Was hilft bei Hitze? Trinken, Schatten und die "NINA-App"
9. Juli 2025
Es war heiß in Deutschland, sehr heiß: Am 2. Juli kletterte das Thermometer in Hamburg und Köln auf Werte von 37 Grad Celsius, an manchen Orten wurden Temperaturen von fast 40 Grad gemessen. Nicht wie in früheren Jahren erst Anfang August, sondern bereits Anfang Juli. Eine Entwicklung, die Experten auf den Klimawandel zurückführen. Im Radio, im Fernsehen und über die sozialen Medien wurden die Menschen aufgefordert, vor allem in den Mittagsstunden in den Wohnungen und Häusern zu bleiben.
Wie gehen Menschen in Berlin mit der Hitze um?
Auf den Straßen in Berlin fragte die DW die Menschen, wie sie sich auf die Hitze eingestellt hatten. Eine junge Frau zeigte ihren mitgebrachten Fächer: "Am Ende habe ich das hier." Eine andere Frau sagte: "Ich suche mir Abkühlung. Viel trinken, aber trotzdem die Sonne genießen." Und ein Mann ergänzte: "Ich habe meinen Hut dabei. Trinke viel Wasser und gehe in den Schatten."
Noch waren die Temperaturen in diesem Jahr nur an wenigen Tagen hintereinander derart hoch, nicht über einen längeren Zeitraum. Was kann der Staat tun, um die Menschen besser vor großer Hitze zu schützen? Nachfrage bei der Bundesregierung, in der Bundespressekonferenz in Berlin. Hier stehen dreimal in der Woche Sprecher aller Bundesministerien Rede und Antwort. Plant die Regierung nach der ersten Hitzewelle Anfang Juli neue Maßnahmen?
Eine Website zum Thema Hitzeschutz
Die Sprecherin des Gesundheitsministeriums, Sabine Grüneberg, sagt: "Sie wissen, dass Maßnahmen Sache der Länder und der Kommunen sind. Wir sind für die Information zuständig. Unter hitzeservice.de haben wir umfassende Informationen aufgelegt. Das Portal ist vor, so meine ich, zwei Jahren an den Start gegangen. Dabei geht es explizit auch um einzelne Bevölkerungsgruppen, zum Beispiel Alte und Kranke."
Tatsächlich gibt es die Website mit Informationen für die Kommunen und Länder seit 2023. Deutschland gehörte nicht zu den Vorreitern. Solche zentralen Informationen existieren in anderen Ländern wie etwa Frankreich schon lange.
Großbrand in Sachsen
Das Innenministerium ergänzt, dass die Bundeswehr immer bereitstehe, um vor allem bei Waldbränden zu helfen. So hätten Soldaten von Hubschraubern aus Wasser auf die heftigen Waldbrände vor allem in Sachsen und Brandenburg abgeworfen.
Dort konnten Feuerwehren, Technisches Hilfswerk und Anwohner seit dem 1. Juli das Allerschlimmste verhindern. Besonders betroffen war die Gohrischheide im Norden Sachsens. Dort brannte es tagelang auf einer Fläche von rund 2100 Hektar, eine Siedlung musste vorübergehend evakuiert werden.
Auch vor solchen Bränden warnt die "NINA-App" der Bundesregierung. Die App wurde vor zehn Jahren eingeführt und wird mittlerweile von zwölf Millionen Menschen genutzt. Sie enthält aktuelle Informationen und Warnungen zu Hochwasser- und Wetterlagen, also auch zur Hitze. Und neuerdings auch Warnungen der Polizei.
Ärzte warnen vor Verharmlosung der Hitze
Zurück nach Berlin. In Krankenhäusern, Altenheimen und Obdachlosenunterkünften sorgen an Hitzetagen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter noch mehr als sonst für genügend Wasser und vor allem Schutz vor der Sonne.
Peter Bobbert ist seit mehr als vier Jahren Präsident der Ärztekammer in Berlin. Der DW sagt er: "So eine Hitze sollte wirklich nicht unterschätzt werden. Wir müssen uns alle aktiv schützen, heiße Orte in der Stadt meiden, genug trinken - und vor allem auf die achten, die sich nicht genügend selbst schützen können." Hohe Temperaturen mindern nicht nur die Konzentration und Leistungsfähigkeit.
Immer wieder warnen Mediziner wie Bobbert: Hitze kann zu Herz- und Kreislaufversagen führen - das sind gerade für kranke und alte Menschen tödliche Gefahren.
Laut dem Verbraucherportal "Verivox" gab es 2023 in 13 Prozent der deutschen Wohnungen Klimaanlagen, im vergangenen Jahr waren es 19 Prozent. Im Moment ist die Nachfrage wieder geringer, Experten erklären das mit den hohen Stromkosten in Deutschland. Klimaanlagen fehlen aber vor allem noch in Krankenhäusern, Pflegeheimen und Schulen.
Hitze auf einer Baustelle in München
Bauarbeiter auf der Straße können der Hitze kaum entgehen - in der großen Hitze Anfang Juli etwa in München. Ein Bauarbeiter erzählt, dass er und seine Kolleginnen und Kollegen normalerweise 100 Meter an neuem Straßenbelag schaffen pro Tag, heute werden es wohl nur 50 bis 60 werden.
Bauingenieurin Charikleia Kagiaoglo ergänzt: "Wir trinken genug, wir machen viele Pausen, und machen es uns so angenehm wie möglich auf der Baustelle."
Städte härter betroffen als das Land
An solche Berufsgruppen erinnert Kerstin Blum, Geschäftsführerin der Stiftung Gesunde Erde. Die Stiftung wurde vor fünf Jahren von dem Mediziner Eckart von Hirschhausen gegründet, den viele Deutsche als Ratgeber, Buchautor und Quizmaster aus dem Fernsehen kennen.
Blum sagt: "Menschen, die sich bei der Arbeit der Hitze und UV-Belastung nicht entziehen können oder auch schwere Arbeits- und Schutzkleidung tragen müssen, etwa auf dem Bau, in der Landwirtschaft, bei der Pannenhilfe, sind besonders gefährdet."
Menschen in der Stadt seien stärker betroffen als die auf dem Land: "Menschen in Städten, vor allem auch in sozial benachteiligten Gebieten, die häufig weniger grün sind, sind besonders stark belastet und haben oft weniger Möglichkeiten, der Hitze zu entfliehen."
Kerstin Blum hat eine klare Forderung an alle Politiker: "Wir brauchen wirksamen Klimaschutz, sonst wird der Sommer zukünftig für sehr viele Menschen von einer besonders schönen zu einer besonders gefährlichen Jahreszeit."
6000 Hitzetote in zwei Jahren
Das zeigen auch aktuelle Zahlen: Laut dem Robert Koch-Institut in Berlin, der zentralen Forschungsstelle für Fragen der Biomedizin in Deutschland, sind in den Jahren 2023 und 2024 rund 6000 Menschen in Deutschland infolge von Hitze gestorben. Das waren mehr Todesopfer, als im Straßenverkehr beklagt werden mussten - im Verkehr starben in den beiden Jahren rund 5600 Menschen.
Der Versicherer Allianz erklärte, er rechne in der EU mit einer Steigerung bei den Gesundheitskosten durch die Hitzewellen von rund 4,9 Prozent allein in diesem Jahr. Für Deutschland würde das einen Betrag von rund 25 Milliarden Euro bedeuten.
Auf der Website "DasWetter.com" ist nachzulesen, dass Experten die nächste flächendeckende Hitzewelle in Deutschland schon bald erwarten.