Warum Nutrias in Europa ein echtes Problem sind
2. April 2025
Nutrias, auch bekannt als Coypu oder Sumpfbiber, stammen ursprünglich aus Südamerika. Die im Wasser lebenden Säugetiere haben sich jedoch weit über ihre heimischen Gebiete hinaus verbreitet und besiedeln mittlerweile auch Sümpfe und Flussufer in Nordamerika, Asien, Afrika und Europa. Sie gelten als invasive Art.
Nach Europa kamen Nutrias erstmals im 19. Jahrhundert. Eingeführt wurden sie zur Pelztierzucht. Ursprünglich wurde Bekleidung aus Nutriapelz vor allem in Argentinien hergestellt und war weltweit stark gefragt. Der Pelzhandel ist seit seiner Blütezeit im 20. Jahrhundert zurückgegangen – anders die Bestände der Nutrias.
Einige Tiere entkamen aus europäischen Pelzfarmen, wo sie teils frei herumliefen. Die Ausreißer verwilderten und ihre Nachfahren sind heute in ganz Europa verbreitet. Auch in Irland und in Skandinavien wurden schon Nutrias gesichtet.
Woran erkennt man Nutrias?
Mit seinem groben, dunkelbraunen Fell, den Schwimmhäuten an den Hinterfüßen und den großen, orangefarbenen Vorderzähnen könnte man einen Nutria auf den ersten Blick mit seinem entfernten Cousin, dem Biber, verwechseln. Doch mit einer Maximalgröße von 60 Zentimetern und einem Gewicht von vier bis neun Kilogramm und sind Nutrias viel kleiner als Biber.
Während Biber flache, paddelartige Schwänze haben, ähneln die von Nutrias eher Rattenschwänzen. Ihre Vorderzähne sind orange gefärbt, weil sie oxidiertes Eisen enthalten, das sie stärker macht.
Sind Nutrias für Menschen gefährlich?
Nutrias sehen zwar harmlos aus, wenn sie an einem Bach entlang paddeln und Wasserpflanzen fressen, oder sich gelegentlich eine Schnecke oder Muschel gönnen. Aber ihre langen scharfen Schneidezähne können tief ins Fleisch schneiden und ernsthafte Verletzungen verursachen.
Sie sind in der Regel scheu und vor allem nachts aktiv, können aber angreifen, wenn neugierige Menschen oder Hunde ihnen zu nahe kommen - und dabei möglicherweise Parasiten oder bakterielle Infektionen verbreiten.
Die größere Gefahr stellen sie für die Umwelt und die Artenvielfalt dar. Nutrias gelten als Schädlinge für die Landwirtschaft, denn sie fressen fast alles an Getreide, Wurzelfrüchten und Setzlingen, was sie zwischen die Zähne bekommen. Und sie haben großen Hunger: Ein Nutria kann täglich bis zu 25 Prozent seines Körpergewichts verzehren. Weil sie Wurzeln und Triebe bevorzugen, zerstören die Tiere oft mehr Pflanzen als sie tatsächlich fressen.
Weil Nutria viele Höhlen und Gänge graben, können sie Böschungen beschädigen und Deiche und Dämme bei Überschwemmungen zum Einsturz bringen. Ihre Anwesenheit führt auch zu Störungen von einheimischen Ökosystemen und gefährdet die Population von Wasservögeln.
Warum sind Nutrias in Europa so ein Problem?
Im Gegensatz zum Biber, der in Nordamerika und Europa tatsächlich heimisch ist, sind Nutrias das nicht und gelten auf diesen Kontinenten als Plage. Die Europäische Union hat Nutrias im Jahr 2016 auf ihre Liste der bedenklichen invasiven gebietsfremden Arten gesetzt, die "Beschränkungen für Haltung, Einfuhr, Verkauf, Zucht, Anbau und Freisetzung [von Nutrias] in die Umwelt" vorsieht.
In Europa haben die Nutrias, mit wissenschaftlichem Namen Myocastor coypus, keine natürlichen Feinde, die Kontrolle der Bestände ist also eine Herausforderung. In freier Wildbahn werden die Tiere durchschnittlich sechs Jahre alt. Da sie sich das ganze Jahr über fortpflanzen, kann eine Nutria-Mutter in mehreren Würfen durchschnittlich 15 Junge pro Jahr zur Welt bringen.
Die europäische Nutria-Population ist in den letzten Jahren explodiert, und sie besiedeln immer mehr Regionen. Nutrias bevorzugen wärmere Temperaturen. Und da die Winter aufgrund des menschengemachten Klimawandels milder werden, dringen sie immer weiter in den Norden vor.
Immerhin: Der Nutria-Boom in Europa trägt dazu bei, die ebenfalls wachsende Population der invasiven Bisamratte einzudämmen. Die Tiere konkurrieren um denselben Lebensraum, wobei die größeren Nutrias in der Regel die Oberhand gewinnen.
Wie lassen sich die Nutria-Bestände dezimieren?
Viele Länder in Europa haben inzwischen Überwachungs- und Bewirtschaftungsprogramme eingeführt, um die Nutria-Bestände in Schach zu halten und das Entstehen neuer Population zu verhindern.
Dazu gehören Fallen und die Jagd. Doch die kann in Naturparks und städtischen Gebieten für Menschen und andere Tiere zur Gefahr werden.
Es gibt auch die Idee, Nutrias auf die Speisekarte zu setzen. In den USA hat das Louisiana Department of Wildlife and Fisheries sogar eine Liste mit Rezeptvorschlägen aus einem Kochbuch von 1963 veröffentlicht - dort finden sich Tipps für die Zubereitung von Nutria-Chili, gefüllte Nutria-Keulen, Nutria geräuchert und Innereien-Wurst aus Nutrias.
Redaktion: Tamsin Walker / Adaption aus dem Englischen: Jeannette Cwienk