Warum in der Formel 1 für Mick Schumacher kein Platz ist
6. November 2024Der Traum von Mick Schumacher, künftig als einer von zwei Stammpiloten für das neue Werksteam des deutschen Automobilherstellers Audi in der Formel 1 zu fahren, ist geplatzt. Der Rennstall heißt derzeit noch Sauber, wird aber ab 2026 von Audi übernommen. Am Dienstagmorgen meldete Sauber, dass die aktuellen Fahrer Valtteri Bottas aus Finnland und der Chinese Guanyu Zhou nach dieser Saison keinen Vertrag mehr erhalten werden.
Bortoleto sticht Schumacher aus
Kurz danach wurde bekannt, dass der Brasilianer Gabriel Bortoleto ab 2025 für Sauber Rennen fahren wird. Der 20-jährige ist derzeit Spitzenreiter der Formel 2 und Nachwuchsfahrer bei McLaren. Das andere Sauber-Cockpit hatte sich ab 2025 zuvor bereits Nico Hülkenberg gesichert. Der 37 Jahre alte deutsche Formel-1-Routinier wechselt nach dieser Saison vom US-Rennstall Haas zu Sauber und soll mit seiner Erfahrung beim Start und der Entwicklung des Audi-Teams mithelfen.
"Mit der Verpflichtung von Gabriel Bortoleto haben wir eines dieser Spitzentalente verpflichtet", sagte Audis Vorstandsvorsitzender Gernot Döllner und betonte, dass diese Vertragsunterzeichnung die langfristige Strategie von Audi ebenso wie das Bekenntnis zur Formel 1 unterstreiche. "Wir erleben augenblicklich einen Generationenwechsel in der Formel 1. Jungen Fahrern gelingt häufig auf Anhieb ein überzeugender Auftritt."
Beim Grand Prix von Brasilien in Interlagos hatte sich am vergangenen Wochenende auch Weltmeister Max Verstappen für Bortoleto starkgemacht: "Wenn ich Sauber wäre, dann hätte ich ihn schon längst verpflichtet", sagte der Niederländer, der vor seinem vierten Formel-1-Titel steht.
Kein Platz mehr für Mick Schumacher
Mit Bortoletos Verpflichtung sind nun alle Cockpits für das kommende Jahr besetzt. Der Platz bei Sauber wäre für Mick Schumacher die letzte Gelegenheit gewesen, 2025 in die Königsklasse des Motorsports zurückzukehren. Dass er es überhaupt noch mal zurück in die prestigeträchtigste Rennserie der Welt schafft, wird zunehmend unwahrscheinlicher. Er ist mittlerweile 25 Jahre alt und wird mehr und mehr von teilweise deutlich jüngeren Talenten verdrängt.
Schumacher fuhr in den Jahren 2021 und 2022 für Haas in der Formel 1, bekam danach aber keinen Vertrag mehr. 2023 hatte der Sohn von Formel-1-Legende Michael Schumacher einen Vertrag als Ersatzfahrer bei Mercedes und McLaren, kam aber nicht zu einem Renneinsatz, sondern saß nur bei Reifentests für Mercedes im Cockpit.
Antonelli, Doohan, Colapinto - junge Talente in der Formel 1
In diesem Jahr ist Schumacher nach wie vor Ersatzfahrer bei Mercedes und startet parallel dazu für den französischen Rennstall Alpine in der Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC. Sollte bei Mercedes in der Formel 1 in den letzten Rennen der Saison tatsächlich einer der beiden Stammfahrer Lewis Hamilton und George Russell ausfallen, wäre Schumacher aber nicht erste Wahl als Ersatz.
Seinen Platz hat mittlerweile der 18-jährige Andrea Kimi Antonelli eingenommen. Der Italiener verfolgt die Rennen regelmäßig dort, wo früher Schumacher stand: an der Seite von Mercedes-Teamchef Toto Wolff. 2025 wird Antonelli Ex-Weltmeister Hamilton als Stammpilot ersetzen, der zu Ferrari wechselt.
Auch das Engagement in der Langstreckenweltmeisterschaft bei Alpine hat Schumacher nicht geholfen. Als die Franzosen ein Formel-1-Cockpit für 2025 neu besetzten, zog der Deutsche den Kürzeren gegen den 21-jährigen Australier Jack Doohan. Seinen ehemaligen Platz bei Haas besetzt mittlerweile ein Teenager: der 19-jährige Brite Oliver Bearman.
Und auch beim Traditionsrennstall Williams, immerhin enger Partner von Mercedes, war kein Platz für Schumacher. Ein Stammplatz ging an den Spanier Carlos Sainz jr., der bei Ferrari von Hamilton verdrängt wird. Den anderen freien Fahrersitz vergab Williams an den 21 Jahre alten Argentinier Franco Colapinto, der bereits in der laufenden Saison den erfolglosen US-Amerikaner Logan Sargeant ersetzte.
Williams-Teamchef James Vowles begründete die Entscheidung damals öffentlich so: Mick Schumacher sei zwar ein guter Fahrer, aber kein besonderer und bekomme daher keinen Stammplatz. Vowles erntete damals Kritik für seine Offenheit. Aber offenbar ist er nicht der einzige Verantwortliche der Formel 1, der so über Mick Schumacher denkt.