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"Aktion Arschloch" und Co.

Kristina Reymann-Schneider18. September 2015

Viele Deutsche heißen die Flüchtlinge willkommen und unterstützen sie ehrenamtlich im Alltag. Auch Prominente wie Die Ärzte, Udo Lindenberg oder Til Schweiger wollen Flüchtlingen helfen - mit Musik und einer Stiftung.

Screenshot der Website Aktion Arschloch
Bild: aktion-arschloch.de

Täglich kommen tausende Menschen als Flüchtlinge in Deutschland an. Von den meisten Deutschen werden sie freundlich empfangen. Dafür gibt es sogar ein Wort, das inzwischen in aller Munde ist: Willkommenskultur. Viele spenden Kleidung, helfen beim Einrichten der Notunterkünfte, begleiten Flüchtlinge zu den Ämtern. Mittlerweile sind bei der Menschenrechtsorganisation Pro Asyl rund 450 Initiativen gelistet, in denen sich Ehrenamtliche bundesweit engagieren. Und es werden täglich mehr, teilt Pro Asyl auf Anfrage mit.

"Flüchtlinge wollen mehr über Deutschland erfahren"

Auch die Projektmanagerin Yinka Kehinde unterstützt freiwillig Flüchtlinge. Seit Dezember 2014 kocht sie einmal im Monat gemeinsam mit Menschen, die aus ihrer Heimat geflohen sind. Sie stammen aus Eritrea und Guinea. Es kommen überwiegend Männer, nur zwei Frauen gehören zur Kochgruppe. Gebraten und gebrutzelt wird in der Evangelischen Familienbildungsstätte in der Kölner Südstadt; die staatlich anerkannte Weiterbildungseinrichtung stellt ihre Küche zur Verfügung. Beim Essen erfährt Yinka Kehinde dann, was den Flüchtlingen wichtig ist. "Sie wollen mehr über Deutschland erfahren", sagt sie. Deshalb möchte sie mit ihnen demnächst einen Ausflug ins Bonner Haus der Geschichte machen und eine Rallye durch Köln organisieren.

Flüchtlingshilfe fördert Freundschaften

Yinka Kehinde ist es wichtig, den Alltag mit den Flüchtlingen zu verbingen und gemeinsam etwas Schönes zu unternehmen – sei es eine Radtour oder ein Konzertbesuch. "So entstehen echte Freundschaften", ist sie überzeugt.

Jetzt plant Yinka Kehinde auch schon das nächste große Projekt. Sie will deutsche und geflüchtete Musiker zusammenbringen. Auf die Idee kam sie bei einem der letzten Kochtreffen. Ein Flüchtling rappte auf Französisch - und beeindruckte die Gruppe mit seinem Talent nachhaltig. Die Idee, ihn und weitere Musiker mit deutschen Musikern bekannt zu machen, war geboren.

Musiktheater mit Flüchtlingen und Deutschen

Flüchtlinge zu integrieren und mit ihnen gemeinsam etwas zu unternehmen reizte auch die Regisseurin Julia Huebner, die im August am Theater Augsburg "Zaide. Eine Flucht" inszenierte. Das Stück basiert auf Wolfgang Amadeus Mozarts unvollendetem Singspiel "Zaide", das sich um die Flucht zweier Sklaven aus dem Sultanspalast dreht. In Huebners Fassung zeigen Laiendarsteller aus Syrien, dem Irak und Nigeria ihre Version vom Ene der Flucht.

Freier Eintritt für Flüchtlinge

Auch die diesjährige Frankfurter Buchmesse rückt die Themen Meinungsfreiheit, Extremismus, Flucht und Vertreibung in den Fokus. Es sei die politischste Messe seit langem, sagte Direktor Juergen Boss. Um ein Zeichen der Solidarität zu setzen, gewährt die Buchmesse den Flüchtlingen in diesem Jahr freien Eintritt. Gruppen aus Eritrea und Syrien haben sich schon angemeldet; sie werden bei ihrem Besuch von muttersprachlichen "Paten" begleitet. Unterstützt wird die Messe dabei von Flüchtlingshilfsorganisationen.

Intergration bedeutet auch Teilhabe am kulturellen Leben

"Zur Integration und einem menschenwürdigen Leben für Flüchtlinge in Deutschland gehört auch die Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben. Das Bundesverfassungsgericht nennt dies das 'Grundrecht auf Gewährleistung eines menschenwürdigen Existenzminimums'", erklärt Andelka Krizanovic von Pro Asyl. Doch mehr als vier bis fünf Euro am Tag erhalten die Flüchtlinge nicht. "Alle paar Tage eine Fahrt mit dem Nahverkehr, ab und zu ins Internetcafé und die Telefonkosten zahlen - viel mehr ist damit nicht zu machen." Gerade deshalb sind ehrenamtliche Initiativen so wichtig, um Flüchtlinge in die Gesellschaft zu integrieren und ihnen die Teilhabe am Leben in Deutschland zu ermöglichen.

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