Eine DFB-Delegation unter Leitung von Präsident Reinhard Grindel hat bei der UEFA die Bewerbungsunterlagen für die EM 2024 überreicht. Wir erwarten, dass Deutschland den Zuschlag erhält und nennen dafür fünf Gründe.
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Deutschland ist Organisationsweltmeister
Auch wenn andere Großprojekte wie der neue Berliner Flughafen, der einfach nicht fertig wird, das Gegenteil vermuten lassen: Deutschland weiß, wie man Fußball-Großereignisse organisiert. Egal ob bei den WM-Endrunden 1974 und 2006, der EM 1988 oder der Frauenfußball-WM 2011, über organisatorische Mängel wurde eigentlich nie geklagt. Das Land ist eines der am dichtesten besiedelten Europas, damit ist auch die für eine Europameisterschaft mit vielen Spielorten nötige Infrastruktur vorhanden: Flughäfen, Zug- und Straßenverbindungen, Unterbringungsmöglichkeiten. Zehn Stadien hat der DFB in seiner Bewerbung um die EM 2024 als Spielorte benannt: Berlin, Leipzig, Hamburg, Dortmund, Gelsenkirchen, Köln, Stuttgart, Frankfurt, München und Düsseldorf. Sie alle entsprechen internationalen Anforderungen und müssen nicht erst errichtet oder umgebaut werden.
Der DFB hat das nötige Kleingeld
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat mehr als sieben Millionen Mitglieder. Damit ist er der größte Sportfachverband der Welt. Und auch einer der reichsten: Sein Vermögen wird auf mindestens 200 Millionen Euro geschätzt. Allein 2017 soll der DFB zudem mit Sponsoren- und TV-Geldern, Siegprämie für den Confed-Cup und FIFA-Aufwandsentschädigung 127 Millionen Euro eingenommen haben. Als eingetragener gemeinnütziger Verein ist er zwar verpflichtet, das Geld wieder auszugeben, genießt gleichzeitig aber auch Steuerfreiheit. Die Bundesregierung hat angeblich auch der Europäischen Fußball-Union (UEFA) versprochen, dass diese keine Einkommen- und Körperschaftssteuer zahlen muss, falls Deutschland den Zuschlag für 2024 erhält. Also: Am Geld sollte die Bewerbung nicht scheitern.
Das Sommermärchen zählt, nicht der Skandal
Die EM-Spielorte 2024
Vierzehn deutsche Städte haben sich als Spielort für eine mögliche EURO 2024 in Deutschland beworben. Der DFB gibt zehn von ihnen den Zuschlag und geht damit in die entscheidende Bewerbungsrunde gegen die Türkei.
Bild: picture-alliance/dpa/O. Lang
Berlin - Olympiastadion
Berlins Olympiastadion ist so etwas wie das deutsche Wembley. Hier finden seit 1985 die DFB-Pokal-Endspiele statt. 2006 war das anlässlich der Olympischen Spiele 1936 erbaute Stadion WM-Endspielort. Höchstwahrscheinlich wird das auch im Juli 2024 wieder der Fall sein. Eine deutsche Nationalmannschaft hat hier aber noch nie ein Finale gespielt. Weder 1936 noch 2006.
Bild: picture-alliance/dpa/O. Lang
Berlin - Ständig in Bewegung
Deutschlands Hauptstadt gilt als eine der sich am schnellsten veränderten Städte der Welt. Seit dem Fall der Berliner Mauer hat die Vier-Millionen-Metropole ihr Gesicht stark verändert. Neue, moderne Bauten wurden hochgezogen, alte Schmuckstücke wieder aufgehübscht. Im Jahr 2016 sollen insgesamt 12 Millionen Gäste die ehemals geteilte Stadt besucht haben.
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München - Allianz Arena
Wie ein eben erst gelandetes Ufo sieht die Münchener Arena aus. Die Folienkissen auf der Außenfassade können in den Farben Rot, Blau oder Weiß erleuchtet werden und erzeugen bei Dunkelheit ein beeindruckendes Bild. Hier wurde bei der WM 2006 das Eröffnungsspiel Deutschland gegen Costa Rica ausgetragen. Das Stadion ist mittlerweile im alleinigen Besitz der FC Bayern München AG.
Bild: DW/A.Götzmann
München - Mediterranes Flair
Reizvoll ist auch die Stadt München, die bei Umfragen zur Lebensqualität und zur Zufriedenheit ihrer Bewohner stets weit oben abschneidet. Wahrzeichen der Stadt sind unter anderem die Frauenkirche und das Neue Rathaus am Marienplatz (Foto). Münchens Herz schlägt bei schönem Wetter auf den vielen Plätzen mit ihren Straßencafés. Dann laden auch der englische Garten und die Isar zum Verweilen ein.
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Dortmund - Signal Iduna Park
Alle zwei Wochen beeindrucken die Dortmunder Fans in der Bundesliga mit ihrer gelben Wand. Auch bei Länderspielen, wenn statt rund 80.000 "nur" 65.581 Zuschauer zugelassen sind, ist die Kulisse im ehemaligen Westfalenstadion eindrucksvoll. Schon bei der WM 2006 war Dortmund Spielstätte. Hier gab es Deutschlands spätes 1:0 gegen Polen und das bittere Halbfinal-Aus gegen Italien.
Bild: picture-alliance/SvenSimon
Leipzig - Red Bull Arena
Auch Leipzig, 1900 Gründungsort des DFB und Heimat des ersten deutschen Meisters im Jahr 1903, ist dabei. Das neue Stadion mit seinen knapp 43.000 Plätzen, das Bundesligist und Champions-League-Teilnehmer RB vor einiger Zeit gekauft hat, steht im denkmalgeschützten Kessel des ehemaligen Leiziger Zentralstadions. Das Zentralstadion hatte 100.000 Plätze.
Bild: picture-alliance/dpa/J. Woitas
Leipzig - Messestadt im Wandel
Leipzig war schon zu DDR-Zeiten eine Wirtschaftsmetropole. Seit der Wende hat die Stadt ihr einst graues Gesicht stark verändert. Alljährlich lädt sie zu Ehren Johann-Sebastian Bachs zum Bachfest ein. Überregional bekannt sind das Gewandhaus-Orchester und der Thomaner-Chor. Mit den Montagsdemonstrationen rund um die Nikolaikirche begann 1989 die friedliche Revolution, die zum Ende der DDR führte.
Bild: picture-alliance/dpa/J. Woitas
Köln - Rheinenergie Stadion
Auf den Grundmauern des alten Müngersdorfer Stadions entstand zur WM 2006 die neue Kölner Arena, deren vier Eckpfeiler nachts weithin leuchten. Die Heimat des FC ist rot, steil und meistens gut besucht. Die Arena fasst 46.195 Zuschauer. Sie liegt im schönen Kölner Grüngürtel und in unmittelbarer Nachbarschaft der Deutschen Sporthochschule sowie der DFB-Trainerakademie.
Bild: picture-alliance/ULMER
Köln - Lebensfreude zwischen Dom und Rhein
Köln, so heißt es, ist optisch keine schöne Stadt - es sind vielmehr die herzlichen Menschen, die die Rheinmetropole so liebenswert machen. Der Dom, die gothische Kathedrale direkt am Rheinufer, ist das meistfotografierte Bauwerk Deutschlands. Jedes Jahr kommen Hunderttausende Touristen nach Köln, um gemeinsam mit den Einheimischen den Kölner Karneval zu feiern.
Bild: Imago/J. Tack
Gelsenkirchen - Arena auf Schalke
Im Norden von Gelsenkirchen erhebt sich auf einem Hügel die Arena auf Schalke. Die Heimstätte des FC Schalke bietet 54.740 Zuschauern Platz. Bei Regen oder schlechtem Wetter kann das Dach der Arena geschlossen werden. Schon bei der WM 2006 war Gelsenkirchen Spielort. In der Arena finden neben Fußballspielen auch Konzerte und seit Jahren die World Team Challenge im Biathlon statt.
Nachdem es zwischenzeitlich mehrere Sponsorennamen trug, heißt die Arena des HSV jetzt wieder Volksparkstadion. Das neue Stadion mit seinen 51.500 Plätzen entstand durch einen geschickten Umbau des alten Volksparkstadions, das eine Laufbahn hatte. Zwei Tribünen wurden abgerissen, das Spielfeld um 90 Grad gedreht und die alten Seitentribünen fortan als Ränge an den Kopfseiten des Stadions genutzt.
Bild: picture-alliance/HOCH ZWEI/P. Szyza
Hamburg - Hafenmetropole im Norden
"Wer noch niemals in lauschiger Nacht, einen Reeperbahnbummel gemacht, ist ein armer Wicht", sang einst Hans Albers. Hamburgs "sündige Meile" hat zwar viel von ihrem alten Charme verloren, ist aber weiterhin ein Touristenmagnet. Auch wegen der Alster, des Hafens und der Musicals kommen Gäste nach Hamburg. Die Skyline beherrscht mittlerweile die nach langer Bauzeit fertiggestellte Elbphilharmonie.
Bild: picture alliance/dpa
Frankfurt - Commerzbank Arena
Logischerweise ist auch Frankfurt, mit seiner 48.000 Zuschauer fassenden Arena, wieder einer der Spielorte. Die Bankenmetropole am Main ist Sitz des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Nicht weit von der Arena soll auf dem Gelände der bisherigen Galopprennbahn demnächst die neue DFB-Zentrale entstehen.
Bild: dpa
Düsseldorf - Esprit Arena
Bei der Bewerbung als WM-Spielort ging Düsseldorf trotz moderner Arena 2006 noch leer aus. Diesmal sind die Rheinländer dabei. Das wuchtige Stadion, das von außen eher an ein überdimensioniertes Möbelhaus erinnert, bietet 51.500 Zuschauern Platz. Und wenn mal einige Sitze frei bleiben, ist das nicht weiter schlimm. Durch ihr buntes Design, sieht die Tribüne auch unbesetzt immer voll aus.
Bild: picture-alliance/dpa/R. Weihrauch
Düsseldorf - Kunst und Architektur
Während die Düsseldorfer Fortuna momentan wieder in der 2. Bundesliga spielt, ist die Landeshauptstadt von Nordrhein-Westfalen kulturell in der oberen Liga unterwegs. Mit vielen namhaften Museen, die Werke bekannter Künstler ausstellen, der international bedeutenden Messe und der deutschen Oper am Rhein. Architektonisch begeistern der neu gestaltete Medienhafen und das Landtagsgebäude.
Bild: picture alliance/Blickwinkel/S
Stuttgart - Mercedes-Benz Arena
Der Name des Stadions mit seinen 54.812 Plätzen zeigt schon, wer in und um Stuttgart für Arbeitsplätze sorgt. Die Landeshauptstadt Baden-Württembergs ist Deutschlands Autometropole: Mercedes und Porsche kommen aus Stuttgart. Sportlich ist das Stadion Heimstätte des VfB. 2006 feierte die deutsche Mannschaft hier zum Abschluss des Sommermärchens den Sieg im Spiel um Platz drei gegen Portugal.
Bild: AP
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Im Vorfeld der Vergabe von FIFA-Fußballweltmeisterschaften wurde regelmäßig gemauschelt und auch bestochen, das ist längst kein Geheimnis mehr. Wohl kaum jemand dürfte ernsthaft glauben, dass ausgerechnet die WM 2006 dabei eine rühmliche Ausnahme bildete. Wohl auch deshalb hielt sich international die Aufregung über den WM-Skandal 2006 in Grenzen. Fußballfunktionäre der UEFA - und die entscheiden am 27. September über die Vergabe der EM 2024 - werden erst recht mit den Schultern gezuckt haben. Sie dürften sich eher an die tolle Stimmung in Deutschland erinnern, die das Turnier 2006 zum "Sommermärchen" werden ließ. Und daran, dass es ihnen selbst damals an Komfort und Annehmlichkeiten sicher nicht mangelte.
Die politische Lage spricht gegen die Türkei
"Unser Land steht im Herzen Europas für die Werte, für die auch der Fußball eintritt: Fair Play, Respekt und Toleranz", sagte DFB-Präsident Reinhard Grindel und traf damit ziemlich genau, was für Deutschland und gegen den Mitbewerber spricht. Die Lage der Menschenrechte in der Türkei ist unter Präsident Recep Tayyip Erdogan, gelinde gesagt, problematisch. Das Land entfernt sich derzeit eher von der Europäischen Union, als sich ihr zu nähern. Auch wenn die Missachtung von Menschenrechten in Bewerberländern Fußballfunktionäre in der Vergangenheit nicht unbedingt davon abgehalten hat, diesen Kandidaten den Zuschlag zu geben - siehe Russland und Katar -, könnte bei der UEFA diesmal die Meinung vorherrschen: "Lasst uns nicht die Fehler der FIFA wiederholen! Dann müssen wir uns auch nicht ständig rechtfertigen." Das dürfte die Chancen Deutschlands erhöhen.
Die Strahlkraft des DFB-Teams
Ein Flaggschiff sorgt für Prestige. Genau daran fehlt es dem Mitbewerber Türkei. Die Nationalmannschaft des Landes lässt inzwischen selbst die für ihre Begeisterungsfähigkeit bekannten türkischen Fans kalt. Bei der EM 2016 scheiterte das Team bereits in der Vorrunde, für die WM 2018 konnte sie sich nicht einmal qualifizieren. Ganz anders die DFB-Elf, die sich weit über die Grenzen Deutschlands hinweg als Marke etabliert hat. Weltmeister 2014, Confed-Cup-Sieger 2017, Titelfavorit 2018, damit lässt sich trefflich werben. Dass der DFB mit Philipp Lahm einen der WM-Helden von 2014 und auch international großen Sympathieträger als EM-Botschafter gewinnen konnte, ist sicher auch kein Nachteil.