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Wie Kaffee den Gorillas in Uganda hilft

Caleb Okereke
4. September 2019

Lange Zeit waren Gemeinden im Bwindi Nationalpark von dem abhängig, was der Wald hergab. Seitdem die Gorillas vom Aussterben bedroht sind, bietet der Anbau von Kaffee die Chance auf eine nachhaltigere Lebensweise.

Berggorilla im Wald
Bild: picture-alliance/dpa/B. Curtis

Schon mit acht Jahren musste er mit in den Wald zum Wildern.  Der heute 45-jährige Robert Byarugaba ging damals gemeinsam mit seinem Vater im Bwindi-Regenwald im Südwesten Ugandas auf die Jagd.

"Mein Vater zwang mich dazu, ihm in den Wald zu folgen, denn ich war sein einziger Sohn”, erinnert sich Byarugaba. "Wir wilderten und jagten von Montag bis Sonntag. Wir waren jeden Tag im Wald.”

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Vater und Sohn waren nicht die einzigen. Auch viele andere Jäger durchstreiften zu der Zeit die Wälder auf der Suche nach Buschschweinen, Antilopen, Ziegen und manchmal nach Gorillas. Die riesigen Menschenaffen wurden geschlachtet, um ganze Familien zu ernähren. Ihr Fleisch und bestimmte Körperteile ließen sich auch für viel Geld auf dem Fleischmarkt oder auf den speziellen Medizin-Märkten, wo sich traditionelle Heiler eindecken, verkaufen.

In Uganda lebt die Hälfte der Berggorillas, von denen es schätzungsweise weltweit insgesamt noch rund 1.000 Tiere gibt. Als im Jahr 1991 die Zahl der Primaten auf etwa 300 Tiere gefallen war, hob die Regierung Ugandas den Bwindi Nationalpark aus der Taufe. So konnten die Tiere besser geschützt werden, auch weil der Zutritt zum Park reguliert wurde. Trotzdem machten viele Wilderer weiter, weil die Jagd ihre Lebensgrundlage war.

Robert Byarugaba begann im Alter von acht Jahren gemeinsam mit seinem Vater zu wildernBild: DW/Katumba Badru

Byarugaba gab 5 Jahre später die Wilderei auf und fing mit dem Anbau von Kaffee an. Doch er konnte nicht genug Kaffee verkaufen, um davon zu leben. Als Nebenerwerb führte er deshalb Touristen zur Vogelbeobachtung durch den Wald.

Seit 2017 hat sich für ihn alles geändert. Dank der Unterstützung von Gorilla Conservation Coffee kann Byarugaba jetzt zuverlässig seinen Lebensunterhalt mit den Einnahmen aus seiner kleinen Kaffeeplantage bestreiten, wie er selbst sagt. Das Sozialunternehmen berät die Kaffee-Kleinbauern und kauft ihnen die Ernte ab, damit sie nicht darauf angewiesen sind, den Regenwald zu plündern.

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Kaffee soll sich lohnen

Ins Leben gerufen wurde das Projekt von Gladys Kalema-Zikusoka. Die Tierärztin reiste 1994 zum ersten mal nach Bwindi und war geschockt von der katastrophalen Armut der Dorfbewohner im Nationalpark. Später gründete sie die Nichtregierungsorganisation Conservation Through Public Health (CTPH), um die Übertragungsmechanismen von Krankheiten zwischen Menschen und Wildtieren zu untersuchen. Während sie versuchte, Gorillas im Wald aufzuspüren, kam sie immer wieder an kleinen Kaffee-Anbaugebieten vorbei. Das brachte sie ins Grübeln.

Nicht alle Kaffeebauern ergänzten ihre mageren Einkünfte auf legalem Wege. "Wir stellten fest, dass einige von ihnen wilderten und in den Wald gingen, um ihre Familien ernähren zu können und Feuerholz zum Kochen zu holen. Geld um Fleisch zu kaufen, hatten die Leute nicht”, erzählt Kalema-Zikusoka.

Die Tierärztin Gladys Kalema-Zikusoka erkannte, dass man den Menschen einen Weg aus der Armut zeigen muss, wenn man die Gorillas schützen willBild: DW/Katumba Badru

Ein Bauer, auf den diese Beschreibung zutraf, war Safari Joseph. Bereits 2007 fing er an, Kaffee anzubauen. Wie auch Byarugaba konnte er viele Jahre lang nicht davon leben. Er traf sich mit anderen aus seiner Gemeinde, um eine Lösung zu finden. "Unsere Herausforderung war es, einen Absatzmarkt für unseren Kaffee zu finden. Denn als wir mit dem Kaffeeanbau anfingen, gab es keinen Markt dafür”, erinnert er sich.

"Das war der Zeitpunkt, an dem wir uns an Dr. Gladys wendeten. Wir überzeugten sie davon, mit uns zusammenzuarbeiten und unseren Kaffee zu vermarkten.” Die Tierärztin willigte ein, stellte jedoch die Bedingung, dass die Kaffeebauern mit der Wilderei aufhören müssen. Im Jahr 2015 gründete Kalema-Zikusok das Sozialunternehmen Gorilla Conservation Coffee.

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Heute kann man den Gorilla-Kaffee in Geschäften in Uganda, Kenia, Neuseeland, Kanada und den USA kaufen. Die Organisation zahlt den Bauern momentan umgerechnet an die 0,31 Euro (0,34 US-Dollar) für ein Kilogramm roter Kaffeekirschen. Das ist fast das Doppelte des derzeitigen Weltmarktpreises. Die 500 Bauern, die von diesem Vorzugspreis profitieren, sind Mitglieder der Bwindi Coffee Growers Cooperative, der Joseph ebenfalls angehört.

Die 32-jährige Musiimenta Allen kümmert sich für die Kooperative um den Bereich Compliance, das heißt, sie stellt sicher, dass ihre Mitglieder sich an gesetzliche Vorschriften und nachhaltige Anbaumethoden zum Schutz des Waldes halten. Außerdem ist sie eine von zwei Frauen innerhalb der Organisation. Sie nutzt ihre Position bewusst, um den Ansichten und Meinungen der Kaffee-Bäuerinnen Gehör zu verschaffen.

Als ihr Ehemann im Jahr 2014 starb, musste Allen den Lebensunterhalt für sich und ihre zwei Söhne aus den Einnahmen ihrer Kaffeeplantage bestreiten. Früher holte sie sich ihr Feuerholz aus dem Wald. Seit 2016 ist auch sie Mitglied der Kooperative. Seitdem kann sie es sich leisten, Feuerholz zu kaufen.

Ärger mit Schädlingen und dem Cash-Flow

Safari Joseph und seine Mitstreiterin Sanyu Kate vom Kollektiv Bwindi Coffee Farmers in UgandaBild: DW/Katumba Badru

Trotz des markanten Gorilla-Logos, das Allens Kaffee für alle sichtbar in den Supermarktregalen von anderen Sorten unterscheidet, sind die nachbarschaftlichen Beziehungen mit den vom Aussterben bedrohten Primaten auch problembeladen. Manchmal machen sich die Tiere auch über die kleine Plantage von Musiimenta Allen her und zerstören ihre Pflanzen.

Sie würde sich wünschen, dass Gorilla Conservation Coffee Mikrokredite an die Bauern der Kooperative ausgibt, damit sie die Erträge steigern können. "Manchmal würde ich gerne mehr Kaffee anbauen, aber ich habe nicht genügend Geld”, so Allen.

Und Joseph treibt die Sorge um, ob die Firma Gorilla Conservation Coffee es sich auch in Zukunft leisten können wird, den Bauern die gesamte Kaffee-Ernte abzukaufen. Wenn nicht, würde das viele sehr enttäuschen.

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Die Gründerin Kalema-Zikusoka gibt zu, dass das ein Problem ist. Denn Gorilla Conservation Coffee ist auf Spenden angewiesen, um den Kaffee im Voraus bezahlen zu können und die Mittelsmänner zu umgehen. Das bedeutet aber auch, dass die Firma manchmal nicht genügend Geldmittel flüssig hat, um die Mengen Kaffee einzukaufen, die sie eigentlich weiterverkaufen könnte. "Weil wir einfach nicht genügend Geld haben, um den Bauern den Kaffee abzukaufen, können wie die Nachfrage am Markt nicht bedienen”, sagt sie.

Byarugaba würde es darüber hinaus begrüßen, wenn das Sozialunternehmen mehr technische Unterstützung leisten könnte. So werden die Bauern zwar in besseren Anbaumethoden geschult, doch ihm fehlen manchmal die Experten, die den Zustand der Kaffeeplantagen bewerten können. "Manchmal sind wir mit Schädlingen und Pflanzenkrankheiten konfrontiert, die wir nicht verstehen. Dann vertrocknen die Kaffeepflanzen”, so der Kaffeebauer.

Eine ethische Entscheidung gegen den Nervenkitzel

Musiimenta Allen würde gerne mehr Geld in ihre Plantage investierenBild: DW/Katumba Badru

Es gibt da noch eine andere Sache, die Byarugaba in seinem Leben als Bauer vermisst. Der Klang der Jagdglocken und der Nervenkitzel, den er bei der Jagd immer dann verspürte, wenn seine Hunde eine Antilope erwischt hatten, fehlen ihm. Und die langen Tage, die er den Wald durchwandernd verbrachte. Den Wald, den er heutzutage kaum noch betritt.

"Ich mochte das Wildern. Die meisten Sachen, die mir im Leben Spaß gemacht haben, hatten mit der Wilderei zu tun”, sagt Byarugaba, kichert ein bisschen und lässt seinen Blick dabei über dem Bwindi Regenwald in die Ferne schweifen. Aber unter dem Strich sei es das Opfer wert: "Beim Kaffeeanbau kann ich mir immer sicher sein, dass ich genügend Geld verdiene, um das Schulgeld für meine Kinder zu bezahlen”, begründet er.

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Der Bestand der Gorillas im Bwindi-Regenwald ist laut neuester Daten der ugandischen Wildtier-Behörde "Uganda Wildlife Authority” seit 1995 von damals 300 auf heute über 400 angestiegen. Für Byarugaba eine gute Nachricht, denn seine Entscheidung von damals sichert ihm nicht nur die Schulgebühren für seine Kinder, sondern dient in seinen Augen auch einem höheren Wohl.

"In den letzten Jahren habe ich meine Entscheidung des öfteren bereut, denn wir konnten so viel vom Wald bekommen,” gesteht er sich selbst ein. "Dann begann ich Geld zu verdienen und jetzt bereue ich es nicht mehr: Dieses Leben jetzt ist für mich besser als der vorherige.”

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