"Die Krankheit trifft vor allem Ältere und Menschen mit Vorerkrankungen", ist immer wieder zu lesen. Aber was sind Vorerkrankungen? Warum sind sie so gefährlich?
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Unser Immunsystem ist ein wahres Wunderwerk. Tagtäglich leistet es ganze Arbeit, und wir merken das meist nicht einmal. Es ist dafür zuständig, unseren Körper vor gefährlichen Eindringlingen zu schützen, beispielsweise vor Viren.
Bei Menschen mit einem schwachen Immunsystem kann das schwierig sein. Wenn eine Vorerkrankung hinzukommt, müssen diese Patienten besonders vorsichtig sein, um sich nicht mit einer Infektionskrankheit anzustecken.
Bei Menschen mit Asthma ist die Lunge vorgeschädigt. Bei Anfällen ist die Bronchialschleimhaut angeschwollen, die Atemwege verkrampfen und verengen sich. Das wirkt sich vor allem auf das Ausatmen aus. Dafür benötigen die Patienten wesentlich mehr Kraft als Gesunde.
Asthmatiker können die Luft schlechter aus der Lunge ausatmen, es kann zu akuter Atemnot kommen, die Betroffenen haben Erstickungsängste. Der Körper ist damit beschäftigt, dem möglichst entgegenzuwirken und ist dadurch geschwächt.
Allein in Deutschland gibt es etwa 8 Millionen Asthmatiker. Die meisten von ihnen leiden unter einem von zwei verschiedenen Typen, dem allergischen Asthma und dem nicht-allergischen Asthma.
Ein Asthmaanfall kann durch Allergene hervorgerufen werden oder von Infektionen der Atemwege wie es etwa bei einer Viruserkrankung der Fall ist. Der Körper muss nicht nur gegen das Asthma kämpfen, sondern auch gegen weitere Erkrankungen. Dem Körper wird sehr viel abverlangt, manchmal zu viel und das System funktioniert nicht mehr, im schlimmsten Fall mit fatalen Folgen.
Auch COPD, die chronisch obstruktive Lungenerkrankung, gehört zu den Atemwegserkrankungen. Forscher gehen davon aus, dass Rauchen ein wichtiger Auslöser für COPD ist. In jedem Fall sind Patienten mit einer solchen Diagnose doppelt betroffen, wenn ihr Körper und ihr Immunsystem zusätzlich gegen eine weitere Krankheit kämpfen müssen.
Menschen, die durch eine solche Vorerkrankung geschwächt sind, haben größere Probleme mit einer Infektion fertig zu werden als Gesunde. Die Lunge ist vorgeschädigt, Viren haben relativ leichtes Spiel.
Diabetes
Menschen, die unter Diabetes leiden, haben per se ein schwächeres Immunsystem als Gesunde. Das gilt für beide Formen: Diabetes Typ 1 und Diabetes Typ 2.
Typ 1 ist eine Autoimmunerkrankung. Dabei zerstören Antikörper die Betazellen in der Bauchspeicheldrüse, die Insulin produzieren. Davon aber produziert der Körper nicht genug und ist permanent überzuckert. Diese erhöhten Blutzuckerwerte schwächen die Abwehrkräfte. Kommt es zu einer Infektionskrankheit, im schlimmsten Fall mit Fieber, kann sich der Gesamtzustand bei Diabetikern verschlechtern. Das gilt selbst für Patienten deren Diabetes medikamentös gut eingestellt ist.
Aber es geht nicht nur um eine Störung des Zuckerstoffwechsels. Der Diabetes kann Gefäße verändern und Organe angreifen, den Organismus aus der Balance bringen. Dann kann der Köper sehr viel schlechter beispielsweise mit einem Virus umgehen, das in den Körper dringt.
Herzkreislauferkrankungen
Zu diesen Erkrankungen gehört die koronare oder ischämische Herzkrankheit. Unter Ischämie versteht die Medizin eine Minderdurchblutung des Gewebes oder auch einen kompletten Ausfall der Durchblutung. Eine verengte Stelle in einem der Herzkranzgefäße – den Koronararterien - führt zu Sauerstoffmangel.
Verantwortlich ist Arteriosklerose, also Gefäßverkalkung. Ein Infekt kann da fatale Folgen haben. Auch bei Herzklappenfehlern müssen sich Menschen vorsichtiger verhalten als Gesunde. Bei allen, die unter einer Herz- Kreislauferkrankung leiden, kann eine Virusinfektion den Körper destabilisieren.
Ein funktionierender Stoffwechsel aber ist dringend notwendig. Sonst wird der Körper wesentlich angreifbarer, die Körperfunktionen sind eingeschränkt, der gesamte Körper überfordert.
Bluthochdruck wirksam bekämpfen – aber wie?
08:23
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Bluthochdruck
Etwa 20 bis 30 Millionen Menschen sind allein in Deutschland von der Volkskrankheit Hypertonie, also von Bluthochdruck betroffen. Auch diese Erkrankung birgt ein erhöhtes Risiko bei Infekten. Durch Bluthochdruck kommt es längerfristig zu Schäden an den Gefäßen.
Wenn der Blutdruck dauerhaft zu hoch ist, hat das Einfluss auf das Herz, das auf Dauer mit Überlastung reagiert. Das kann zu schweren Herz- Kreislauferkrankungen führen und dann als Vorerkrankung dazu, dass der Körper schlechter mit einer Infektion zurechtkommt. Patienten erkennen die stille Gefahr oft zu spät, manchmal erst nach einem Schlaganfall oder einem Herzinfarkt. Für Viren ist das geschwächte System dann ein leichtes Opfer.
Krebs
Durch Infektionen stark gefährdet sind auch Krebspatienten. Verschiedene Therapien schwächen ihr Immunsystem. Allein in Deutschland erkranken jeden Tag etwa 1.400 Menschen neu an einer Krebserkrankung.
Hunderttausende sind in Behandlung oder unterziehen sich einer Therapie. Dazu gehört Chemotherapie. Dabei setzen Ärzte Zytostatika ein. Sie sollen der Vermehrung von Krebszellen entgegenwirken. Aber sie greifen nicht nur Krebszellen an. Auch gesundes Gewebe leidet unter diesen Medikamenten.
Das wiederum hat großen Einfluss auf die Immunabwehr. Der Körper ist anfälliger für Krankheitserreger. In welchem Ausmaß der Körper davon betroffen ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab, etwa von der Krebsart und vom Allgemeinzustand des Patienten.
Krebs vermeiden statt heilen
Krebs muss kein unumgängliches Schicksal sein. Forscher wissen sehr gut, was Tumoren auslöst. Und gegen die größten Gefahren kann jeder selbst etwas unternehmen.
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Das Schicksal in der Hand
Eine Krebsdiagnose trifft immer hart und unerwartet. Dabei ließen sich fast die Hälfte aller Krebsfälle vermeiden. Allein an etwa jedem fünften Tumor ist das Rauchen schuld. Der giftige Tabakrauch verursacht nicht nur Lungenkrebs, sondern auch viele andere Tumorarten. Rauchen ist der häufigste eigenverschuldete Grund für Krebs - aber nicht der einzige.
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Dick sein kann tödlich sein
Auf Platz zwei der Krebsauslöser: Übergewicht. Schuld sind erhöhte Insulinspiegel. Sie erhöhen das Risiko für fast alle Krebsarten, vor allem für Nieren-, Gallenblasen- und Speiseröhrenkrebs. Übergewichtige Frauen bilden zudem vermehrt weibliche Geschlechtshormone im Fettgewebe und erkranken dadurch leichter an Gebärmutter- und Brustkrebs.
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Runter vom Sofa!
Menschen, die sich kaum bewegen, bekommen besonders häufig Krebs. Langzeitstudien zeigen: Sport beugt Tumoren vor. Denn körperliche Aktivität senkt den Insulinspiegel und verhindert nebenbei das Dickwerden. Und es muss kein Hochleistungssport sein: Schon etwas Spazierengehen oder Fahrradfahren machen einen großen Unterschied.
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Krebs zum Wohle!
Alkohol ist krebserregend. Er fördert vor allem Tumoren der Mundhöhle, des Rachenbereichs und der Speiseröhre. Besonders gefährlich ist die Kombination von Rauchen und Alkohol: Dadurch steigert man sein Krebsrisiko auf das Hundertfache. Allerdings ist ein Glas Wein pro Tag gesund, denn es unterstützt das Herz-Kreislauf-System. Alles, was darüber hinaus geht, sollte man meiden.
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Ungesundes vom Tier
Rotes Fleisch kann Darmkrebs auslösen. Der genaue Grund ist bisher noch nicht geklärt, Langzeitstudien zeigen aber einen deutlichen Zusammenhang. Besonders gefährlich ist Rindfleisch, in geringerem Maße auch Schweinefleisch. Das Krebsrisiko steigt durch den Verzehr etwa auf das Anderthalbfache. Fisch dagegen beugt Krebs vor.
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Gefahr vom Holzkohlegrill?
Beim Grillen von Fleisch entstehen krebserregende Substanzen, etwa polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe. Im Tierversuch lösen diese chemischen Verbindungen Tumoren aus. In Langzeitstudien am Menschen ist das bisher noch nicht eindeutig bewiesen worden. Möglicherweise ist einfach der Verzehr von Fleisch an sich das Übel, nicht die Zubereitungsart.
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Fastfood meiden
Eine Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Ballaststoffen beugt Krebs vor. In Langzeitstudien haben Forscher allerdings gesehen, dass eine gesunde Ernährung weniger Einfluss auf die Krebsgefahr hat als ursprünglich angenommen: Sie senkt das Risiko nur leicht, um höchstens zehn Prozent.
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Viel Sonne schadet viel
UV-Strahlung im Sonnenlicht dringt ins Erbgut vor und verändert es. Die Folge: schwarzer oder weißer Hautkrebs. Sonnencreme schützt zwar vor Sonnenbrand - aber sobald die Haut bräunt, hat sie bereits zu viel Strahlung abbekommen.
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Krebs durch moderne Medizin
Röntgenstrahlung schädigt das Erbgut. Bei einer gewöhnlichen Röntgenaufnahme ist die Belastung aber gering. Ganz anders bei einer Computertomographie: Ihr sollte man sich nur unterziehen, wenn gute Gründe vorliegen. Eine Kernspintomographie hingegen ist harmlos. Übrigens: Auch bei einer Flugreise ist man krebserregender Strahlung ausgesetzt.
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Krebs durch Infektionen
Humane Papillomviren können Gebärmutterhalskrebs auslösen. Hepatitis-B- und -C-Viren können Leberzellen zum Entarten bringen. Das Bakterium Helicobacter pylori (Foto) nistet sich im Magen ein und kann die Ursache für Magenkrebs sein. Gegen viele der Erreger kann man sich impfen lassen, gegen Helicobacter pylori helfen Antibiotika.
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Besser als ihr Ruf
Die Anti-Baby-Pille erhöht zwar die Gefahr leicht, an Brustkrebs zu erkranken, aber sie senkt gleichzeitig das Risiko für Eierstockkrebs stark. Insgesamt schützt die Pille demnach mehr als sie schadet - zumindest was Krebs angeht.
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Ein wahrer Schicksalsschlag
Aber auch, wenn man alles richtig macht - ganz gegen Krebs gefeit ist man nie. An der Hälfte aller Krebsfälle sind allein die falschen Gene schuld - oder einfach das Alter. Vor allem Hirntumoren entwickeln sich oft ohne Zutun von außen.
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Auf jeden Fall aber müssen Menschen, die mit Chemotherapie oder auch Bestrahlung behandelt werden, extrem vorsichtig sein, um jegliche Art von Infektionen und Krankheiten zu vermeiden. So müssen sie sich von Menschen, die beispielsweise eine Erkältung haben, fernhalten.
Erreger werden meistens über Tröpfcheninfektion übertragen. Hustet oder niest ein Erkrankter, verteilen sich die Erreger in einem großen Radius. Das kann für Krebspatienten extrem gefährlich werden.
Immunsuppressiva
Eine weitere, gefährliche Vorerkrankung sind Autoimmunerkrankungen. In solchen Fällen verschreiben die Ärzte ihren Patienten oft Immunsuppressiva. Sie unterdrücken das Immunsystem, das sich gegen den eigenen Körper richtet und ihn angreift. Die Medikamente schwächen das Immunsystem oder schalten es sogar aus.
Leben mit Multipler Sklerose
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Das macht den Organismus anfälliger gegenüber Erregern wie Grippeviren oder Coronaviren. Zu dieser Gruppe der Patienten gehören beispielsweise Menschen mit Autoimmunerkrankungen wie Multipler Sklerose, Rheuma oder auch chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn. Auch Menschen, die an HIV erkrankt sind, nehmen solche Medikamente.
Immunsuppressiva helfen auf der einen Seite also, das Immunsystem unter Kontrolle zu halten, schwächen es aber auf der anderen Seite. Grassieren Viren und andere Erreger, müssen Menschen mit Autoimmunerkrankungen also besonders vorsichtig sein. Eine Ansteckung könnte sonst fatale Folgen haben.
Und übrigens: Manche Erreger sind auch für Menschen ohne Vorerkrankungen sehr gefährlich. Vorsicht und Hygiene sollten also alle wahren.
Keine Chance für Viren und Bakterien - mit einem starken Immunsystem
Unser Immunsystem ist ein effektiver Mechanismus, der täglich Millionen von Keimen Paroli bietet. Ein paar einfache Regeln halten die Abwehrkräfte in Form und sorgen dafür, dass Krankheitserreger kaum eine Chance haben.
Bild: apops - Fotolia
Buntes Treiben!
Das Immunsystem braucht viele verschiedene Treibstoffe. Obst und Gemüse liefern sie. Ernähren Sie sich dabei möglichst bunt: Orangen, rote Paprika, grünes Blattgemüse, Blaukraut liefern ein buntes Potpourri an Vitaminen und viel natürliches Vitamin C.
Bild: PhotoSG - Fotolia
Impfstatus überprüfen!
Um das Immunsystem auf den aktuellen Stand zu bringen, sollte man alle notwendigen Impfungen haben. Erwachsene vergessen oft, die Impfungen aus der Kindheit aufzufrischen. Also in den Impfpass schauen: Ist die Immunisierung gegen Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten, Polio, Hepatitis, Pneumokokken, Meningitis, Masern, Mumps, Röteln, Grippe und andere noch vorhanden? Am besten den Arzt fragen!
Bild: J. Đukić-Pejić
Den Viren davon laufen!
Wissenschaftliche Studien lassen darauf schließen, dass ein regelmäßiges Training der Muskeln (Joggen, Nordic Walking, Spazierengehen) schon ab dreimal die Woche für 20 Minuten, die Abwehr nachweislich steigert. Aber Achtung: Wer sich zu sehr auspowert, erschöpft auch sein Immunsystem.
Bild: Alexander Rochau/public domain
Stark schlafen!
Ausreichender Schlaf sorgt nicht nur für Erholung. Während der Tiefschlafphasen werden Botenstoffe ausgeschüttet, die auch das Immunsystem mobilisieren.
Bild: Gina Sanders - Fotolia
Spaß haben!
Studien ergeben, dass gute Laune und Spaß am Leben ein starkes Immunsystem begünstigen. Lachen und Spielen bescheren nicht nur mehr Lebensqualität, sondern steigern ebenso die Abwehrkräfte!
Bild: drubig-photo - Fotolia
Stress vermeiden!
Negativer Stress regt die Ausschüttung von Adrenalin und Cortisol an. Diese Hormone legen die Abwehr lahm. Ein bewusstes Stress- und Zeitmanagement trägt dazu bei, dass der Körper zur Ruhe kommt und neue Energie tanken kann. Gezielte Entspannungsübungen wie Meditation, autogenes Training und Yoga können das Immunsystem erheblich unterstützen.
Bild: ArTo - Fotolia
Spazieren gehen!
Spaziergänge an der frischen Luft bringen wechselnde Temperaturreize und Bewegung – beides stimuliert die Abwehrkräfte. Zudem profitieren die Schleimhäute von der besseren Durchblutung und dank der höheren Luftfeuchtigkeit werden sie mit Virenattacken besser fertig.
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Vorsicht Zucker!
Studien haben gezeigt, dass beim Verbrennen von kurzkettigem Zucker viele Vitamine verbraucht werden, die dem Körper dann nicht mehr zur Verfügung stehen.
Bild: bit24 - Fotolia
Warm und Kalt!
„Wechsel-Duschen“ trainieren die Wärmeregulation und die Gefäße. Warm-kalt-warm-kalt heißt die Devise. Unterstützen kann man die Dusche durch eine kräftige Massage mit einem Massage-Schwamm oder einer Bürste. Das stimuliert das Immunsystem zusätzlich.