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Wartet die Fed ab?

15. Juni 2016

Auf dem Finanzmarkt schlägt London derzeit die USA - jedenfalls wenn es um die Sorgen geht, die Börsianer gerade umtreiben. Alles schaut auf den Brexit.

USA U.S. Federal Reserve Erhöhung Leitzins Janet Yellen
Bild: Reuters/L. Jackson

Den zweiten Tag berät die US-Notenbank am Mittwoch über Wohl und Wehe der US-Wirtschaft, die Ergebnisse will Janet Yellen am Abend in Washington erläutern. Händler in New York und Frankfurt und London halten bis dahin die Füße eher still. Allerdings geht kaum einer davon aus, dass die Fed tatsächlich wie vor Monaten angekündigt, einen weiteren Zins-Schritt tun wird.

Im vergangenen Dezember hatte die Notenbank nach jahrelanger Null-Zins-Politik den Leitzins auf ein Niveau zwischen 0,25 und 0,5 Prozent gehoben. Einhergehend damit und wiederholt in der letzten Zeit hatte Fed-Chefin Yellen gesagt, man halte weitere graduelle Anhebungen "in den nächsten Monaten" für geboten, sollte die wirtschaftliche Entwicklung sich nicht verschlechtern.

Seit dem Dezember ist ein halbes Jahr vergangen, "in den nächsten Monaten" könnte jetzt sein, im Juni, so vermuteten viele Marktteilnehmer in der letzten Zeit. Aber jetzt, im Juni, steht die Brexit-Entscheidung der Wähler in Großbritannien an. Und die überschattet derzeit alles. Auch die Zinspolitik der Fed, sind Beobachter überzeugt. Kaum einer rechnet deshalb mit einem Zinsschritt.

Kein klares Signal?

"Man sollte nicht davon ausgehen, dass die Fed bereit ist, ein klares Signal zum Zeitpunkt einer Zinserhöhung zu senden“, sagt etwa Roberto Perli, Volkswirt bei Cornerstone Macro. Das Thema Brexit dominiere rund eine Woche vor dem Referendum über den Verbleib Großbritanniens in der EU weiterhin das Geschehen, sagten Börsianer weiter. Schließlich werde die US-Notenbank wegen des unsicheren Ausgangs der Abstimmung ihre geplante Zinserhöhung wohl verschieben.

Fed-Chefin Janet YellenBild: Reuters/J. Ernst

Allerdings erhoffen sich Investoren von den begleitenden Äußerungen der Fed-Chefin Hinweise auf den Zeitpunkt einer Anhebung. Im März ließen Prognosen der Fed zwei Zinsschritte noch in diesem Jahr erwarten. Dann aber verschlechterte sich im Mai überraschend das Bild auf dem US-Arbeitsmarkt: Statt der erwarteten 162.000 neuen Stellen kamen nur 38.000 Jobs auf dem Arbeitsmarkt hinzu - für die Fed ein wichtiger Indikator, auf den sie bei ihrer Bewertung neben der Inflation besonders genau schaut.

Die Inflation in den USA ist seit längerem von der Zielmarke von zwei Prozent entfernt und wird sich nach Einschätzung der Fed dahin auch nicht so schnell ändern. Die Wirtschaftsdaten in den USA sind also nach wie vor nicht düster, aber auch nicht mehr so rosig wie noch vor einigen Monaten. Und dann ist da die Gefahr aus Großbritannien. Ein Brexit könnte nach Einschätzung auch des Internationalem Währungsfonds massive Auswirkungen auf die Weltwirtschaft nach sich ziehen.

Großbritannien: Stimmkarte für das EU-ReferendumBild: picture-alliance/empics/PA Wire/Y. Mok

Unsichere Zeiten

Die Briten entscheiden am 23. Juni. An den Börsen herrscht seit Tagen Nervosität, nachdem Umfragen einen EU-Ausstieg der Briten durchaus wahrscheinlich erscheinen lassen. Der deutsche Leitindex Dax öffnete zwar am Mittwoch mit Gewinnen. Am Dienstag hatte er wegen der Furcht der Anleger vor einem Brexit und seinen Folgen 1,4 Prozent verloren.

Es war das fünfte Minus in Folge. Wie oft in Zeiten großer Verunsicherung befürchten die Anleger offenbar das schlimmste und positionierten sich entsprechend, sagte Aktienhändler Markus Huber vom Brokerhaus City of London. "Daher sind in den kommenden Tagen weitere Kursverluste wahrscheinlich, sofern nicht durch eine deutliche Verschiebung der öffentlichen Meinung oder eine Art verbaler Intervention wieder Ruhe einkehrt."

ar/zdh (rtr, dpa)

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