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Warnung vor Judenhass in Deutschland

12. September 2014

Der Zentralrat der Juden beklagt einen wachsenden Antisemitismus in Deutschland und ruft zu Solidarität auf. Eine Großdemonstration am Sonntag am Brandenburger Tor soll ein Zeichen setzen.

BetenderJude in einer deutschen Synagoge (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/Rainer Jensen

Antisemitische Hetze wie bei Protesten gegen Israel im Zuge der jüngsten Gaza-Krise, hätten die Juden in Deutschland tief getroffen, sagte der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dieter Graumann. "Wir Juden haben einen schwierigen Sommer hinter uns", erklärte Graumann in einem Rundfunkinterview. "Wir haben Schockwellen von Judenhass gehabt, Synagogen sind angegriffen worden, jüdische Menschen sind bedroht worden." Es seien Dinge passiert, die die Juden heute in Deutschland für nicht mehr möglich gehalten hätten.

Die jüdische Gemeinschaft in der Bundesrepublik habe sich in den vergangenen Monaten, zeitweilig ziemlich alleingelassen gefühlt, so Graumann. Daher seien sie froh und erleichtert, dass die für Sonntag in Berlin geplante Kundgebung hochrangige politische Unterstützung erfahre und die Juden viele Signale der Solidarität aus der ganzen Gesellschaft bekommen.

Unter dem Motto "Steh auf! Nie wieder Judenhass!" soll am Brandenburger Tor gegen die jüngsten Anfeindungen gegen Juden in Deutschland protestiert werden. Bundeskanzlerin Angela Merkel hält die Hauptrede, auch Bundespräsident Joachim Gauck wird erwartet. Sprechen werden auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider, und der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx.

Politik bezieht Position

Außenminister Frank-Walter Steinmeier rief die Deutschen zu einem nachhaltigen Kampf gegen Rassismus und Antisemitismus auf, die trotz "unserer dunklen Geschichte des 20. Jahrhunderts immer wieder ihr hässliches Haupt erheben". Eine Großdemonstration wie am Sonntag sei zwar gut, "aber wir müssen auch an den anderen 364 Tagen gegen Antisemitismus kämpfen", sagte er den Dortmunder "Ruhr Nachrichten" vom Freitag. Es gelte aufzustehen, "in der Schule, im Verein und überall dort, wo Menschen wegen ihrer ethnischen Herkunft oder Religion diskriminiert werden".

Die Synagoge in der Oranienburger Straße in BerlinBild: picture-alliance/ZB

Bundeskanzlerin Merkel hatte bereits in ihrer wöchentlichen Videobotschaft am vergangenen Wochenende bekräftigt, dass die Bundesregierung entschieden gegen alle Tendenzen von Antisemitismus sowie von Hass gegen Ausländer und Minderheiten vorgehen werde. "Antisemitismus darf in Deutschland keine Chance haben." Dafür werde sie persönlich wie auch die ganze Bundesregierung und jeder verantwortliche Politiker alles tun. Aus der Gesamtverantwortung Deutschlands für seine Geschichte ergebe sich die Mahnung, sich "überall auf der Welt für Toleranz, für friedliches Miteinander-Leben, für Demokratie einzusetzen". Es stimme sie sehr besorgt, dass es in Deutschland keine einzige jüdische Einrichtung gebe, die nicht durch Polizei bewacht werden müsse, sagte Merkel weiter. Ängste jüdischer Menschen dürfe man nicht "wegdrängen", sondern müsse jedem Hinweis auf Antisemitismus entschieden nachgehen.

Im Zuge des jüngsten Gaza-Konflikts kam es in Deutschland und anderen europäischen Ländern bei Demonstrationen zu antisemitischer Hetze.

qu/gmf (dpa, afp, kna, epd)

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