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HandelChina

Warum Donald Trump China gegenüber so nachgiebig ist

Nik Martin
13. August 2025

Donald Trump gibt bei seinen Zolldrohungen gegen China nach und ist sogar zu einem Gipfeltreffen bereit. Dagegen belegt er Indien und Brasilien mit hohen Zöllen. Was hat Peking, das andere nicht haben?

Bildkombination von Donald Trump und Xi Jinping - Trump lächelt, Xi spricht
Bildkombination von Donald Trump und Xi Jinping - Trump lächelt, macht er auch Zugeständnisse?Bild: Jim Watson/Peter Klaunzer/AFP/Getty Images

Nachdem China aus US-Sicht monatelang ein Handelsparia war, scheint US-Präsident Donald Trump die Beziehungen nun neu ausrichten und eine weitere Zollspirale vermeiden zu wollen. Im April noch hatte Trump China als "größte Bedrohung für Amerika" bezeichnet und behauptet, das Land habe die größte Volkswirtschaft der Welt jahrzehntelang "betrogen". Daraufhin verhängte er massive Zölle von 145 Prozent auf chinesische Waren.

Nur wenige Monate später hat sich der Ton geändert. Trump hat die Zollpause für China verlängert, Präsident Xi Jinping als "starken Führer" gelobt und die Idee eines Gipfeltreffens zwischen den USA und China im Herbst ins Spiel gebracht. Unterdessen müssen Länder wie Indien und Brasilien nun mit den höchsten Strafen rechnen - bis zu 50 Prozent Zölle -, während Chinas Satz auf vergleichsweise milde 30 Prozent begrenzt ist.

US-Zölle: Unsicherheit ist schlecht fürs Geschäft

03:16

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Trump macht es aus verschiedenen Gründen China etwas leichter: Er möchte einen Zollanstieg vermeiden - und zwar gerade jetzt, weil sich US-Einzelhändler mit chinesischen Importen für die wichtige Weihnachtszeit eindecken. Er gewinnt zudem Zeit für Verhandlungen über ein umfassenderes Handelsabkommen, das auch die Bereiche Technologie, Energie und Seltene Erden umfassen könnte.

Da China das einzige Land ist, das Washingtons aggressiver Politik entschieden entgegentritt, glaubt Antonio Fatas, Wirtschaftsprofessor an der INSEAD Business School, dass Pekings Strategie Trump möglicherweise in Schwierigkeiten gebracht hat. "Von Anfang an war klar, dass China eher zu einem umfassenden Handelskrieg bereit ist als die USA", sagte Fatas gegenüber der DW. Dieser hätte "wirtschaftliche Folgen, die sich die Trump-Regierung nicht leisten kann".

Chinas Geheimwaffe

Pekings stärkste Karte im Handelspoker mit den USA ist seine Dominanz bei den sogenannten Seltenen Erden, die für die Produktion von Elektrofahrzeugen bis hin zu Raketenleitsystemen unverzichtbar sind. Da die US-Industrie von chinesischen Lieferungen abhängig ist, sind sie zu einem entscheidenden Faktor im Handelsstreit geworden.

Chinas Schätze: Seltene Erden. Hier ein kleiner Neodym-Magnet in einem bläulichen Pulver - NeodymoxidBild: Frank Rumpenhorst/picture alliance

Als Trump im April horrende Zölle ankündigte, verhängte China, das rund 60 Prozent der weltweiten Produktion Seltener Erden und fast 90 Prozent ihrer Raffinierung kontrolliert, Exportkontrollen für sieben Seltene Erden und sogenannte Permanentmagnete. Das hat die US-Industrie, darunter auch die Automobilindustrie, hart getroffen.

Washington hingegen drängt auf strengere Beschränkungen des chinesischen Zugangs zu Chips für Künstliche Intelligenz (KI) und übt gleichzeitig Druck auf Peking aus, die Einfuhr russischen Öls zu kürzen. 

Dazu drängt Trump China, den Kauf von US-Sojabohnen zu vervierfachen - wichtig für amerikanische Landwirte und aus Trumps Sicht ein Beitrag zum Ausgleich der Handelsbilanz der beiden Weltmächte. Das Handelsdefizit der USA mit China lag im vergangenen Jahr bei umgerechnet rund 254,5 Milliarden Euro.

China hingegen strebt eine dauerhafte Reduzierung der US-Zölle an, insbesondere im Technologie- und Fertigungssektor. Peking will außerdem Schutz für chinesische Unternehmen vor US-Sanktionen und Zusagen hinsichtlich des Zugangs zu hochmodernen US-Chips.

"Trump hat genug um die Ohren"

Die Ökonomin Alicia Garcia-Herrero vom Brüsseler Think Tank Bruegel nannte Trumps zahlreiche handelspolitische, innenpolitische und geopolitische Herausforderungen – wie die Friedensgespräche mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin am Freitag in Alaska – als weitere Gründe dafür, dass er China mehr Spielraum einräumt.

2017 haben sich Trump und Putin bereits in Hamburg getroffen, in Alaska kommt es jetzt zu einem WiedersehenBild: Mikhail Metzel/ITAR-TASS/IMAGO

"Trump hat genug um die Ohren und keine andere Wahl, als China mehr Zeit einzuräumen als anderen Ländern", sagte sie der DW. Nachdem der Zollfrieden bis Anfang November verlängert wurde, können sich die Verhandlungsführer auf die umstrittensten Themen konzentrieren.

Vor allem geht es darum, eine Rückkehr zu dreistelligen Zöllen zu vermeiden – 145 Prozent auf chinesische Waren und 125 Prozent auf US-Exporte. Beide Seiten sind sich einig, dass ein solcher Schritt wirtschaftlich schädlich wäre. Chinas aktueller durchschnittlicher Zollsatz von 30 Prozent liegt weiterhin deutlich über dem der meisten anderen Länder. Chinesische Kupfer- und Stahlexporte in die USA unterliegen einer Abgabe von 50 Prozent.

Trump dreht den Spieß gegen Indien um

Während China zusätzliche Zeit bekommt, ist Indien schnell vom bevorzugten Partner zu Beginn von Trumps zweiter Amtszeit zum Handelsschurken geworden. Das Land sieht sich nun mit einem Strafzoll von bis zu 50 Prozent konfrontiert – 25 Prozent auf allgemeine Güter und kürzlich weitere 25 Prozent, weil Indien nach wie vor russisches Öl importiert. Die Zölle sollen voraussichtlich am 27. August in Kraft treten.

Antonio Fatas von INSEAD merkt an, dass "Indien weder die Wirtschaftskraft Chinas noch die für die US-Industrie entscheidenden Exporte hat, um der US-Wirtschaft Schaden zuzufügen." Er rät Neu-Delhi, mit Verbündeten zusammenzuarbeiten, um gemeinsam bessere Zollbedingungen zu erreichen.

Und was hat Indien nicht? Jedenfalls nicht genug? Seltene Erden:

Auch wenn China in den Verhandlungen die Oberhand zu haben scheint, warnte Han Shen Lin vom Strategieberatungsunternehmen The Asia Group vor Selbstgefälligkeit auf chinesischer Seite. Schließlich lasse Trumps Hang zum Chaos Raum für unerwartete Manöver. "Wir dürfen die Fähigkeit der USA, [den Verhandlungen] mehr Schockwirkung zu verleihen, nicht unterschätzen", sagte Han der Nachrichtenagentur Reuters. Er vermutet, dass "der Einfluss der USA als größter Verbrauchermarkt der Welt ein Faktor sein wird, der andere Länder zum vorsichtigen Umdenken bewegen wird."

"Zum Nachteil der Europäischen Union"

Trotz seines milderen Tons hält Trump den Druck auf China auf andere Weise aufrecht. Chinesische Exporteure haben für die USA bestimmte Waren über südostasiatische Länder umgeleitet, insbesondere über Vietnam, Malaysia und Thailand. Ziel ist es, ihren Ursprung zu verschleiern und direkte US-Zölle zu umgehen.

Als Reaktion darauf hat Trump einen umfassenden Umschlagzoll von 40 Prozent gegen alle Länder verhängt, die im Verdacht stehen, die Umleitung chinesischer Waren zu erleichtern. Dieser Zoll ist vergangene Woche in Kraft getreten.

Da sich die Verhandlungen zwischen den USA und China voraussichtlich bis zum Stichtag hinziehen werden, prognostiziert Garcia-Herrero, die auch Chefvolkswirtin bei der französischen Investmentbank Natixis ist, eine teilweise Entspannung des Handels. Diese komme US-Unternehmen zugute, lasse wichtige Verbündete jedoch außen vor.

"Wir werden wahrscheinlich sowohl bei den Exportkontrollen für High-End-Chips von US-Seite als auch bei den Exportkontrollen für Seltene Erden von Peking Bewegung bekommen", sagte sie der DW. "Für China wird es wahrscheinlich einen etwas niedrigeren [Basis-]Zoll geben, und US-Unternehmen werden einen besseren Zugang zum chinesischen Markt erhalten, zum Nachteil der Europäischen Union, Südkoreas und Japans."

Seltene Erden: notwendig, aber nicht nachhaltig

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