Veröffentlicht 6. Juni 2025Zuletzt aktualisiert 8. Juni 2025
In der Nations League muss die deutsche Fußball-Nationalmannschaft auch gegen Frankreich eine Niederlage einstecken. Welche Lehren kann der Bundestrainer daraus ziehen? Was macht Hoffnung? Und was bedeutet das Resultat?
Mit zwei Niederlagen beenden Jonathan Tah (r.) und Co. die Länderspiel-SaisonBild: Federico Gambarini/dpa/picture alliance
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Deutschland - Frankreich 0:2 (0:1)
Tore: 0:1 Mbappé (45.+1), 0:2 Olise (84.)
Zuschauer in Stuttgart: 51.000
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Wie lief das Spiel um Platz drei der Nations League gegen Frankreich?
Emotionalität und Gier wollte Bundestrainer Julian Nagelsmann nach der schwachen Leistung gegen Portugal im Halbfinale der Nations League sehen - und er wurde von seinen Spielern nicht enttäuscht - allerdings letztlich nur in der ersten Halbzeit.
Gleich zu Beginn hatten Nick Woltemade (2. Minute) und Karim Adeyemi (6.) beste Chancen, ließen aber Präzision vermissen und schossen dem französischen Torhüter Mike Maignan aus kurzer Distanz direkt in die Arme.
Auf der anderen Seite zeigte Deutschlands Schlussmann Marc-André ter Stegen bei Chancen von Rayan Cherki (21.) und Loic Badé (22.) gute Paraden. Florian Wirtz scheiterte in der 37. Minute am Pfosten. Zuvor war ein Strafstoß für die deutsche Elf nach Ansicht des Videobeweises wegen einer Schwalbe von Adeyemi zurecht wieder zurückgenommen worden (35.).
Die Führung für Deutschland schien eigentlich nur eine Frage der Zeit, als kurz vor der Pause Kylian Mbappé doch noch zuschlug. Frankreichs Superstar, der zuvor ein schwaches Spiel gemacht hatte, nahm eine weite Flanke im Strafraum an und traf ins lange Eck zum 1:0 (45.+1).
Marc-André ter Stegen ist mit den Fingerspitzen noch dran, verhindern kann er das 1:0 durch Kylian Mbappé (5.v.r.) nichtBild: Frank Hoermann/SvenSimon/picture alliance
Kurz nach Wiederanpfiff zählte ein deutscher Treffer durch den eingewechselten Deniz Undav nach Videobeweis nicht (56.). Passgeber Niclas Füllkrug hatte bei der Balleroberung ein Foul begangen.
Frankreich verlegte sich aufs Kontern: In der 59. Minute scheiterte Marcus Thuram nur knapp am Pfosten, ansonsten spielten die Franzosen ihre schnellen Gegenstöße aber oft nicht gut aus. Und wenn doch, war ter Stegen immer wieder mit starken Paraden auf dem Posten.
Von der deutschen Mannschaft kam in der Schlussviertelstunde nur noch wenig nach vorne. Insgesamt war die Leistung in der zweiten Halbzeit deutlich schwächer als in der ersten. Frankreichs Defensive stand tief und fing viele Bälle ab. Schließlich war es Bayern Münchens Michael Olise, der einen der vielen Konter erfolgreich abschloss und mit dem 2:0 für die Entscheidung sorgte (84.).
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Welche Lehren kann Julian Nagelsmann aus den Nations League Finals ziehen?
Insgesamt müsste das Fazit des Bundestrainers nach dem Mini-Turnier vor eigenem Publikum eigentlich ernüchtert ausfallen. Nur eine gute erste Halbzeit gegen Frankreich war insgesamt zu wenig.
Dennoch hatte Nagelsmann auch Lob für sein Team übrig: "Ich habe in der ersten Halbzeit wieder deutlicher unsere Mannschaft gesehen - in allen Facetten", sagte er. "Wir haben es insgesamt gut gemacht, aber Tore gehören eben auch dazu."
Bundestrainer Julian Nagelsmann war sicher nicht mit allem zufrieden - er fällte aber kein allzu hartes Urteil über seine SpielerBild: Marcus Hirnschal/osnapix/picture alliance
Trösten wird Nagelsmann, dass in der neuen Saison einige der Spieler, die diesmal verletzt gefehlt haben, wieder dabei sein und die Qualität der Mannschaft erhöhen werden. Immerhin war durch die Ausfälle von Jamal Musiala, Antonio Rüdiger, Kai Havertz, Nico Schlotterbeck, Tim Kleindienst, Angelo Stiller, Jonathan Burkardt, Nadiem Amiri und Yann Aurel Bisseck fast eine komplette Elf nicht dabei.
Wer sind die Gewinner der beiden Spiele?
Im Grunde sind es vor allem die oben genannten Spieler, die gegen Portugal und Frankreich verletzungsbedingt nicht bei der Nationalmannschaft dabei sein konnten.
Die beiden Partien bei den Nations League Finals haben gezeigt, dass Nagelsmann so leicht nicht auf sie verzichten kann. Wenn sie wieder fit sind, dürfte den meisten daher ein Platz im Kader, vielleicht sogar in der Startelf, wieder sicher sein.
Zeigte in beiden Partien starke Reflexe und vereitelte zahlreiche Top-Chancen der Gegner: Marc-André ter StegenBild: Marc Schueler/Sportpics/picture alliance
Als Gewinner auf dem Platz darf sich Marc-André ter Stegen fühlen. Gerade erst von seinem Riss der Patellasehne genesen, zeigte er vor allem gegen Frankreich eine hervorragende Leistung. "Er hat ein Superspiel gemacht", lobte Nagelsmann. "Ich freue mich extrem für ihn. Er hat gezeigt, was er für ein guter Torwart ist."
Was bedeuten die beiden Resultate für die WM-Auslosung?
Durch die Niederlagen gegen die Top-Teams aus Portugal (Rang sieben der Weltrangliste) und Frankreich (3) sind der deutschen Mannschaft wichtige Punkte für die FIFA-Weltrangliste entgangen. Deutschland belegt derzeit Rang zehn, knapp hinter Italien.
Nur die ersten neun Nationen werden bei der Auslosung zur WM 2026 neben den Gastgebern USA, Kanada und Mexiko als Gruppenköpfe gesetzt sein. Sollte das DFB-Team sich nicht nach vorne schieben, landet es in Lostopf zwei. Dann droht bereits in der Vorrunde ein Topgegner wie Weltmeister Argentinien, Europameister Spanien oder Rekordweltmeister Brasilien.
Wie geht es weiter?
Die Nationalmannschaft trifft sich im September wieder, wenn es in der WM-Qualifikation zunächst auswärts gegen die Slowakei (4.9.) und anschließend zu Hause gegen Nordirland (7.9.) geht. Weiterer Gegner in der Qualifikationsgruppe ist die Mannschaft aus Luxemburg. Das letzte Qualifikationsspiel ist für den 17. November terminiert.
Einen genauen Termin für die WM-Auslosung gibt es noch nicht, aber erfahrungsgemäß findet sie in der ersten Dezemberhälfte statt.
Die Rekordspieler der deutschen Fußball-Nationalmannschaft
Fußball-Persönlichkeiten wie Lothar Matthäus, Jürgen Klinsmann und Toni Kroos haben das DFB-Team jahrelang geprägt. Welche anderen deutschen Ausnahmespieler sind unter den Top-Ten mit den meisten Länderspiel-Auftritten?
Bild: Kenzo Koba/Sven Simon/picture alliance
Jürgen Kohler - 105 Spiele
Der Innenverteidiger nimmt zwischen September 1986 und Juli 1998 an drei Welt- und drei Europameisterschaften teil. Mit dem bitteren WM-Aus gegen Kroatien 1998, einer 0:3-Niederlage im Viertelfinale, endet seine Karriere im Nationaltrikot. Größter Erfolg des "Koksers" ist der Titelgewinn bei der EURO 1996 in England.
Bild: Sven Simon/picture alliance
Hans-Jürgen Dörner - 105 Spiele
100 A-Länderspiele und fünf Partien bei Olympia bestreitet Hans-Jürgen, genannt "Dixie", Dörner zwischen 1969 und 1985 für die DDR. Die WM 1974 verpasst er wegen einer Erkrankung. Sein einziges großes Turnier erlebt der "Beckenbauer des Ostens" daher bei den Olympischen Spielen 1976 in Montreal. Dort gewinnt er mit der DDR-Auswahl Gold. Dörner stirbt im Januar 2022 im Alter von 70 Jahren.
Bild: Magic/IMAGO
Joachim Streich - 105 Spiele
Fast zeitgleich mit Dörner ist auch der gefährlichste Torjäger der DDR-Auswahl in der Nationalmannschaft aktiv. Streich macht zwischen 1969 und 1984 insgesamt 98 A-Länderspiele und ist siebenmal bei Olympia aktiv. Anders als Dörner ist er bei der WM-Endrunde 1974 dabei und spielt 1972 in München im Olympia-Team. Mit der DDR gewinnt er Bronze. Streich stirbt im April 2022 mit 71 Jahren.
Bild: WEREK/imago images
Jürgen Klinsmann - 108 Spiele
Der schnelle Stürmer debütiert im Dezember 1987 als 23-Jähriger im DFB-Team, wo er bald gemeinsam mit Rudi Völler das deutsche Angriffsduo bildet. Klinsmann, der 1988 auch bei den Olympischen Spielen dabei ist, wird 1990 mit Deutschland Weltmeister, 1996 Europameister. Seine Karriere im Nationalteam beendet er nach der Weltmeisterschaft 1998 in Frankreich.
Bild: Jürgen Fromme/firo Sportphoto/picture alliance
Philipp Lahm - 113 Spiele
Der Außenverteidiger wird im Februar 2004 Nationalspieler. Schnell etabliert er sich als Stammkraft auf der linken Seite und ist ab der EM 2004 bei allen Turnieren dabei. Höhepunkt seiner Karriere im DFB-Dress ist der Sieg bei der WM 2014, bei der Lahm die Mannschaft als Kapitän anführt. Das Finale von Rio ist Lahms letztes Länderspiel. Nach dem WM-Erfolg tritt er aus dem DFB-Team zurück.
Bild: Thomas Eisenhuth/dpa/picture alliance
Toni Kroos - 114 Spiele
Mit 18 Jahren ist er als jüngster deutscher Akteur bei der WM 2010 in Südafrika dabei. Bis zu seinem Rücktritt nach der EURO 2021 verpasst der Mittelfeldspieler von Real Madrid kein großes Turnier. Größter Erfolg ist der WM-Titel 2014 in Brasilien. Zur EM 2024 wird er von Bundestrainer Julian Nagelsmann reaktiviert und ist dort Chef auf dem Platz. Mit dem Aus gegen Spanien endet seine Karriere.
Bild: Lee Smith/REUTERS
Bastian Schweinsteiger - 121 Spiele
Der Mittelfeldspieler nimmt an drei Welt- und vier Europameisterschaften teil. Als einer der Jüngsten fährt er mit zur EM 2004. 2014 gehört er in Brasilien zum Stammpersonal der Weltmeister-Elf. Im Finale lässt sich Schweinsteiger trotz klaffender Wunde unter dem Auge nicht auswechseln. Sein letztes Turnier wird die EM 2016. Kurz danach wird er beim Freundschaftsspiel gegen Finnland verabschiedet.
Bild: Federico Gambarini/dpa/picture alliance
Manuel Neuer - 124 Spiele
Neuer debütiert im Juni 2009 im Nationalteam und ist seit der WM 2010 Stammkeeper, weil sich die Nummer eins, René Adler, kurz vor dem Turnier verletzt. Neuer behält seinen Status bei allen großen Turnieren - trotz einiger Verletzungen. 2014 wird er Weltmeister. Nach langer Ausfallzeit steht er auch bei der EM 2024 wieder im Tor - allerdings beim Viertelfinal-Aus gegen Spanien zum letzten Mal.
Bild: Philipp Guelland/epa/AP/picture alliance
Lukas Podolski - 130 Spiele
Von der EURO 2004 bis zur Europameisterschaft 2016 ist der schnelle Flügelstürmer fester Bestandteil des DFB-Teams. Als gegen Ende die fußballerischen Leistungen nicht mehr erstklassig sind, nominiert ihn Bundestrainer Löw dennoch, wegen seines positiven Charakters und für die gute Stimmung im Team. Seinen größten Erfolg feiert Podolski mit dem Gewinn der Weltmeisterschaft 2014.
Bild: Jürgen Fromme/firo Sportphoto/augenklick/picture alliance
Thomas Müller - 131 Spiele
Der Bayern-Stürmer debütiert kurz vor der WM 2010, wo er anschließend WM-Torschützenkönig wird. 2014 wird er Weltmeister. Nach der WM 2018 endet Müllers DFB-Karriere vorübergehend, weil Bundestrainer Joachim Löw ihn, Mats Hummels und Jerome Boateng ausmustert. Kurz vor der EM 2021 holt Löw ihn aber zurück. Er ist auch bei der WM 2022 und der Heim-EM 2024 dabei. Nach dem Turnier tritt er zurück.
Bild: Rolf Vennenbernd/dpa/picture alliance
Miroslav Klose - 137 Spiele
13 Jahre lang trägt der erfolgreichste Torjäger des Nationalteams das DFB-Trikot. Sein Debüt gibt Klose 2001 gegen Albanien und erzielt kurz nach seiner Einwechslung das Siegtor. 2002 wird er mit Deutschland Vizeweltmeister, 2014 Weltmeister. Durch seine zwei Treffer in Brasilien wird er zum WM-Rekordtorschützen (insgesamt 16). Nach dem Turnier gibt Klose seinen Rücktritt aus dem DFB-Team bekannt.
Bild: Fernando Bizerra Jr./dpa/picture alliance
Lothar Matthäus - 150 Spiele
20 Jahre liegen zwischen dem ersten und dem letzten Länderspiel des Rekordspielers. Matthäus debütiert bei der EM 1980 in Italien, das Vorrunden-Aus bei der EURO 2000 ist auch sein Ende im Nationalteam. Dazwischen liegt sein größter Erfolg: die Weltmeisterschaft 1990. Matthäus spielt bei fünf Welt- und drei Europameisterschaften. 1996 beim EM-Sieg ist er allerdings nicht dabei.