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Warum bloß Davos?

Manuela Kasper-Claridge16. Januar 2014

Einmal jährlich wird Davos zur Pilgerstätte für Wirtschaftsjournalisten. Gemeinsames Frieren gehört dazu genau wie übernachten in Skihütten, Hospitälern oder Berghotels. Ein Erfahrungsbericht.

Journalisten in Davos (Foto: dpa)
Bild: Eric Piermont/AFP/Getty Images

Bündner Nussbrot, Davoser Birnenbrot und natürlich das traditionelle Schweizer Käsefondue - die Karte des Café Schneider bietet alles, was das Herz des Touristen begehrt. Die zahlreichen internationalen Journalisten, die schon frühmorgens versuchen, einen Platz an den Holztischen zu ergattern, sind aber eher auf der Suche nach einem Arbeitsplatz.

Die sind nämlich Mangelware während des Weltwirtschaftsforums in Davos. Im großen Pressezentrum ist jede auch noch so kleine Lücke belegt, Journalisten sitzen auf dem kalten Boden und tippen in Windeseile ihre Texte in die Laptops.

Drängelnde Journalisten

Vom Kongresszentrum, in dem die meisten Tagesveranstaltungen stattfinden, führt ein langer Weg durch die Eiseskälte zu den Arbeitsplätzen. Wer Glück hat, ergattert eines der Golfcars. Am Steuer sitzen junge Schweizer, Amerikaner oder Franzosen, die die meist schwer bepackten Frierenden zum Pressezentrum fahren.

Kalt, kälter - Davos: Ende Januar herrscht hier AusnahmezustandBild: dapd

Drinnen sieht man Minister oder Notenbankchefs auf der Suche nach den Schaltpositionen der Fernsehsender durch die Räume irren. Doch bis dahin ist es noch weit, viele Sender wollen erst die schöne Bergkulisse des Schweizer Wintersportorts als Hintergrundbild drehen - also heißt es: "Raus auf's Dach!"

Frierende Präsidenten

Im vergangenen Jahr hat es den Präsident des europäischen Parlaments erwischt: Fast 20 Minuten wartete Martin Schulz bibbernd auf sein Schaltgespräch mit der "Europäischen Rundfunkunion". Leider stand die Leitung noch nicht. Schulz versuchte, sich mit Scherzen warm zu halten - während gleich nebenan Moderatoren aus Mexiko oder aus den USA live vom Weltwirtschaftsforum in ihre Länder berichteten. Jeder hat nur zehn Minuten Zeit, dann ist der nächste dran und sendet nach Schanghai oder Berlin.

Treffpunkt Sicherheitskontrolle

Die Logistik für die Mammutveranstaltung in dem 1560 Meter hoch gelegenen Bergdorf ist eine Herkulesaufgabe. Niemand weiß, wie viele Leitungen verlegt, Satellitenschüsseln installiert oder sichere Internetverbindungen eingerichtet wurden - aber die Technik funktioniert auf wundersame Weise ebenso wie die Sicherheitsüberwachung.

DW-Wirtschaftsressortleiterin Manuela Kasper-ClaridgeBild: DW

Schon weit vor dem Kongresszentrum sind Kontrollen aufgebaut. Nur wer eine Akkreditierung hat, darf überhaupt in ihre Nähe kommen. Dann gilt es, die warmen Sachen auszuziehen und sich durchleuchten zu lassen. Das ist zutiefst demokratisch: In der Schlange steht der Investmentbanker ebenso wie der Chef von Amnesty International oder ein russischer Oligarch. Fast alle sind in der Sicherheitszone ohne Bodyguards unterwegs, denn die haben keine Akkreditierung.

Sechziger-Jahre-Chic zu Luxuspreisen

Das Schweizer Militär hat Davos sowieso weiträumig abgeschirmt. Die Bewohner ertragen es mit stoischer Ruhe. Kein Wunder: Sie können in diesen Tagen auch mit den einfachsten Unterkünften viel Geld verdienen. Ein Ein-Zimmer-Appartement im Stil der Sechzigerjahre mit verblichener Tapete kostet mindestens 400 Schweizer Franken pro Tag, Mindestmietdauer sieben Tage.

Rumpelkammern zu Rekordsummen - das Wirtschaftsforum belebt das GeschäftBild: dapd

Derjenige, der das abgewohnte Appartement bekommt, kann sich dennoch glücklich schätzen. Hotels sind knapp. Viele Teilnehmer des Wirtschaftsforums müssen in die Nachbarorte ausweichen und lange Anfahrtswege in Kauf nehmen, gestoppt an unzähligen Checkpoints. Die eisglatte Fahrt durch die Schweizer Berge ist nicht für jeden ein Vergnügen. Wer keine Schneeketten hat, braucht es gar nicht erst zu versuchen. Taxifahrer verlangen gerne "Mondpreise" - aber die Nachfrage übertrifft immer das Angebot.

Made in Germany # Weltwirtschaftsforum in Davos – der Countdown # 26.01.2010

05:29

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Zum Tee mit Bill Clinton

Warum trotzdem alle immer wieder kommen? Nun, gerade die abgelegene Lage macht den Charme aus. Nirgendwo auf der Welt kann man in wenigen Tagen so viele prominente Wirtschaftsführer, Politiker, Banker und Vertreter von Nichtregierungsorganisationen treffen wie hier.

Deshalb setzten wir uns jährlich wieder ins Café Schneider, freuen uns über Bill Clinton, der dort gerade seinen Tee schlürft, laufen über die Straße, grüßen Tony Blair und sehen, wie der kolumbianische Präsident ins Kongresszentrum eilt.

Die Gespräche sind kurz, aber intensiv. Gearbeitet wird fast rund um die Uhr. Irgendwo auf der Welt ist eben immer "Prime Time".

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