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Katastrophe

Was bleibt vom Oxfam-Skandal?

10. Februar 2018

Nach dem Erdbeben in Haiti von 2010 haben Katastrophenhelfer von Oxfam mit Prostituierten gefeiert und mussten gehen. Nun wirft "The Times" der britischen NGO vor, andere NGOs nicht vor Ex-Mitarbeitern gewarnt zu haben.

Haiti Hilfe durch Oxfam
Bild: picture-alliance/dpa/Oxfam/F. Afonso

Die britische Tageszeitung "The Times" wirft der britischen Nichtregierungsorganisation (NGO) in einem Artikel eine "Kultur der Straflosigkeit" vor. Oxfam habe es versäumt, andere Hilfsorganisationen vor Mitarbeitern zu warnen, die wegen grober Verstöße gegen den Oxfam-Verhaltenskodex entlassen worden waren. Einige hätten sogar Empfehlungen von früheren Oxfam-Kollegen erhalten.

Während ihres Einsatzes in Haiti feierten Oxfam-Mitarbeiter Sexpartys mit Prostituierten in von Oxfam bezahlten Unterkünften und Hotelzimmern. Diese Vorwürfe bestätigte eine Oxfam-interne Untersuchung bereits im Jahr 2011. In dem Bericht konnte laut "The Times" nicht ausgeschlossen werden, dass Minderjährige an den Partys beteiligt waren.

Nach dem Erdbeben von 2010, bei dem 220.000 Menschen starben, waren die Katastrophenhelfer in den Karibikstaat entsandt worden.

Rücktritte, Entlassungen, aber keine Anzeigen

Der damalige Oxfam-Leiter in Haiti, Roland van Hauwermeiron, trat zurück. Disziplinarmaßnahmen gegen ihn, berichtet "The Times", seien jedoch nicht eingeleitet worden, obwohl er zugegeben habe, Prostituierte selbst bezahlt zu haben.

In einer Erklärung der Hilfsorganisation an die DW heißt es: "Oxfam nimmt Verstöße von Mitarbeitern gegen den Oxfam-Verhaltenskodex sehr ernst und ist diesen Vorwürfen umfassend nachgegangen, sobald sie bekannt wurden."

Die sechs anderen betroffenen Mitarbeiter seien für die Dauer der Untersuchung von der Arbeit suspendiert worden. Zwei hätten die Organisation, wie ihr Vorgesetzter, noch während der Untersuchungen verlassen. Die übrigen vier seien entlassen worden, als sich herausstellte, dass die Vorwürfe in Teilen zutrafen. Die sexuelle Ausbeutung Minderjähriger habe nicht bestätigt werden können.

Bezahlter Sex verstößt gegen den Kodex von Oxfam. Zudem ist Prostitution in Haiti illegal. Anzeige bei der haitianischen Justiz erstattete Oxfam jedoch nicht. Ein Sprecher der Organisation sagte der DW dazu, man haben seinerzeit rechtlichen Rat eingeholt, demnach hätte eine Anzeige kaum Aussichten auf Erfolg gehabt. 

Oxfam gibt sich transparent

Neben dem Vorwurf der "Straflosigkeit" weist Oxfam auch zurück, man habe die Vorgänge in Haiti versucht zu vertuschen: "Beides - sowohl die Untersuchung der Vorfälle als auch die darauf folgenden Maßnahmen - hatte Oxfam in Großbritannien damals öffentlich gemacht." Auch Empfehlungsschreiben hätten die betreffenden Mitarbeiter nicht erhalten, sagte ein Oxfam-Sprecher der DW.

Als Konsequenz aus den Vorfällen in Haiti habe die NGO zudem eine Hotline eingerichtet, unter der Fälle von sexueller Gewalt, Belästigung und Ausbeutung vertraulich gemeldet werden könnten.

Mit mehr als 5000 Mitarbeitern und 22.000 Freiwilligen ist Oxfam die fünftgrößte Hilfsorganisation Großbritanniens und erhält jährlich 300 Millionen Pfund von privaten Spendern und durch öffentliche Zuwendungen. Die britische Regierung kündigte inzwischen an, ihre Verbindungen zu Oxfam auf den Prüfstand zu stellen.

In einer früheren Version dieses Artikels hieß es irrtümlich, die Prostituierten seien von Geldern der Hilfsorganisation bezahlt worden. Wir bedauern diesen Fehler.

mb/stu/jdw/ (afp, The Times, Oxfam)

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