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Warnungen beim Bankenkongress

18. November 2016

In Frankfurt, wo auch die EZB sitzt, trifft sich die europäische Bankenbranche, und Sorgen prägen den Ton. Den Banken fehlt es an Ertragskraft, aber die ultralockere EZB-Geldpolitik deswegen ändern? Geht nicht…

Deutschland European Banking Congress EBC in Frankfurt
EZB-Chef Mario Draghi beim Europäischen BankenkongressBild: Getty Images/AFP/D. Roland

Der Präsident der Deutschen Bundesbank betätigt sich schon seit längerem als Rufer, wenn nicht in der Wüste, so doch in den Fluren internationaler Finanz-Institutionen. Die gleiche Rolle nahm Jens Weidmann auch auf dem Europäischen Bankenkongress am Freitag ein: "Geldpolitik darf nicht die Augen davor verschließen, wenn die geringe Ertragskraft der Banken Probleme verursacht".

Beim Einsatz unkonventioneller geldpolitischer Instrumente sei besondere Vorsicht geboten, so Weidmann vor den Managern der europäischen Finanzwelt. Diese Mittel seien mit mehr schädlichen Nebenwirkungen verbunden als die Standardwerkzeuge der Geldpolitik, wiederholte Weidmann. Dass zu den unkonventionellen Mitteln das laufende massive Anleihen-Kaufprogramm der Europäischen Zentralbank (EZB) zählt, musste nicht besonders betont werden.

Mahner vor Kollegen: Bundesbank-Chef Jens Weidmann beim Bankenkongress in FrankfurtBild: Getty Images/AFP/D. Roland

Zinstief und faule Kredite

Die Folgen bekämen die Banken zu spüren. Denen brächen wegen des anhaltenden Zinstiefs die Erträge weg. Die Kreditvergabe kommt auch deshalb nicht wie erhofft in Gang. Das müsse Geldpolitik beachten, sagte Weidmann. Der Adressat für solche Mahnungen saß ebenfalls im Saal: EZB-Präsident Mario Draghi hatte vor Weidmann gesprochen.

Auch Draghi räumte vor den Branchenvertretern ein, dass die Banken der Eurozone Schwierigkeiten durch ihre Ertragsschwäche haben. Er verschob aber den Blickwinkel: Das sei zwar ein großes Problem, ebenso wie die vielen faulen Kredite in den Bilanzen der Banken, die deshalb zu wenige Kredite vergeben. Aber die wirtschaftliche Erholung sei eben insgesamt nach wie vor abhängig von der Geldflut der Zentralbanken. Die Dynamik der Inflationsentwicklung sei nämlich weiterhin schwach.

Über März hinaus?

"Selbst wenn es viele ermutigende Trends in der Wirtschaft der Euro-Zone gibt, bleibt die Erholung hochgradig abhängig von einem Zusammenspiel an Finanzierungsbedingungen, die wiederum von einer anhaltenden geldpolitischen Unterstützung abhängen", so die Zusammenfassung des EZB-Präsidenten.

Die Währungshüter der EZB fluten bereits seit März 2015 über den Kauf von Staatsanleihen und anderen Wertpapieren Wirtschaft und Finanzbranche mit Geld. Das auf 1,74 Billionen Euro angelegte Programm soll noch bis mindestens Ende März 2017 laufen. Die EZB hält zudem ihre Zinsen ultraniedrig, um für günstige Finanzierungsbedingungen zu sorgen. Banken müssen mittlerweile Strafzinsen zahlen, wenn sie überschüssige Gelder bei der EZB parken. 

"Wahrscheinlich der einzige, der handelt": Deutsche Bank-Chef John Cryan (links) über EZB-Präsident DraghiBild: Getty Images/AFP/D. Roland

"Normalität"

In den Chor der Kritiker an der EZB-Politik fielen am Freitag in Frankfurt auch die Chefs von Commerzbank und Deutscher Bank ein. John Cryan von der Deutschen Bank hielt Draghi zwar zugute, er sei "wahrscheinlich der Einzige in Europa", der handele. Aber den Banken helfe die EZB-Politik nicht. Auch Commerzbank-Chef Martin Zielke nannte die Minizinsen eine Belastung. Die Rückkehr zur "Normalität" sei dringend geboten.

Dazu wird es nach Einschätzung von Beobachtern so bald nicht kommen. Viele Volkswirte rechnen damit, dass die EZB ihr Kaufprogramm für Staats- und Unternehmensanleihen über März 2017 hinaus verlängern wird. Klarheit dürfte die nächste Sitzung des EZB-Rates am 8. Dezember bringen. "Dann werden wir sagen, was wir in den nächsten Monaten tun werden", hatte Draghi angekündigt. Begründung am Freitag: "Wir haben allen Grund zu mehr Vertrauen in die Stärke der wirtschaftlichen Erholung als vor einem Jahr. Aber wir können nicht zuversichtlich sein, was den ökonomischen Ausblick angeht."

ar/wen  (rtr, dpa)

       

 

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