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Was bedeutet Trumps Wahlsieg für Afghanistan?

Masood Saifullah
14. November 2024

Der designierte US-Präsident Donald Trump kritisiert den Abzug aus Afghanistan. Er sagt, er wäre anders mit den Taliban umgegangen. Werden die USA nun ihre Haltung gegenüber Kabul ändern?

Afghanistan Flughafen Kabul | letzter US-Soldat verlässt das Land
Flughafen Kabul am 30. August 2021: Der letzte US-Soldat verlässt Afghanistan Bild: U.S. Central Command/dpa/picture alliance

"Der peinlichsten Moment in der Geschichte unseres Landes" -  so bezeichnete einmal Donald Trump den chaotischen Abzug der USA aus Afghanistan, der unter der Regierung von Trumps Nachfolger und RivalenJoe Biden im Jahr 2021 seinen Abschluss fand. Er wäre mit den Taliban und dem Abzug der US-Streitkräfte aus dem Land am Hindukusch anders umgegangen, sagt Trump immer wieder. 

Viele Kritiker des nächsten republikanischen Präsidenten sehen jedoch als Wegbereiter für die Rückkehr der Taliban an die Macht das sogenannte Doha-Abkommen. Diese Vereinbarung zwischen den USA und den radikalislamistischen Taliban wurde vor Ende von Trumps erster Amtszeit im Jahr 2020 unterzeichnet und regelte den Abzug internationaler Truppen in Afghanistan. Damit hätten die USA eine Schieflage geschaffen, sagte der ehemalige Staatssekretär im Auswärtigen Amt Miguel Berger Ende Oktober 2024 bei einer Anhörung im Untersuchungsausschuss Afghanistan des Deutschen Bundestages. 


Traumatisiert vom Afghanistankrieg

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Die Taliban hielten nämlich die meisten Versprechen, die sie in der Hauptstadt von Katar gemacht hatten, nicht ein, darunter die Bildung einer inklusiven Regierung und die Aufnahme von Gesprächen mit anderen afghanischen Führern.

Trump drohte, Afghanistan "zum Teufel zu bombardieren"

Trump vertritt nun die Meinung, dass die USA den Luftwaffenstützpunkt Bagram in Afghanistan hätten behalten sollen, anstatt den Taliban "militärische Ausrüstung im Wert von 85 Milliarden Dollar" zu überlassen, sagte Trump.

Allerdings bezifferte eine Untersuchung des US-Verteidigungsministeriums aus dem Jahr 2022 den Wert der verlassenen Ausrüstung jedoch nur auf rund sieben Milliarden US-Dollar, wie die US-Medien berichteten. Trumps Kalkulation basiert dagegen fälschlicherweise auf den Gesamtgeldern, die die USA seit dem Einmarsch für afghanische Sicherheitskräfte ausgegeben haben.

US- Kampfjet hebt ab zum Einsatz auf dem US-Stützpunkt Bagram nahe Kabul. Bild vom 22.August 2017Bild: Josh Smith/REUTERS

Kurz nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan im August 2021 sagte Trump, dass "jeder Cent der 85 Milliarden Dollar" an die USA zurückgegeben werden sollte, und wenn nicht, "sollten wir entweder mit unmissverständlicher militärischer Gewalt eingreifen, um es zu holen, oder das Land zumindest so zu bombardieren, was das Zeug hält."

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Taliban hoffen auf "greifbare Fortschritte"

Nach dem Wahlsieg von Donald Trump vergangene Woche scheinen die Spannungen jedoch deutlich geringer zu sein. Der US-Diplomat Zalmay Khalilzad, der 2020 für die Trump-Regierung das Abkommen zwischen den USA und den Taliban in Doha ausgehandelt hatte, forderte kürzlich die Wiederbelebung des Doha-Abkommens.

"Mit Trumps Rückkehr in die US-Präsidentschaft besteht die Möglichkeit, alle Elemente des Doha-Abkommens in Afghanistan vollständig umzusetzen", sagte Khalilzad, der zuvor als US-Botschafter in Afghanistan und im Irak tätig war.

Auch die Taliban reagierten auf Trumps politische Rückkehr mit vorsichtigem Optimismus und hofften, dass er "einen pragmatischen Ansatz verfolgen wird, um greifbare Fortschritte in den bilateralen Beziehungen zu gewährleisten und beiden Nationen ein neues Kapitel der Beziehungen aufzuschlagen, das auf gegenseitigem Engagement basiert".

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Neuer Kurs gegenüber den Taliban?

Gleichzeitig will Trump aber zwei Spitzenposten in seinem Kabinett mit Politikern besetzen, die sich sehr kritisch gegenüber den Taliban geäußert haben. US-Außenminister soll Marco Rubio werden, Michael Waltz den Posten des Nationalen Sicherheitsberaters übernehmen. Beide Politiker haben in den vergangenen drei Jahren gefordert, mehr Druck auf die Taliban auszuüben.

Auch Trump selbst hat die Taliban kritisiert und signalisiert, dass er aus einer Machtposition heraus mit ihnen verhandeln würde. Experten gehen jedoch davon aus, dass seine Herangehensweise an Afghanistan davon abhängt, wie er die gesamte US-Außenpolitik gestalten wird.  "Zu diesem Zeitpunkt wissen wir nicht, wie der gewählte Präsident mit Afghanistan umgehen wird", sagt der ehemalige afghanische Diplomat Omar Samad der DW.

Zalmay Khalilzad (2.v.l), US-Sondergesandter für Aussöhnung in Afghanistan, und Mullah Abdul Ghani Baradar (2.v.r), Leiter des politischen Büros der Taliban, unterzeichnen ein Abkommen über Wege zu einem Frieden zwischen den USA und der militant-islamistischen Taliban. 29.Februar 2020Bild: Hussein Sayed/AP/dp/picture alliance

"Die Regierung von Trump könnte die Verhandlungen über das Doha-Abkommen wieder aufnehmen. Oder sein Team könnte mit einem völlig neuen Abkommen beginnen", so Samad weiter Er fügte hinzu, dass die neue US-Regierung auch eine Mischung aus beiden Optionen wählen könnte, die sich an den "Realitäten vor Ort in Afghanistan" orientiere.

Afghanistan hat für Trump keine Priorität

Andere Politiker und Diplomaten, die vor der Machtübernahme der Taliban im Jahr 2021 an Gesprächen beteiligt waren, sind der Meinung, dass es sich Washington nicht leisten könne, Afghanistan auf lange Sicht zu ignorieren.

Die Situation in Afghanistan könne Auswirkungen auf die Sicherheit in der gesamten Region haben, warnt Mohammad Natiqi, Unterhändler der ehemaligen gewählten Regierung in Afghanistan mit den Taliban. Daher müsse die neue US-Regierung handeln.

"Die Menschenrechtslage und die Armut in Afghanistan geben der internationalen Gemeinschaft und den USA neue Verantwortung in Afghanistan", sagt Natiqi der DW. Gleichzeitig räumt der Experte ein, dass Afghanistan nicht Trumps erste Priorität sei.

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"Trump wird sich auf die anhaltenden Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten konzentrieren und nichts Neues beginnen, bevor für diese beiden eine Lösung gefunden ist", sagt Jahangir Khattak, Kommunikationsdirektor des Center for Community Media in New York. "Es ist dabei wichtig, dass Trump Afghanistan nicht als ein Land ansieht, das sich in einen sicheren Hafen für Terroristen verwandeln könnte."Den Taliban sei es bisher gelungen, der internationalen Gemeinschaft zu versichern, dass dies nicht der Fall sei.

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Mitarbeit: Helay Asad und Ahmad Waheed Ahmady

Aus dem Englischen adaptiert von Florian Weigand