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Warum baut Deutschland einen eigenen Weltraumhafen?

19. Oktober 2023

Mit einem eigenen Weltraumhafen will Deutschland seine Position als etablierte Weltraumnation wahren. Denn Unternehmen wie SpaceX machen zunehmend Konkurrenz. 2024 sollen die ersten Raketen von der Nordsee aus starten.

Eine Rakete steht auf einer Plattform der German Offshore Spaceport Alliance auf einer Illustration einer Computergrafik
Die Raketen werden von einer schwimmenden Plattform etwa 350 Kilometer vor der deutschen Küste in der Nordsee starten. Bild: Harren&Partner Group/dpa/picture alliance

Satellitendaten werden für viele Wirtschaftsbereiche wie digitale Industrieproduktion oder autonomes Fahren immer wichtiger. Präzisere Daten und Analysen können die Effizienz in Produktion und Logistik steigern.

Das internationale Rennen um den Weltraum hat vor allem durch den privaten Sektor neue Dimensionen angenommen: Unternehmen wie SpaceX mit seiner riesigen Satelliten- und Raketenflotte sind für die etablierten Weltraumnationen zu einer bedrohlichen Konkurrenz geworden. Mit dem neuen Weltraumhafen will Deutschlandseine Position verbessern.

Wie soll der Weltraumhafen aussehen?

Deutschland bekommt keinen Weltraumbahnhof wie Cape Canaveral in den USA oder Baikonur in Kasachstan. Geplant ist eine schwimmende Startplattform in der Nordsee, ein Spezialschiff mit Startrampe.

Der Countdown für einen deutschen Weltraumhafen läuft: Bereits im April 2024 soll die erste Rakete abheben. Zunächst wird eine Rakete der niederländischen Firma T-Minus von der mobilen Startplattform der German-Offshore Spaceport Alliance (GOSA) starten. Zum Betreiberkonsortium der "Spaceport Alliance“ gehört das Bremer Raumfahrtunternehmen OHB.

Wie der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) bei einem Weltraumkongress in Berlin mitteilte, soll der Startpunkt im sogenannten Entenschnabel sein. Der entlegenste Winkel der Ausschließlichen Deutschen Wirtschaftszone liegt etwa 350 Kilometer vor der Küste.

Jeder Start solle von einem Kontrollschiff und einem neuen multifunktionalen Mission Control Center in Bremen aus begleitet werden. Heimathafen des Schiffs soll Bremerhaven sein.

Was steckt hinter der Mission?

Künftig sollen von der mobilen Plattform in der Nordsee europäische Microlauncher in erdnahe Orbits gebracht werden. Microlauncher sind Mini-Raketen mit Nutzlasten von bis zu einer Tonne. In einer zweiwöchigen Testphase ist der Start von bis zu vier Raketen mit einer maximalen Länge von sieben Metern und einer Flughöhe von bis zu 50 Kilometern geplant. 

Die Initiative für das Vorhaben startete der BDI bei seinem ersten Weltraumkongress vor vier Jahren. Man sehe die zunehmende Kommerzialisierung der Raumfahrt, New Space genannt, als eine große Chance auch für das Industrieland Deutschland - so wurde die Idee für einen mobilen Weltraumhafen geboren.

Hinter den Plänen steht ein Milliardenmarkt: Mit New Space könnten die hohen Kosten von Trägerraketen gesenkt werden. Laut einer neuen Studie von BDI und der Strategieberatung Roland Berger wächst der Markt für weltraumgestützte Anwendungen bis 2040 jährlich um 7,4 Prozent auf 1,25 Billionen Euro.

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Warum braucht Deutschland einen Weltraumhafen?

"In immer mehr Branchen gilt: Wer im All nicht vorne mit dabei ist, wird auf der Erde kein Technologieführer sein", sagte BDI-Präsident Siegfried Russwurm.

Mit der Plattform soll dem steigenden Bedarf auf dem Markt kommerzieller Klein-Satelliten begegnet werden. Deutschland brauche einen souveränen Zugang ins Weltall - auch als Beitrag zur Verteidigungsfähigkeit. Deutschland sei in einer "gefährlichen Abhängigkeit" bei der Weltrauminfrastruktur und dem Zugang zum Weltraum. 

"In diesem Jahrzehnt werden viermal mehr Satelliten gestartet als im vorherigen. Dies führt zu Engpässen bei den landbasierten Space-Ports", so Sabine von der Recke, Mitglied der GOSA-Geschäftsführung. Deshalb sei der Betrieb einer weiteren europäischen Startinfrastruktur so entscheidend.

Wie unterstützt die Politik das Vorhaben?

Der Bund will Entwicklung und Bau der Infrastruktur bis 2025 mit zwei Millionen Euro fördern. Der BDI forderte von der Bundesregierung aber zugleich größere Ambitionen. Die Regierung hatte vor kurzem eine neue Raumfahrtstrategie vorgelegt, die aber in der Branche auf Kritik stieß.

Der Bundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie monierte, das nationale Raumfahrtbudget solle gekürzt werden. Dadurch drohe nach Ansicht des BDI der Abstand zu den USA oder China immer größer zu werden.

Nach Angaben von Anna Christmann, Koordinatorin der Bundesregierung für Luft- und Raumfahrt, seien stattdessen mehr Mittel für die Europäische Weltraumorganisation ESA geplant.

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