verantwortlich. Viele unreife rote Blutkörperchen deuten auf einen Sauerstoffmangel hin. Das ist eine bekannte Notfallreaktion bei einer schweren Lungenerkrankung.

Schwere Verläufe frühzeitig erkennen

"Zusammen mit anderen Daten wie klinischen Laborwerten und Messungen von Entzündungsbotenstoffen konnten wir eine Art Fingerabdruck, eine Signatur der veränderten Funktionsweise dieser Zellen, erstellen und über die Zeit verfolgen", sagt Dr. Neha Mishra, die Erstautorin der Studie.

Durch den molekularen Fingerabdruck im Blut könnte also ein möglicherweise schwerer Krankheitsverlauf frühzeitig erkannt und die Notfallversorgung entsprechend ausgerichtet werden.

COVID-19 überstanden, aber nicht gesund

12:36

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An den Entdeckungen war ein internationales Forscherteam beteiligt. Publiziert wurden die neuen Erkenntnisse von Forschenden der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU), des Universitätsklinikums Schleswig-Holsteins (UKSH) und der Universitäten Bonn, Köln, Lübeck, Tübingen und Nijmegen sowie des Forschungszentrums Borstel – Leibniz Lungenzentrum und des Deutschen Zentrums für neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) gemeinsam mit Kollegen des nationalen DFG Forschungsverbundes "Deutsche COVID-19 OMICS Initiative" (DeCOI) im Fachmagazin Immunity

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